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Alles über Inflation: Definition, Prognosen und Folgen für die Aktienmärkte

Euro Geldscheine
Foto: Getty Images

In Deutschland, Europa und den USA steigt die Inflation in 2021 immer weiter an. Niemand weiß so recht, ob sich der Anstieg fortsetzen oder abkühlen wird. Für beide Seiten gibt es derweil gute Argumente und bekannte Vertreter. Zuletzt schalteten sich etwa Twitter– und Square-CEO Jack Dorsey sowie Starinvestorin Cathie Wood in die Diskussion ein.

Doch was ist Inflation eigentlich? Welche Argumente sprechen für eine weiter steigende oder fallende Inflation in 2021 und darüber hinaus? Und was bedeutet all das für die Aktienmärkte? Hier erfährst du all das.

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Was ist Inflation?

Inflation besteht, wenn das Preisniveau von Gütern und Dienstleistungen zunimmt. Wenn also die Inflationsrate bei 4,5 % liegt (wie sie es in Deutschland im Oktober 2021 der Fall war), dann heißt das, dass die Preise in einem durchschnittlichen Warenkorb von Dingen, die Max Mustermann kauft, um 4,5 % zugelegt haben.

Nehmen wir weiter an, dass Max über ein Girokonto verfügt, auf das er voriges Jahr 100 Euro eingezahlt hat. Dieses Geld hat nun eine geringere Kaufkraft als vorher. Er kann mit seinem Guthaben nun nicht mehr den gesamten Warenkorb kaufen, sondern nur noch einen Teil davon – jenen Teil, der vor einem Jahr noch genau 95,69 Euro gekostet hat. Über die Jahre kann dieser Effekt richtig stark werden. Und je höher die Inflationsrate ist, desto schneller verlieren Max’ 100 Euro an Wert.

Normalerweise versucht die Europäische Zentralbank (EZB), die Inflationsrate bei etwa 2 % zu halten. Vorübergehende Ausbrüche nach oben und unten sind okay, es sollte aber auch dabei bleiben. Niemand weiß, ob die in 2021 erhöhte Inflationsrate nur ein vorübergehender Ausbruch ist oder der Beginn einer Phase mit starken Preissteigerungen.

Wird die Inflation in Deutschland weiter steigen?

Nachdem die Inflation in Deutschland in den vergangenen Jahren oft nahe der Nulllinie lag, liegt sie seit dem Sommer deutlich höher. Dafür gibt es verschiedene Gründe: In den Industriestaaten, allen voran die USA, haben die Regierungen und Zentralbanken unfassbar viel Geld in die Wirtschaft gepumpt. Wenn die Geldmenge schneller zunimmt als die Wirtschaftsleistung, erwarten Ökonomen früher oder später Inflation. In Deutschland hat auch die vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer einen Einfluss auf die Inflationsrate, die dadurch in 2021 künstlich erhöht ist.

Welche Gründe sprechen dafür, dass die Inflationsraten weiter ansteigen?

  • Die Deglobalisierung: In den letzten Jahrzehnten hatte die Globalisierung eine preisdämpfende Wirkung. Es fand sich immer ein asiatischer Massenproduzent, der Waren noch günstiger herstellen wollte. Doch dieser Trend scheint sich angesichts von Handelskriegen und wackligen internationalen Lieferketten umzukehren. In Zukunft dürfte weniger Produktion in Niedriglohnlänger abwandern, die Produktpreise könnten daher steigen.
  • Der Klimawandel: Die Dekarbonisierung der Wirtschaft wirkt gleich doppelt auf die Preise: In einer ersten Welle müssen die Unternehmen mehr für Emissionen zahlen, da sich der CO2-Preis verteuert. Um das zu vermeiden, müssen Unternehmen dann auch noch in eine klimafreundlichere Produktion und grünere Produkte investieren, was noch einmal Geld kostet. Die Unternehmen dürften diese Kosten an die Verbraucher weitergeben. Schätzungen zufolge könnte all das die Inflationsrate um einen halben Prozentpunkt anheben.
  • Der demografische Wandel: Allein in Deutschland könnte die erwerbsfähige Bevölkerung bis 2035 um vier bis sechs Millionen Menschen zurückgehen. Andere Industrieländer und sogar China könnten unter derselben Dynamik leiden. Ein verknapptes Arbeitsangebot wird zunehmende Löhne zur Folge haben, worauf die Unternehmen wiederum mit Preiserhöhungen reagieren könnten.
  • Die Ohnmacht der EZB: Steigende Zinsen sind die größte Waffe der Zentralbanken gegen eine zu hohe Inflation, da sie die Sparlaune verbessern und den Investitionsdrang senken. Doch den EZB-Bankern sind bei ihrer Zinspolitik vermutlich die Hände gebunden. Erhöhen sie die Zinsen, drohen einige Euro-Mitgliedsstaaten unter ihren riesigen Schulden zu zerbrechen. Eine hohe Inflation wiederum hilft den Regierungen beim Abstottern ihrer Verbindlichkeiten. Die EZB könnte sich daher gezwungen sehen, auch bei anhaltend hohen Inflationsraten die Füße stillzuhalten.

