Steinhoff-Aktie: Was Investmentprofi Piet Viljoen zu den Aussichten sagt
Wie der Name sagt, ist Steinhoff International (WKN: A14XB9) eine multinationale Holding. Noch immer spielen die südafrikanischen Wurzeln eine sehr wichtige Rolle. Einige der besten Kenner des Skandalkonzerns sitzen deshalb in Südafrika. Einer davon ist Piet Viljoen von Counterpoint Asset Management in Claremont bei Kapstadt. In einem Interview auf BizNews Power Hour gab er kürzlich seine Einschätzung zu den Aussichten der Steinhoff-Aktie.
Höchste Spannung bei der Steinhoff-Aktie
Diverse Verhandlungen mit Klägern und Gläubigern befinden sich aktuell in der entscheidenden Phase. Das Schicksal von Steinhoff liegt zu einem guten Teil in den Händen von Richtern. Und ob Aktionäre am Ende mit leeren Händen dastehen, hängt auch vom Verhandlungsgeschick des Managements ab.
Viele Anleger setzen nun auf einen Befreiungsschlag. Wenn der Weg nach vorn wieder klarer wird, dann kann sich das Management wieder voll darauf konzentrieren, Wert für die Aktionäre zu schaffen.
Und ohne ihr Zutun haben sich die wichtigen Beteiligungen Pepkor (WKN: A2JPBS) und Pepco Group (WKN: A3CQ3M) in den letzten Monaten sehr erfreulich entwickelt. Zusätzlich besteht die berechtigte Hoffnung auf eine weitere Aufpolsterung der Bilanz durch einen möglichen Börsengang der sanierten Mattress Firm, an der Steinhoff noch immer etwa die Hälfte hält.
Aber ist das genug? Kann sich Steinhoff wirklich am eigenen Schopf aus dem Sumpf ziehen?
Die wichtigsten Statements von Piet Viljoen
Piet Viljoens Investmentgesellschaft hält sogenannte Vorzugsaktien der Steinhoff Investment Holdings. Dabei handelt es sich allerdings eher um Mezzanine-Kapital, vergleichbar mit Kommanditanteilen oder Wandelanleihen, die mit Aktien von Pepkor besichert sind. Über diesen Weg fließt folglich ein kleiner Teil der Erträge der Pepkor-Beteiligung ab, aber das ist nicht der Hauptgrund, warum ihm Steinhoff-Aktien zu heiß sind.
Was bei einer Liquidierung für die Steinhoff-Aktie zu erwarten ist
Er schickt Folgendes voraus:
„Steinhoff verfügt über einige ziemlich gute Assets, aber diesen stehen eine Menge Schulden gegenüber sowie bedrohliche Rechtsstreitigkeiten. Die Eigenkapitaldecke ist daher extrem dünn. Jeder kleine Rückschlag kann sie in den negativen Bereich drücken.“
Insbesondere das Bestreben der früheren Eigentümer von Tekkie Town, Steinhoff liquidieren zu lassen, um eine etwas höhere Quote für sich herauszuschlagen, stelle ein sehr großes Risiko für Steinhoff-Aktionäre dar:
„Im Liquidierungsfall müssen die Assets schneller als geplant verkauft werden, um die Gläubiger und all die anderen bevorzugten Anspruchsinhaber zu bedienen. Dann wird es schwierig, gute Preise zu erzielen, was das Eigenkapital belastet. Dann besteht eine gute Wahrscheinlichkeit, dass Aktionäre völlig leer ausgehen.“
Viljoen sagt aber auch, dass es ein fahrlässiger Fehler war, „aus Gier“ Steinhoff-Aktien für die verkaufte Mehrheit am Schuhhändler Tekkie Town zu akzeptieren, anstatt eine gegebenenfalls niedrigere Barzahlung auszuhandeln. Man hätte die Leiche im Keller damals riechen können, angesichts des optisch weit überhöhten Kaufpreises. Folglich liege die Verantwortlichkeit nicht zu 100 % bei Steinhoff.
Wir erinnern uns: Tekkie Town kam im vierten Quartal 2020 bei Pepkor unter, sodass Steinhoff nur noch indirekt beteiligt ist.
Die Gesamtsituation von Steinhoff
„Es ist nahezu unmöglich, eine zuverlässige Einschätzung der Bilanzsituation zu ermitteln, angesichts der vielen Bewertungsunsicherheiten mit hoher Volatilität. Es gibt eine ganze Reihe von Klageverfahren, eine mögliche Liquidierung, komplexe Schulden, Assets im Verkaufsprozess und all das. Da würde ich nicht investiert sein wollen zum jetzigen Zeitpunkt.“
Gibt es noch Hoffnung für die Steinhoff-Aktie?
„Wenn das Management die Gelegenheit bekommt, über einen längeren Zeitraum und in einem geordneten Prozess die Ansprüche der Kläger und Gläubiger zu befriedigen, dann bestünde eine gute Möglichkeit, dass auch für die Aktionäre noch etwas übrigbleibt.“
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Ich nehme aus dem Interview mit, dass die Steinhoff-Aktie über einen inneren Wert verfügt, wenn die Beteiligungen weiterhin gut performen, die Richter gnädig sind und die Gläubiger ihren Würgegriff etwas lockern.
Aber wie groß wird dieser Wert sein im besten Fall? Zuletzt bewegte sich die Marktkapitalisierung wieder im Bereich von 1 Mrd. Euro. Das ist mehr als bei einigen kerngesunden SDAX-Werten.
Sollte man als Anleger nicht auf ein besseres Chance-Risiko-Verhältnis pochen?
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.