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Rivian-Aktie unter dem IPO-Preis von 78 Dollar – ist jetzt der Zeitpunkt zum Kauf?

Fiverr-Aktie
Foto: Getty Images

In 3 Sätzen

  • Das Abrutschen von Tech-Aktien wirkt sich auf die EV-Branche aus.
  • Die Bewertung ist hoch, aber der Grund für den jüngsten Kursrückgang der Rivian-Aktie ist nicht wirklich nachvollziehbar. 
  • Es gibt viel bessere Kaufmöglichkeiten im EV-Bereich als Rivian.

Der Aktienkurs von Rivian Automotive (WKN: A3C47B) fiel am vergangenen Freitag kurzzeitig auf 75,13 US-Dollar pro Aktie, bevor sie bei 79,95 US-Dollar schlossen. Es war das erste Mal, dass die Rivian-Aktie unter den Preis des Börsengangs (IPO) von 78 US-Dollar pro Aktie fiel. Das Abrutschen markiert einen Rückgang von mehr als 55 % gegenüber dem Allzeithoch von 179,47 US-Dollar, das am 16. November 2021 erreicht wurde. 

Schauen wir doch mal, was jetzt für und gegen die Aktie spricht.

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Der Markt hat nicht immer recht

Howard Smith: Die Märkte liegen nicht immer richtig – das kann einem durchaus helfen. Während die Aktien von Rivian in letzter Zeit im Einklang mit vielen wachstumsstarken Tech-Namen gefallen sind, kam einer der größten Einbrüche mit der Nachricht, dass Amazon eine Partnerschaft mit der Chrysler-Muttergesellschaft Stellantis eingeht, um sein Angebot an elektrischen Lieferwagen zu ergänzen. Investoren wussten nur, dass Amazon – ein früher Investor in Rivian – eine erste Bestellung von bis zu 100.000 Lieferwagen bei Rivian aufgegeben hatte. Diese Beziehung verlieh einer Investition in Rivian viel Glaubwürdigkeit und Versprechen. 

Was einigen Investoren jedoch entgangen sein könnte, war die Aussage eines Amazon-Sprechers gegenüber CNBC: „Wir wussten immer, dass unsere ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele für die letzte Meile mehrere Anbieter von elektrischen Lieferwagen erfordern würden. Wir sind nach wie vor begeistert von unserer Beziehung zu Rivian, und dies ändert nichts an unserer Investition, der Zusammenarbeit oder dem Umfang und dem Zeitpunkt der Bestellung.“

Rivian meldete, dass es Ende 2021 seine ersten 1.000 Fahrzeuge produziere. Die derzeitige jährliche Produktionskapazität in seinem Werk in Illinois beträgt nur 150.000 Fahrzeuge, obwohl das Unternehmen bereits Investitionen tätigt, um diese auf 200.000 Fahrzeuge zu erhöhen. Und es hat Pläne für eine zweite Produktionsstätte in Georgia angekündigt, wo man 2024 die Produktion aufnehmen will.

In Wirklichkeit bedeutet die Tatsache, dass Amazon seine Bestellungen im Moment verteilt, für Rivian also gar nichts. Das Unternehmen könnte nicht mehr für Amazon produzieren, wenn es gleichzeitig plant, die mehr als 71.000 Reservierungen für den R1T-Pickup-Truck zu erfüllen, die es bereits hat. 

Wenn man bereit war, zu seiner frühen Bewertung langfristig in Rivian zu investieren, bietet der jüngste Kursrückgang nur einen besseren Einstiegspunkt. Jede Investition in Rivian ist spekulativ, aber wenn sich ein Anleger aufgrund des potenziellen Erfolgs des Unternehmens dazu entschlossen hat, diese Chance zu ergreifen, bietet der jüngste Rückschlag auf den Preis des Börsengangs eine Gelegenheit. 

Noch zu früh, um zu kaufen

Daniel Foelber: Die Rivian-Aktie ist so günstig wie noch nie. Aber das macht sie nicht automatisch zum besten Kauf in diesem Bereich. Wie Howard schon sagte, kann der Markt kurzfristig falsch liegen. Aber in diesem Fall gibt es gute Gründe, warum Rivian in diesem Jahr so viel schlechter abgeschnitten hat als andere große Autohersteller.

