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Darum ist der digitale Euro so unglaublich wichtig (Tipp: nicht wegen Bitcoin)

Euro
Foto: Getty Images

Obwohl die Kurse von Kryptowährungen zuletzt wieder etwas zurückgekommen sind, bleiben sie wahnsinnig hoch. Eine Bitcoin-Einheit kostet so viel wie ein Auto. Dabei kann grundsätzlich für jede neue Blockchain-basierte Anwendung eine neue Kryptowährung geschaffen werden. Ob Bitcoin auch auf lange Sicht auf seine Markenbekanntheit bauen kann?

Jedenfalls steckt mittlerweile richtig viel Vermögen in diesen digitalen Tokens, rund 1.200 Mrd. Euro über alle hinweg. Zum Vergleich: Das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz beläuft sich auf etwa die Hälfte, das von Euroland auf etwa das Neunfache. Kein Wunder also, dass sich Zentralbanken seit einiger Zeit intensiv damit auseinandersetzen, wie sie mit der Entwicklung umgehen sollen.

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Ein Ansatz besteht darin, selbst auf dem Markt für Kryptowährungen aktiv zu werden. Venezuela hat es mit dem Petro probiert, Russland experimentiert mit dem CryptoRuble und von der Europäischen Zentralbank (EZB) kommt der Vorschlag, auf Sicht von einigen Jahren den digitalen Euro einzuführen.

Es liegt nahe, den Schritt als reine Reaktion auf die Herausforderung Bitcoin zu sehen. Aber ich denke, das ist zu kurz gegriffen. Vielmehr dürfte ein zweiter Grund noch wichtiger sein. Und der hat viel mit zwei altbekannten Weltmarken zu tun: Visa (WKN: A0NC7B) und Mastercard (WKN: A0F602).

Digitaler Euro: Warum Kryptowährungen nicht die Hauptrolle spielen

„Angriff auf die Kryptowährungen“ titelte die FAZ am 21. Juni. Ich denke, das ist irreführend. Die Idee, dass ein von der Zentralbank gesteuerter digitaler Euro es mit den archaischen dezentralen Kryptos aufnehmen könnte, klingt absurd. Zumal der digitale Euro genauso wie der physische den oft abschätzig verwendeten Begriff „Fiatgeld“ verpasst bekommen wird. Er soll schließlich 1:1 umtauschbar sein.

Dennoch ist es so, dass derzeit die Hauptfunktionen einiger Kryptowährungen wie etwa Ripples XRP darin besteht, in Windeseile und zu geringen Transaktionskosten Bargeld zu transferieren. Bei anderen geht es primär um die erhoffte Wertaufbewahrung, während Blockchains mit Smart-Contract-Funktionalität die eigene Währung oft als Mittel der Kapitalbeschaffung nutzen, um ihre virtuelle Kryptowelt aufzubauen.

Ein digitaler Euro steht folglich nur zum Teil in Konkurrenz mit Kryptos und wird diese keinesfalls ersetzen. Voraussichtlich werden viele schlaue Blockchains sich an die Situation anpassen und den digitalen Euro einfach als weitere Option für Transaktionen adoptieren.

Ein weiterer Grund: Fintechs

Differenzierter geht Die Zeit das Thema am 3. Juli an. Sie nennt als zweiten Dorn im Auge der Zentralbanken gewisse Fintech-Produkte, die die bewährten Zentralbanksysteme für das sogenannte Clearing aushebeln, darunter die App Swish aus Schweden. Damit gehe ihnen tendenziell die Kontrolle über die digitalen Geldströme verloren. Ein großes Problem? Schwer zu sagen.

Allerdings nennt der Artikel noch einen weiteren Grund: Mit dem digitalen Euro könnte die gesamte Bevölkerung auf einen Schlag mit einer Art Bankkonto ausgestattet werden. Ein Handy samt digitaler Geldbörsen-App (e-Wallet) genügt. Damit werden alle endlich die Möglichkeit haben, im Internet zu bezahlen – ohne Konto, ohne privaten Zahlungsdienstleister, ohne Visakarte.

Damit sind wir auch beim Stichwort angelangt. Die Amerikaner hegen und pflegen ihre Monopole. Seit der Zerschlagung von Standard Oil und der Bell Telephone Co. vor vielen Jahrzehnten gab es kaum noch größere Schritte. Heute dürfen die Tech-Giganten fast nach Belieben schalten und walten. Die Aussicht auf dreistellige Milliardengewinne macht viele Amerikaner stolz, auch wenn diese teilweise eher in Richtung Mars fliegen … ich schweife ab.

Der eigentliche Hauptgrund für den digitalen Euro

Fakt ist, dass Visa und Mastercard ein einträgliches Duopol bilden. Bankkunden wollen unbedingt mindestens eine der Karten haben, sodass das Angebot bei keinem Bankkonto fehlen darf, wenn eine Bank relevant bleiben will. Händler wiederum müssen die Zahlungsoptionen anbieten, wenn sie nicht erheblichen Umsatz verlieren wollen. Und die meisten Fintechs kommen auch nicht drum herum, mit ihnen zu kooperieren. Alle müssen wohl oder übel im System von Visa oder Mastercard mitspielen.

Mit über 500 Mrd. US-Dollar wird Visa nun bewertet, bei einem Umsatz von gerade einmal 22 Mrd. US-Dollar. Der Grund dafür liegt in den obszön hohen Gewinnmargen, die die Duopol-Situation erlaubt. Allein im letzten Quartal fiel ein Nettogewinn von 3 Mrd. US-Dollar an, was weit über 50 % vom Umsatz entspricht.

Wenn man davon ausgeht, dass die Wettbewerbsaufsicht der USA weiterhin beide Augen zudrücken wird, dann bleiben eigentlich nur zwei Spieler, die das theoretische Gewicht haben, um das Duopol aufzubrechen: China und die EU. China verhält sich restriktiv gegenüber den beiden und versucht seit einigen Jahren, das Eigengewächs UnionPay international zu etablieren. So, wie es bisher gelaufen ist, besteht jedoch kaum Hoffnung, dass sich damit substanziell etwas verändert.

Bleibt also die EZB als letzte Bastion. Sie verfügt dank vieler Jahre Softwareentwicklung bereits über hochleistungsfähige digitale Abwicklungssysteme für andere Einsatzzwecke. Der Schritt zum digitalen Euro ist da gar nicht so weit nach meinem Eindruck. Klug implementiert, kann sie auf einen Schlag eine echte Alternative zu Visa und Mastercard bieten, was europäischen Bürgern viele der Milliarden einsparen würde, die zunehmend über den Atlantik wandern.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien und keine Kryptowährungen. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Mastercard und Visa.



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