Aixtron fühlt sich bärenstark. Aber ist die Aktie nicht schon längst zu teuer?
CEO Felix Grawert sorgte bei der virtuellen Jahreshauptversammlung am 19. Mai für euphorische Stimmung. „Wir sind in einer so starken Position wie seit Jahren nicht mehr“, tönte er.
Das Aachener Unternehmen Aixtron (WKN: A3H3MC) legte zuletzt zweistellige Wachstumsraten vor. An der Börse kommt die Aktie gut an. Innerhalb der letzten zwölf Monate kletterte der Kurs um 74 % auf aktuell 17,28 Euro (Stand: 2. Juni 2021). Ist das noch eine gute Einstiegschance?
Aixtron hat die Produktpalette clever ausgebaut
Grawert kam im Jahr 2017 vom Halbleiterkonzern Infineon (WKN: 623100) nach Aachen. Seit März ist er Vorstandsvorsitzender. Er hat sicherlich großen Anteil daran, dass die Produkte des Unternehmens in der Gunst der Kunden zulegen konnten. Schließlich bringt Grawert den passenden Erfahrungsschatz mit und weiß, worauf es ankommt.
Aixtron produziert Maschinen für die Chip-Produktion. Die Maschinen tragen dünne Schichten von Atomen auf die Scheiben auf, die zur Herstellung von Halbleitern genutzt werden – sogenannte Wafer. Aixtron verwendet dabei spezielle Materialien als Alternative zum bekannten Silizium. Insbesondere für LEDs und Solarzellen sind diese Wafer von elementarer Bedeutung.
Dank der Silizium-Alternativen strahlen die Chips weniger Wärme ab. Wachstumsmärkte entstehen bei der Elektromobilität, bei erneuerbaren Energien und 5G.
Der Auftragseingang war in den letzten Wochen entsprechend hoch
Am Ende des ersten Quartals 2021 lag das Volumen um 81 % höher als im Vorjahreszeitraum.
Das Management prognostiziert für das Gesamtjahr einen Erlös von mindestens 320 Mio. Euro. Die EBIT-Marge soll auf 18 % steigen.
Aixtron kann auch Rückschläge verkraften
Die Tochterfirma Apeva hat wider Erwarten einen Großauftrag aus Asien nicht erhalten. Mit 20 Mio. Euro war sie in Vorleistung gegangen, um die Fertigung von Micro-LEDs und OLED-Bildschirmen zu ermöglichen.
Dank der hohen Eigenkapitalquote und der ordentlichen Cash-Reserven kann Aixtron diesen Rückschlag aber gut abfedern.
Das Asien-Geschäft brummt weiter
Aixtron erwirtschaftet allein in Taiwan und China knapp 60 % seiner Umsätze. Diese Region hat enormen Aufwind. 2018 waren es noch weniger als 50 %. Ursprünglich war vor einigen Jahren sogar die Übernahme durch chinesische Investoren im Gespräch. Letztlich scheiterte der Deal jedoch am Veto aus Washington. US-Präsident Barack Obama hatte Sicherheitsbedenken angemeldet.
Christian Danninger ist neuer Finanzvorstand bei Aixtron
Vor wenigen Tagen übernahm Christian Danninger den Posten des Finanzvorstands. Der Vertrag läuft zunächst über drei Jahre. Danninger war zuletzt als Finanzchef der Putzmeister Holding sowie der Sany Europe tätig. Bei Aixtron kann er auf eine gesunde Bilanz aufbauen.
Das Umlaufvermögen übersteigt die kurzfristigen Verbindlichkeiten um 207 %. Langfristige Schulden existieren nur in geringer Höhe. Vielmehr sitzt Aixtron auf rund 250 Mio. Euro Cash. Der Goodwill macht nur rund 12 % der Bilanzsumme aus. Das ist absolut in Ordnung. Schließlich liegt das Eigenkapital fast sechsmal höher.
Die Aktie ist jedoch zu teuer
Vor allem die gesunde Bilanz und die guten Wachstumsaussichten von Aixtron imponieren mir. Das Management hat in den letzten Jahren einen starken Job gemacht. Der Return on Invest liegt im Durchschnitt der letzten drei Jahre bei 18 %.
Doch die Aktie des Unternehmens lief, insbesondere in den vergangenen sechs Monaten, schon hervorragend. Inklusive zukünftig zu erwartenden Cashflows taxiere ich den aktuellen Unternehmenswert auf rund 1,19 Mrd. Euro. Die Marktkapitalisierung liegt dagegen bei 1,95 Mrd. Euro. Auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 45 und das Kurs-Cashflow-Verhältnis von 151 zeigen eine deutliche Überbewertung an.
Ich behalte Aixtron auf meiner Watchlist. Inklusive einer Sicherheitsmarge werde ich womöglich über einen Einstieg nachdenken, sobald die Aktie bei rund 10 Euro notieren sollte.
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Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.