Wenn eine einzelne Aktie sinkt, während ihre Branche steigt, ist das in der Regel ein Warnsignal. Der Markt sagt uns, dass er Rivian im Vergleich zu seinen Konkurrenten neu bewertet. Ford war letztes Jahr um diese Zeit 40 Mrd. US-Dollar wert. Jetzt ist es über 100 Mrd. US-Dollar wert. Am 31. Dezember 2021 war Rivian 93,4 Mrd. US-Dollar und Lucid Group 62,6 Mrd. US-Dollar wert. Nun sind beide etwa 70 Mrd. US-Dollar wert.

Der Vergleich mit Lucid ist besonders interessant. Rivian verfügt über doppelt so viel Cash wie Lucid, mehr als das Dreifache der bestehenden Produktionskapazitäten von Lucid und etwa die vierfache Anzahl von Reservierungen. Von Anfang an zeichnet sich ab, dass Rivian ein größeres und massiveres Unternehmen sein wird als Lucid. Doch was Lucid an Größe fehlt, macht es mit Verantwortungsbewusstsein wieder wett.

Der Hauptunterschied zwischen Lucid und Rivian liegt nicht in der Technologie oder dem Marktpotenzial. Es liegt darin, dass Lucid weiterhin seine Ziele erreicht, während Rivian bereits zu viele Versprechungen gemacht und zu wenig geliefert hat. Zudem hat der Chief Operating Officer im Dezember das Unternehmen verlassen.

Für ein junges Unternehmen, dessen Wert sich aus einer vagen Vorstellung davon ableitet, was es sein könnte, und nicht von dem, was es heute ist, ist es wichtig, die Erwartungen zu übertreffen. Angesichts der starken Konkurrenz von Ford und General Motors auf dem Pickup-Markt sowie von Tesla und mehreren anderen Luxusautoherstellern auf dem Limousinenmarkt bleibt Lucid und Rivan kein Spielraum für Fehler. Die Uhr tickt für beide Unternehmen, und 2022 ist ein Jahr, in dem sie sich beweisen müssen. Rivian muss das Vertrauen der Investoren gewinnen. Solange das nicht der Fall ist, lohnt es sich nicht, die Aktie zu kaufen.

Das persönliche Risikobewusstsein entscheidet

Für EV-Investoren sind Probleme in der Autoindustrie nichts Neues. Stark gegensätzliche Meinungen über Tesla gibt es seit der Gründung des Unternehmens und sie halten bis heute an. Rivian und andere Neulinge wie Lucid werden wahrscheinlich mit der gleichen Mischung aus Faszination und Skepsis konfrontiert sein, bis sie scheitern oder in die Visionen ihrer Gründer hineinwachsen.

Wer sich für ein risikoreiches und lukratives Unternehmen wie Rivian interessiert, sollte den Zeitpunkt wählen, der am besten zur persönlichen Risikobereitschaft passt.

Sollte Rivian ein großer Erfolg werden, dann wird der Kauf der Aktie jetzt wahrscheinlich mehr Gewinn bringen, als wenn sie sich erst einmal etabliert hat. Wenn Rivian scheitert, wird man wahrscheinlich viel mehr Geld verlieren, als wenn man abwartet, ob es nicht doch noch weiter bergab geht.

Tesla jetzt zu kaufen, wo es ein hochprofitables, ausgefeiltes Unternehmen ist, ist weniger riskant als der Kauf von Tesla vor ein paar Jahren. Allerdings sind einem dann auch die 2.670 % Wachstum seit 2019 entgangen.

Trotz unserer unterschiedlichen Meinungen zu Rivian sind Howard und ich uns einig: Wenn einem Rivian gefällt und man die Aktie die nächsten Jahrzehnte halten will, dann ist jetzt wahrscheinlich ein guter Zeitpunkt, um einzusteigen.

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Daniel Foelber besitzt keine der angegebenen Aktien, Howard Smith besitzt Aktien von Amazon und Lucid Group. The Motley Fool besitzt Aktien von Amazon und Tesla. Dieser Artikel erschien am 17.1.2022 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.



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