Ist die Rally der Tech-Aktien endgültig vorbei?
An der Börse geht es seit einigen Tagen gefühlt nur noch bergab. Insbesondere die Tech-Aktien, die zu den besten Performern der letzten Jahre gehörten, verlieren überdurchschnittlich stark. Der technologielastige Nasdaq Composite Index hat deshalb besonders stark gelitten. Seit dem Allzeithoch Ende November bei 16.212 Punkten hat der Index schon ein Viertel an Wert verloren und steht gerade noch bei 13.769 Punkten (Stand: 21.01.2022, relevant für alle Kurse).
Andere Indizes, die weniger von Technologieunternehmen dominiert werden, haben sich dagegen deutlich besser entwickelt. Der DAX beispielsweise hat seit seinem Allzeithoch, das ebenfalls im vergangenen November erreicht wurde, nur knapp 5 % an Wert verloren. Eigentlich ist der starke Kursverfall also größtenteils auf Tech-Aktien begrenzt.
Aber woran liegt das eigentlich? Sehen wir hier vielleicht gerade eine Überreaktion auf die Ankündigung steigender Leitzinsen? Oder waren die Bewertungen vieler Aktien vielleicht unrealistisch hoch und jetzt sehen wir das Platzen dieser Blase?
Ist die Tech-Aktien-Blase geplatzt?
Sieht man sich die besonders stark gefallenen Aktien und die dazugehörigen Kennzahlen an, fallen ein paar Dinge direkt ins Auge. Einerseits sind es insbesondere die Aktien, die in den letzten Jahren besonders stark zugelegt haben, die sich jetzt unter den Verlierern wiederfinden. Aber nicht nur das! Tatsächlich sind diese Unternehmen im Verhältnis zum Gewinn je Aktie auch sehr hoch bewertet.
Sehen wir uns das anhand eines Beispiels an.
Unter den zehn größten Verlierern in diesem Jahr im Nasdaq-Index findet sich die Aktie von Nvidia (WKN: 918422) wieder. Die Nvidia-Aktie hat am selben Tag wie der Nasdaq-Index ihr Allzeithoch erreicht. Seitdem ist der Kurs um 33 % auf aktuell noch 233 US-Dollar eingebrochen. Damit kostet die Aktie aber immer noch viermal so viel wie Anfang 2020, also kurz bevor die große Rally der Tech-Aktien ihren Anfang nahm.
Hohes Risiko dank hoher Bewertungen
Das große Problem daran ist, dass der Aktienkurs sehr viel stärker zugelegt hat als der Gewinn. 2019 hat Nvidia beispielsweise einen Gewinn je Aktie von 4,52 US-Dollar erzielt. Für eine Nvidia-Aktie musste man damals etwa das 50-Fache des Gewinns bezahlen. Schon das ist ein sehr hoher Wert, der ein hohes Gewinnwachstum impliziert. Aber aktuell liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) trotz des Kurssturzes noch deutlich höher als damals!
Die Zahlen für das vierte Quartal werden erst in den kommenden Wochen veröffentlicht. Deshalb nehmen wir an dieser Stelle die Ergebnisse der zwölf Monate bis Ende September 2021 als Grundlage. In diesem Zeitraum lag der Gewinn je Aktie bei 3,25 US-Dollar je Aktie. Der Wert liegt niedriger als die Vorjahreswerte, weil es im Sommer 2021 einen Aktiensplit gab.
Auf Basis dieses Gewinns liegt das KGV nun aber immer noch bei sehr hohen 72. Zwar wird das tatsächliche Ergebnis wohl etwas höher liegen, als hier angenommen. Aber an der Größenordnung des KGV ändert das nichts. Um ein KGV von 72 zu rechtfertigen, muss Nvidia auch in den nächsten Jahren mit extrem starken Gewinnen glänzen. Sollte Nvidia die Erwartungen der Anleger nicht erfüllen können, wird die Aktie mit hoher Wahrscheinlichkeit noch weiter einbrechen. Was passieren kann, wenn man diese Erwartungen enttäuscht, konnte man vor wenigen Tagen bei der Netflix-Aktie (WKN: 552484) sehen. Hier ging es an einem einzigen Tag um mehr als 20 % bergab.
Nvidia ist natürlich nur eins von vielen Beispielen, die sich finden lassen. Insgesamt scheint es aber gerade so zu sein, dass die Euphorie der vergangenen Jahre verflogen ist und sich die Bewertungen dem Marktniveau annähern. Vielleicht ist es übertrieben, von einer Blase zu sprechen. Aber die Zeichen mehren sich, dass die Erwartungen einfach zu groß und die Kurse deshalb zu hoch waren. Mit den Zahlen für das letzte Jahr dürfte es deshalb bei der einen oder anderen Aktie noch weitere Rückschläge geben.
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Dennis Zeipert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Netflix und Nvidia.