Was spricht für fallende Inflation?

Das alles klingt ziemlich bedrohlich. Doch es gibt auch gute Gründe, weshalb die Inflationsraten schon bald auf weniger beunruhigende Niveaus zurückkehren könnten:

  • Die wenig organisierte Arbeiterschaft: Weiter oben haben wir bereits den Zusammenhang zwischen Lohnkosten und Inflation kennengelernt. Als ein Hauptauslöser von Inflation gilt eine sogenannte Lohn-Preis-Spirale: Die Inflationserwartungen steigen, weshalb Arbeitnehmer höher bezahlt werden wollen, was für die Unternehmen wiederum in höheren Lohnkosten resultiert. Diese gleichen sie durch höhere Preise aus, was den Kreislauf von vorn beginnen lässt. Die Gefahr einer solchen Spirale ist heute jedoch ungleich niedriger als noch vor einigen Jahrzehnten, da die Arbeiterschaft im Jahr 2021 nicht mehr so stark organisiert ist wie früher.
  • Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes: Ebenfalls weiter oben habe ich den Zusammenhang zwischen Geldmenge, Wirtschaftsleistung und Inflation beschrieben. Es gibt noch eine vierte Variable: die Geschwindigkeit, mit der das Geld in der Wirtschaft zirkuliert. Wenn Menschen und Unternehmen mehr sparen und weniger ausgeben, fließt das Geld insgesamt weniger schnell durch die Wirtschaft, was im Endeffekt den gleichen Effekt hat wie eine Senkung der Geldmenge. Genau diesen Trend beobachten wir schon seit einigen Jahren.
  • Innovation: Neue technologische Entwicklungen wirken oft deflationär: Man bekommt mehr für das gleiche Geld. Wenn Verbraucher ebendies für die Zukunft erwarten, dann könnten sie verstärkt Ersparnisse horten, was wiederum die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes senkt. Gleichzeitig sind Unternehmen gezwungen, alte und überholte Produkte zu Minipreisen auf den Markt zu werfen, was ebenfalls die Preise drückt.
  • Einmaleffekte: Die rasant gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die neue CO2-Abgabe, die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf den ursprünglichen Satz – all das sind Effekte, die nur ein Mal auf die Inflationsrate wirken. Ein Großteil der Störungen in den Lieferketten, die wir derzeit erleben, ist vergleichbar mit dem Klopapiermangel des letzten Jahres, als viele Menschen doppelt und dreifach über Bedarf einkauften. Auch diese Situation hielt nur kurze Zeit an.

Was bedeutet das alles für die Aktienmärkte?

Du hast nun einige Argumente für weiter zunehmende und wieder fallende Inflation in Deutschland und anderswo kennengelernt. Was bedeutet das nun für dich als Anleger in Aktien?

Ich hatte weiter oben angesprochen, dass die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes rückläufig ist. Das nicht ausgegebene Geld lagert natürlich trotzdem irgendwo: Es ist in Vermögenswerte wie Immobilien und Aktien geflossen und hat dort für eine Art Inflation gesorgt, die von den bekannten Inflationskennzahlen nicht erfasst wird.

Anleger haben also vom billigen Geld der Zentralbanken profitiert. Sollte die Inflation steigen, könnte die EZB die Geldschleusen schließen, was den umgekehrten Effekt auf die Aktienmärkte haben könnte. Dennoch sind Aktien ein hervorragender Schutz gegen Inflation. Denn Unternehmen können Inflation mit Preiserhöhungen kontern, was die Gewinne erhöht und im Endeffekt die Aktienkurse treibt. Geld auf dem Girokonto dagegen wird in jedem Fall langfristig von der Inflation aufgefressen.

Wird die Inflationsrate weiter klettern oder wieder sinken? Wir wissen es alle nicht. Am Ende liegt der größte Inflations-, aber auch Deflationstreiber in den Erwartungen der Bevölkerung und der Unternehmen. Erwarten sie Inflation, verhalten sie sich dementsprechend, und lösen allein dadurch Preissteigerungen aus. Genau das ist übrigens der Grund, warum sich die Zentralbanken so sehr darin üben, die Inflation als vorübergehend zu bezeichnen: Sie wollen die Erwartungen in Schach halten.

Du als Investor in Aktien kannst wenig tun, um dich vor der Inflation zu retten. Du kontrollierst sie nicht. Aber die guten Argumente auf beiden Seiten zeigen: Es schadet nicht, mental auf alles vorbereitet zu sein.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Square. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Square und Twitter.



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