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Chinesische Tech-Aktien stürzen ab: Ist das die Chance, endlich günstig reinzukommen?

China-Aktien versus USA
Foto: Getty Images

Chinesische Tech-Aktien galten jahrelang als attraktive Alternative zu den US-Pendants. In letzter Zeit gibt es jedoch eine Menge Gegenwind. Starinvestorin Cathie Wood hat die meisten Beteiligungen aus ihren Portfolios geworfen, nachdem immer deutlicher wurde, dass die chinesische Regierung einen harten Kurs gegen einige der Konzerne fahren würde.

Dabei heißt es doch sonst immer, dass politische Börsen kurze Beine haben. Der Abverkauf könnte folglich eine großartige Einstiegsgelegenheit darstellen. Bevor wir allerdings auf den Kaufen-Knopf drücken, sollten wir uns ein Lagebild verschaffen.

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Chinesische Tech-Aktien: Was Investoren beunruhigt

Eigentlich dürfen ausländische Investoren nicht in Aktien investieren, die an den Börsen in Shanghai und Shenzhen gehandelt werden. Lediglich über qualifizierte Fonds von Investmentbanken gibt es einen indirekten Zugang.

Allerdings nutzen chinesische Unternehmen verschiedene Wege, um an Auslandsbörsen gelistet zu werden und dabei ausländisches Kapital einzuwerben. In der Regel werden Zertifikate auf treuhänderisch hinterlegte Aktien zum Handel zugelassen, die sich in der Folge weitgehend wie die Originalaktien verhalten. Lange Zeit gehörten diese zu den beliebtesten Aktien von international diversifizierenden Anlegern. Mit ihnen konnte man am unbändigen Aufstieg der chinesischen Wirtschaft partizipieren.

Zuletzt kam es jedoch zu erheblichen Verstimmungen. Cathie Wood, die insbesondere dadurch Berühmtheit erlangt hat, dass sie 2020 und Anfang 2021 die extremen Kursgewinne bei Wachstumswerten anfeuerte, zeigt nun, dass sie auch anders kann. Im Juli stieß sie große Pakete von chinesischen Tech-Aktien wie JD.com (WKN: A112ST) und Tencent Holdings (WKN: A1138D) ab. Sie legte nach, dass auf die reduzierten Bewertungen voraussichtlich auf längere Zeit tiefere Kurse folgen würden.

Auch Analysten von Goldman Sachs (WKN: 920332) stießen ins gleiche Horn. Die jüngsten Ereignisse würden darauf hindeuten, dass die Kommunistische Partei noch ganz andere Keulen auspacken werde. Strafzahlungen wegen wettbewerbswidrigem Verhalten, das Auflegen von höheren Sozialabgaben und das Verbot von ganzen Geschäftsaktivitäten zugunsten des Staatsziels des gesellschaftlichen Friedens könnten auf der Agenda stehen.

Zuletzt hatten wir bereits gesehen, dass profitorientierte Lernplattformen verboten wurden und Tencent zu Strafen verurteilt wurde. Zuvor verschwand Jack Ma von Alibaba (WKN: A117ME) unter mysteriösen Umständen von der Bildfläche, anscheinend um ihn auf Parteilinie zu bringen und Alibaba auszubremsen. Der spektakuläre Börsengang von Ant Financial platzte. Fast gleichzeitig traten CEOs von anderen chinesischen Tech-Aktien überraschend frühzeitig zurück.

Es geht um Macht und Einfluss

Mich erinnert das an das späte Mittelalter, als das von Adel und Klerus angeführte Feudalsystem ins Wanken geriet. Privatbanken und Kaufmannsgilden gewannen ab dem 13. Jahrhundert zunehmend an Einfluss im Frühkapitalismus. Patrizier wie die Fugger oder die Medici schufen eigene Imperien und waren auf Augenhöhe mit den Fürsten. Seit dem Beginn der Industrialisierung erlangten Unternehmer eine Machtposition, die nicht selten diejenige von Regierungen übersteigt.

Seither gibt es immer wieder Versuche von staatlicher Seite, die Oberhand zurückzugewinnen, etwa durch die Verstaatlichung von strategischen Industrien oder ein hartes Vorgehen gegen Monopole und Kartelle.

In den vergangenen Jahrzehnten haben die Wettbewerbsbehörden der USA jedoch beide Augen zugedrückt, als die Internetwirtschaft mit rasender Geschwindigkeit neue Monopole schuf. Gleichzeitig wurde China immer kapitalistischer, sodass auch dort – neben den monströsen Staatsbetrieben – international triumphierende Giganten in privater Hand entstanden.

Deren CEOs führten sich zunehmend wie Superstars auf. Das kann dem „überragenden Führer“ im Reich der Mitte nicht gefallen. Von daher ist absehbar, dass die Entfaltungsmöglichkeiten der chinesischen Tech-Aktien auch künftig gelegentlich beschnitten werden.

Chinesische Tech-Aktien taugen maximal als Beimischung

Es ist schwer zu sagen, wie genau es von hier aus weitergeht. Haben wir es mit einer schleichenden Enteignung der internationalen Investoren zu tun? Oder doch eher mit einer zeitlich begrenzten Kampagne der chinesischen Regierung? In diesem Fall könnten sich die reduzierten Kurse chinesischer Tech-Aktien als große Schnäppchen erweisen.

Dennoch würde ich mich aktuell nicht in größerem Umfang gegen Cathie Wood und Goldman Sachs stellen. Allenfalls könnte es reizvoll sein, kleinere Positionen aufzubauen. Denn sicher ist, dass chinesische Tech-Aktien etwas anders ticken als amerikanische – und das ist gut für die Diversifikation.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Alibaba Group Holding, JD.com und Tencent Holding. 



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