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E.on vs. RWE: Wer wird Deutschlands Energie-Champion?

Uniper Kraftwerk Datteln 4
Quelle: Uniper

Im Juni vergangenen Jahres war es so weit: Per Squeeze-out trennten sich die letzten Minderheitsaktionäre von ihren Innogy-Anteilen und E.on (WKN: ENAG99) integrierte das Unternehmen vollständig in das eigene operative Geschäft. Im Tauschgeschäft erhielt RWE (WKN: 703712) das gesamte Erneuerbare-Energien-Geschäft von E.on und Innogy.

Nun betreibt E.on eines der größten Stromnetze Europas und RWE konzentriert sich vollends auf die Energieproduktion – eine Einigung, die uns Anleger vor die Wahl stellt: Investieren wir in den Vertrieb oder in die Produktion? Oder besser sogar in beide Segmente?

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Während sich der Aktienkurs von RWE seit Bekanntgabe der Transaktion vor drei Jahren fast verdreifacht hat und heute bei 34,09 Euro notiert (Stand: 22. April 2021), dümpelt der Kurs des E.on-Anteilsscheins mit 10,14 Euro auf nahezu dem gleichen Level wie 2018.

Trend: Strom für Elektromobilität wird zum Milliardengeschäft

Laut einer aktuellen Studie der Boston Consulting Group (BCG) wird das Stromgeschäft mit E-Autos in diesem Jahrzehnt rasant wachsen. Der Energiebedarf auf deutschen Straßen werde bis 2030 auf 18 Terawattstunden steigen mit einem Umsatzpotenzial von 7 Mrd. Euro.

Die Unternehmensberatung geht von einem Anstieg des Absatzanteils neuer Elektroautos bis 2030 in Deutschland und Europa auf bis zu 50 % aus. Die Zahl der öffentlichen Ladepunkte müsse sich dafür in Deutschland mehr als verzehnfachen auf 400.000.

Strategie: E.on träumt von Smart Citys

E.on hat sein Business auf Vertrieb und Netz fokussiert. Beim Deal mit RWE haben sie auch die erneuerbaren Energien abgestoßen. Am Boom von Wind und Solar wird E.on somit nicht verdienen, sondern RWE.

Die Fokussierung auf die einzelnen Segmente hat Sinn. Würden E.on und RWE beide Bereiche bedienen, wären sie unter dem Strich schwächer. Mit der Aufteilung ist es gelungen, in Deutschland wieder zwei aussichtsreiche Energiekonzerne zu errichten.

Während E.on deutsche Großstädte mittelfristig zu Smart Citys umbauen möchte, erzeugen die Wind- und Solarparks von RWE heute bereits mit etwa 9,2 Gigawatt genug Strom für mehr als drei Millionen Haushalte.

Gemessen daran, dass sich RWE noch 2016 mit der Abspaltung von Innogy zunächst komplett aus den erneuerbaren Energien verabschiedet hatte, ist das ordentlich. Es ist aber auch nur ein Fünftel des gesamten von RWE produzierten Stroms. Wind- und Solarenergie lieferten im Geschäftsjahr 2020 rund 50 % des EBITDA von RWE in Höhe von 3,2 Mrd. Euro.

Strategie: RWE muss und kann nachlegen

Bis 2040 will RWE, bisher Europas größter Emittent von CO2, sogar klimaneutral werden. Bis dahin ist es aber noch ein sehr weiter Weg.

Der Konzern ist mit 27 Offshore-Windparks und mehr als 100 Onshore-Windparks in den USA, Europa und Japan das zweitgrößte Windkraftunternehmen der Welt. Mit ehrgeizigen Expansionsplänen im Bereich der Offshore-Windkraft hat sich RWE zudem um wichtige Auktionen auf dem Meeresboden beworben. Zumindest in den USA könnten die Chancen für die Windenergie weiter wachsen, da Präsident Joe Biden Gebiete entlang der Ostküste für Windparks geöffnet hat.

RWE ist aus meiner Sicht gut aufgestellt, um langfristig eine wichtige Rolle im Bereich der erneuerbaren Energien zu spielen.

Operatives Geschäft: RWE kommt gut durch die Pandemie

2020 schloss RWE mit einem Nettogewinn in Höhe von 995 Mio. Euro ab. Auf den ersten Blick ist das enttäuschend, darin enthalten sind aber auch milliardenschwere Sondereffekte aus dem Innogy-Deal. Das EBITDA stieg um 30 % auf 3,2 Mrd. Euro.

