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Strategischer Siemens-Partner: Ist das die schlechteste Aktie Europas?

Digitale Transformation
Foto: Getty Images

In den vergangenen Jahren hat Siemens (WKN: 723610) mehrfach Unternehmensteile an den französischen IT-Konzern Atos (WKN: 877757) abgegeben. Gleichzeitig stieg Atos zu einem der wichtigsten Partner von Siemens auf, wenn es um Themen wie die digitale Transformation ging. Was aussichtsreich wirkte, entwickelte sich für das Unternehmen zu einem Desaster, wie man am Kurschart ablesen kann: Fast minus 90 % in fünf Jahren!

Doch nun steht eine neue Zeitrechnung an für Atos. Und damit könnte das Interesse an der Aktie zurückkommen. Theoretisch.

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Ein europäischer Champion?

Natürlich gibt es zahlreiche Aktien, die in den letzten Jahren massiv verloren haben. Aber unter den großen etablierten Konzernen gibt es in Europa wohl nur wenige, die mit der Größe der Enttäuschung bei Atos mithalten können.

Atos schien großartige Potenziale zu haben. Mit augenscheinlich geschickten Deals betätigte sich der Konzern als Marktkonsolidierer und erreichte so eine führende Position unter den europäischen IT-Konzernen. Die seit der Abgabe von Siemens IT Solutions and Services bestehende strategische Kooperation mit Siemens wurde 2015 vertieft und 2020 um weitere fünf Jahre verlängert.

Bis heute ist Siemens über seinen Pensionsfonds größter Aktionär. „Wir schaffen einen europäischen Champion“, meinte der damalige Siemens-Chef Peter Löscher. Und vieles sprach tatsächlich dafür, dass er recht bekommen würde. Atos beschäftigt sich schließlich mit den wichtigsten IT-Trends, egal ob es um Cybersecurity, künstliche Intelligenz, digitale Kollaboration, Internet der Dinge oder Hochleistungsrechner geht.

Und mit Worldline (WKN: A116LR) gehörte einer der gefeierten Zahlungsdienstleister zum Atos-Konzern. Auch diese Aktie hat allerdings praktisch sämtliche Gewinne der letzten fünf Jahre wieder abgegeben. Dabei hieß doch das Versprechen, dass die Entlassung in die Unabhängigkeit dem Unternehmen weiteren Auftrieb verleihen würde.

Vor wenigen Tagen hat sich Atos von den übrigen Anteilen getrennt, um seine Liquidität aufzubessern.

Die Ursachen des Desasters bei Atos

Hier ging offenbar einiges schief. Andere Konzerne wie etwa Capgemini (WKN: 869858), die ähnlich positioniert sind, haben zwar zuletzt auch zum Teil deftige Kursverluste hinnehmen müssen. Aber auf Sicht von fünf Jahren liegen die meisten im Plus. Selbst die vielkritisierte IBM (WKN: 851399) konnte ihr Niveau zumindest halten.

Immer wieder enttäuschte Atos seine Aktionäre. 2020 meldeten Wirtschaftsprüfer Bilanzunregelmäßigkeiten. Vor einem Jahr verschreckte sie ein stark gesenkter Ausblick. Von einem Vertrauensbruch war die Rede. Hektisch versicherte das Management, dass man aussichtsreich am Umbau in Richtung Cloudgeschäft arbeite und über einen Stellenabbau seine Kostenposition verbessern würde.

Um vom Digitalisierungsgeschäft während der Hochzeit der Pandemie zu profitieren, war Atos hingegen offenbar noch nicht optimal aufgestellt, weil das alte Client-Server-Modell noch dominierte und zum Auslaufmodell wurde.

Die Kostenprobleme hielten weiter an. In Verbindung mit Projektverzögerungen musste das Management den Aktionären im Januar eine weitere Gewinnwarnung mitteilen.

Atos schlägt nun ein neues Kapital auf

Nach so viel Ärger stieg der Unmut bei den Aktionären. Drastische Einschnitte und Veränderungen wurden gefordert. Das Management lieferte nun im Juni einen Plan, wie der Turnaround gelingen könnte. Big Data und Cybersecurity sollen in einem neu geschaffenen eigenständigen Unternehmen unterkommen, während das Outsourcing- und IT-Management-Geschäft bei Atos verbleiben.

Aber auch das kam überhaupt nicht gut an bei den Anlegern. Der vortragende CEO wird das Unternehmen nach nur sechs Monaten im Amt verlassen und Präsident Meunier soll auch gehen, wenn es nach dem Willen einiger aktivistischer Investoren geht. Nathalie Sénéchault wiederum hat am 1. Juli als neue Finanzchefin begonnen.

Es ist also durchaus angerichtet für einen Neuanfang. Aber Atos hat erhebliche Finanzprobleme. In einem Kommentar der Washington Post ist die Rede davon, dass Atos eine Arche bauen wolle, nachdem die Flut schon zugeschlagen habe. Anstatt alles dafür zu tun, um die operativen Kennzahlen zu verbessern, werde jetzt ein Umbau angestoßen, der geschätzt 1,6 Mrd. Euro an Finanzmitteln erfordere.

Ein großes Desaster für Atos, ein kleines für Siemens

Das aufgerissene Loch in der Pensionskasse von Siemens wird so vermutlich nicht so schnell gefüllt. Und man muss sich auch fragen, was die einst hochgelobte strategische Partnerschaft noch wert ist. Hätte Siemens nicht bessere Partner verdient?

Eine Stabilisierung auf diesem außerordentlich tiefen Niveau ist zwar gut denkbar, aber mit großen Sprüngen würde ich angesichts der immensen Herausforderungen bei Atos nicht rechnen. Dennoch lasse ich mich gern positiv überraschen.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm gemanagtes Zertifikat an der Kursentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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