Evergrande beweist einmal mehr: Die „Weniger ist mehr“-Strategie zahlt sich am Aktienmarkt aus
Die Situation rund um den angeschlagenen chinesischen Immobilienkonzern Evergrande (WKN: A2APDK) scheint sich zu beruhigen. Zwar ließ der Konzern am Freitag eine viel beachtete Zahlungsfrist für Anleihezinsen verstreichen. Doch Experten gehen zunehmend von einer Intervention durch die chinesische Regierung aus, um den mit 300 Mrd. US-Dollar verschuldeten Konzern zu retten.
Das beruhigte nicht nur die Evergrande-Aktie, sondern auch den Aktienmarkt. Der DAX 40 schloss am Montag erneut im Plus und nur 2,5 % unter seinem Allzeithoch. Der Crash von letzter Woche ist schon wieder ausgebügelt. Und das, obwohl einige Marktbeobachter zwischenzeitlich von einer möglichen Neuauflage der Immobilien- und Finanzkrise sprachen.
Keiner weiß, welche Folgen das Evergrande-Drama haben wird
Das Drama rund um Evergrande ist noch nicht vorüber. Selbst, wenn der Konzern gerettet werden kann, könnte es unangenehme Langzeitfolgen geben. So könnten etwa Investoren das Interesse am chinesischen Immobilienmarkt verlieren, während sich für Immobilienfirmen die Finanzierungsbedingungen verschlechtern. Das wiederum wäre schlecht für das Wirtschaftswachstum im Reich der Mitte, an dem der Immobiliensektor einen gewichtigen Anteil hat.
Es könnte jedoch auch anders kommen: Andere Analysten sehen Evergrande als „klärendes Gewitter“, das am Trend steigender Immobilienpreise langfristig nichts ändert. Obgleich sich das Tempo des Anstiegs etwas beruhigen könnte.
Aus all dieser Unsicherheit lässt sich eine wichtige Lektion ziehen: Am Aktienmarkt zahlen sich ruhige Hände aus. Wer am 20. September panisch auf den Crash reagierte und Aktien verkaufte, der muss jetzt zu höheren Kursen wieder einsteigen – obwohl wir noch immer keine Klarheit haben, wie es mit dem angeschlagenen Immobilienkonzern weitergeht. Die bessere Alternative war es, einfach nichts zu tun.
Oft reicht ein kurzer Blick auf die Geschäftsmodelle deiner Aktien, um dich zu beruhigen. Wird Coca-Cola wegen der Evergrande-Krise seine starke Marktposition verlieren? Werden sich die Trends zum Onlinehandel und zur Elektromobilität umkehren? In den meisten Fällen lautet die Antwort nein.
Evergrande lehrt uns: Weniger kurzfristiges Trading bedeutet mehr Erfolg beim Anlegen am Aktienmarkt.
Die „Weniger ist mehr“-Strategie für mehr Erfolg am Aktienmarkt
Die Vorteile des langfristigen, von gesamtwirtschaftlichen Ereignissen unbeeindruckten Investierens lassen sich auch in Zahlen ausdrücken. In den letzten 20 Jahren erzielte der DAX Jahresrenditen, die zwischen -43,9 % und +29,1 % lagen. Ein Anleger, der kurzfristig handelt, investiert sein Geld in eine Lostrommel.
Wer jedoch Ende des Jahres 2000 deutsche Aktien kaufte und sie bis Ende 2020 liegen ließ, der erzielte eine durchschnittliche Jahresrendite von knapp 4 %. Trotz der Finanzkrise, der Eurokrise, der Corona-Krise und Dutzenden kleineren Ärgernissen wie Evergrande, die ihrer bedrohlichen Wirkung zum Trotz letzten Endes nur kleine Auswirkungen haben. Die Schwankungen des Aktienmarktes stabilisieren sich auf lange Sicht zu einem beständigen Aufwärtstrend.
Von diesem Aufwärtstrend profitieren nur jene Anleger, die es schaffen, das Hintergrundrauschen (Evergrande) auszublenden, und die stattdessen langfristig in die besten Unternehmen investieren.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Christoph Gössel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.