Der Free Cashflow lag mit 1,1 Mrd. Euro deutlich über dem negativen Vorjahreswert von -2,1 Mrd. Euro

Die Pandemielage konnte RWE kaum etwas anhaben. Zwar sank auch die Nachfrage nach Strom während des Lockdowns. RWE verkauft den größten Teil seines Stroms aber schon langfristig am Terminmarkt.

Am operativen Ergebnis wird deutlich, wie bedeutsam der Deal mit E.on für RWE heute schon ist. 2,7 Mrd. Euro des EBITDA erzielte RWE im Geschäftsjahr 2020 in den Segmenten Offshore-Wind, Onshore-Wind/Solar, Wasser/Biomasse/Gas und dem Energiehandel. Die Sparte Kohle/Kernenergie steuerte nur noch 560 Mio. Euro bei.

Finanzielle Stärke: RWE hat seine Schulden im Griff

Durch den radikalen Umbau hat sich die Finanzlage von RWE deutlich verbessert. Ende 2020 drückten RWE Nettoschulden in Höhe von 4,4 Mrd. Euro. Ein Jahr zuvor waren es 7,2 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Ende 2016 hatten sich die Schulden noch auf 23 Mrd. Euro summiert.

Folglich befindet sich der Verschuldungsgrad seit dem Jahr 2017 im Sinkflug. Für das Geschäftsjahr 2020 entsprechen die Verbindlichkeiten nur noch 19 % des Eigenkapitals. Das Umlaufvermögen übersteigt die kurzfristigen Verbindlichkeiten um 66 %.

Sorgen bereitet mir vor allem der laufende Streit um die Entschädigungen für den Kohleausstieg. Kommunalversorger sind zur Klage bereit. RWE benötigt die Milliarden-Entschädigungen jedoch für weitere Investitionen.

Finanzielle Stärke: Auch E.ons Umbau benötigt noch viel Kapital

Der am 31. März ausgeschiedene E.on-CEO Johannes Teyssen musste mit milliardenschweren Abschreibungen und hohen Verlusten kämpfen und baute den Konzern mehrfach radikal um.

2016 stieß er zuerst die Kohle- und Gaskraftwerke in das neue Unternehmen Uniper ab. 2019 folgte dann der Innogy-Deal und die Übertragung des Erneuerbaren-Energien-Segments an RWE.

Der Kapitalbedarf in der Umbauphase ist hoch. 2020 wurden 2,3 Mrd. Euro durch neue Anleihen eingenommen. Die Finanzverbindlichkeiten stiegen insgesamt um 4 % auf 30,7 Mrd. Euro. Das Umlaufvermögen deckt die kurzfristigen Verbindlichkeiten nur zu 81 %. Erfreulich ist der geringe Goodwill in Höhe von bescheidenen 46 Mio. Euro.

Zwei aussichtsreiche Kandidaten für Dividendenjäger

Für 2020 schlägt das RWE-Management eine Ausschüttung von 0,85 Euro je Aktie vor. Beim aktuellen Kurs entspräche dies einer Dividendenrendite von 2,5 %.

E.ons Aktionäre dürfen sich auf eine Dividende von 0,47 Euro und damit eine Dividendenrendite von 4,6 % auf den aktuellen Aktienkurs freuen. Bis 2023 soll die Dividende jährlich um bis zu 5 % wachsen.

Wer macht das Rennen?

Der Zweikampf der Stromriesen ist aus meiner Sicht noch lange nicht entscheiden.

Aber muss er überhaupt jemals entschieden sein? Spielt es für uns Investoren eine Rolle, welcher Riese ein paar Zentimeter größer ist als der andere? Nein.

Angesichts der aufgeräumten Geschäftsmodelle und der guten Aussichten für Stromproduktion wie auch -vertrieb könnte ich einwandfrei mit beiden Aktien als konservativer Sicherheitsbeimischung im Depot leben.

Mit Blick auf die Zukunftsperspektive der E-Mobilität sind beide Unternehmen aktuell sogar leicht unterbewertet. Die Dividenden sind attraktiv. Ich könnte es niemandem verübeln, wenn er heute bereits investiert.

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Henning Lindhoff besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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