Ölinvestoren aufgepasst: Klammert nicht das letzte Jahrzehnt aus
Ölinvestoren sind derzeit wieder viel optimistischer. Zumindest kurzfristig besteht auch Anlass dazu. Das Barrel Brent notiert derzeit über der Marke von 75 US-Dollar, WTI folgt mit einem kleineren Abstand. Auch die Prognosen lassen Grund für Optimismus zu.
Getrieben durch Inflationsängste und die Flucht in solche festen, zuletzt teilweise kriselnden Werte setzt sich die Rallye beim Öl fort. Auch die OPEC+ liefert fleißig mit moderaten Fördererhöhungen. Die US-amerikanische Schieferölproduktion leistet ebenfalls ihren Beitrag. Ganz simpel, indem sie kaum einen nennenswerten Beitrag mit Blick auf die Wiederaufnahme der Bohrlöcher zum Angebot leistet.
Ist der Optimismus im Ölmarkt derzeit nachhaltig? Das ist nur eine der relevanten Fragen. Für mich steht jedenfalls fest: Als Investor, der nicht nur einmal auf die Schnauze gefallen ist, vergesse ich definitiv nicht die vergangenen Jahre. Und das eigentlich verlorene Jahrzehnt im Gesamtmarkt.
Ölinvestor? Denk weiter als nur an Wochen und Monate
Es mag zugegebenermaßen eine Turnaround-Chance im Markt des schwarzen Goldes geben. Fundamental scheinen die Gründe ebenfalls stimmig zu sein. Trotzdem sollten gerade Foolishe, längerfristig orientierte Investoren die Vergangenheit bei der Analyse der Chancen und Risiken berücksichtigen.
Die Notierungen von Brent und WTI sind im letzten Jahrzehnt und eigentlich seit dem Jahre 2014 nicht nur einmal gecrasht. Nein, sondern sogar zweimal. Bereits um das Jahr 2015 herum mit Ausläufern in 2016 und 2014 ist Öl unbeliebt gewesen. Ein höheres Angebot vonseiten der OPEC versuchte damals, die US-Schieferölproduzenten herauszudrängen. Im Jahre 2020 ist die Dynamik mit negativen Preisen beim Barrel Brent noch heftiger gewesen. Die Wirtschaftskrise und ein massives Überangebot vonseiten der OPEC+ verursachten diesen rasanten Kurssturz.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Im Ölmarkt herrschen weiterhin schwierige Faktoren. Die OPEC+ besitzt eine Menge Macht, was im Moment gut ist, sich allerdings auch ins Gegenteil umkehren kann. Je nachdem, wie einheitlich das Kartell ist. Und wie sich das künftige Angebot anderer Fördernationen weiterentwickelt. Ohne Zweifel könnte eine Schwemme erneut starke Kurskapriolen auslösen.
Erschwerend hinzu kam, dass einige Ölakteure den neuen Marktbedingungen inzwischen nachgegeben haben. Ja, sich möglicherweise sogar aufgrund der volatilen Entwicklung neuen Geschäftsfeldern zuwenden. Auch die Dividenden sind teilweise rapide gekürzt. Eine Investitionsthese bei einzelnen Aktien sieht heute daher anders aus.
Dinge, die man nicht vergessen sollte
Angst vor Inflation, Flucht in feste Werte und ein Turnaround bei Ölaktien mögen harte Argumente sein. Die Historie ist es jedoch ebenfalls, die gezeigt hat: Die Verhältnisse im Gesamtmarkt könnten sich verändert haben. Angebot und Nachfrage sind für Investoren schwierig zu greifen, weil andere Akteure massiven Einfluss besitzen. Ich persönlich bin daher vorsichtig. Auch wenn ich mich freue, dass meine Restbeteiligungen wieder deutlich positiver performen.
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