Mach dir selbst ein Geschenk: Vergiss das Kurs-Gewinn-Verhältnis
Welche Kennzahl ist die beliebteste in der Berichterstattung über den Aktienmarkt? Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)! Jeder Einsteiger kennt es, jede Depotbank und jede Finanzseite zeigt es an. Es gibt aber zahlreiche Herausforderungen. Es fängt schon damit an, welcher Gewinn aus welchem Jahr verwendet wird. Schließlich könnte man den Gewinn aus dem letzten Geschäftsbericht, rollierend über die letzten zwölf Monate oder den Erwartungswert für das laufende Geschäftsjahr verwenden.
Wenn du nicht sicher weißt, wie das KGV ermittelt wurde, solltest du dich als Anleger nicht zu sehr auf die veröffentlichten Werte verlassen. Allerdings gibt es auch methodische Probleme, weshalb du die Kennzahl ohnehin besser ganz aus deiner Aktienbewertung ausklammern solltest. Dazu wollen wir uns zunächst die Komponenten genauer ansehen und sie in den Kontext der Performance-Bestandteile setzen.
Die Bestandteile vom Kurs-Gewinn-Verhältnis
Der Kurs spiegelt die aktuelle Marktkapitalisierung des Unternehmens wider. Dabei handelt es sich jedoch nur um die Kosten für den Erwerb des ausstehenden Eigenkapitals. Dabei bleibt das Fremdkapital allerdings unberücksichtigt. Ein potenzieller Käufer müsste dies mit erwerben. Dazu könnte er aber auch die vorhandene Liquidität nutzen. Die Nettoverschuldung sollte daher ein wesentlicher Bestandteil einer Aktienbewertung sein.
Darüber hinaus ist der Gewinn bzw. der Jahresüberschuss auch nicht der geeignetste Maßstab für die Bewertung der den Aktionären zur Verfügung stehenden Geldströme. Unternehmen können durch unterschiedliche Auslegungen der Rechnungslegungsvorschriften die ausgewiesenen Gewinne aber relativ stark manipulieren. Mich als Aktionär interessieren vielmehr die Cashflows, die für Wachstumsinvestitionen, Dividendenzahlungen und Aktienrückkäufe zur Verfügung stehen.
Zudem lässt das Kurs-Gewinn-Verhältnis die Berücksichtigung von Wachstum völlig außer Acht. Das ist der Hauptgrund, warum sich ein hohes KGV in wenigen Jahren relativieren kann. Eine isolierte Betrachtung eines statischen KGV, wie sie in verschiedenen Medien propagiert wird, kann daher kaum Grundlage für eine Investitionsentscheidung sein.
Die sinnvollste Alternative
Einer der prominentesten Fans der Free Cashflow-Rendite ist Terry Smith. Der Fondsmanager wird oft als der britische Warren Buffett bezeichnet. Die großen Vorzüge der Kennzahl liegen darin, dass sie den Unternehmenswert inkl. Verschuldung verwendet. Ins Verhältnis dazu setzt man die freien Cashflows, die das Unternehmen im laufenden Jahr erwirtschaftet. Das ist der Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit abzüglich dem Mittelabfluss für Investitionen. Ein Management kann diese viel weniger verfälschen.
Um auch das Wachstum zu berücksichtigen, schätzt Terry Smith, wie hoch die Rendite auf den freien Cashflow in fünf Jahren sein könnte. Natürlich kommt bei dieser Betrachtung eine gewisse Ungenauigkeit ins Spiel. Aber das ist bei Prognosen immer der Fall. Deshalb investiert er auch in Unternehmen mit hoher Qualität und lässt die Finger von einer Aktie, wenn sie ihm zu teuer erscheint.
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