ETF-Investoren, aufgepasst! Ein Verkauf steht jetzt zur Debatte
Wer vor exakt einem Jahr in einen DAX-ETF investiert hat, kann den Frühling jetzt besonders genießen. Das Plus von rund 70 % im DAX-Kursindex kann sich sehen lassen (Stand: 01.04.2021). Die eine oder andere Dividende kam noch obendrauf.
Bei vielen weiteren Index-ETFs sieht es ähnlich aus. Auf Sicht von einem Jahr steht so gut wie alles satt im Plus, was marktbreit aufgestellt ist und Aktien beinhaltet.
Doch für den genialen Kauf sollten sich ETF-Investoren nicht zu sehr feiern. Denn auch der Verkauf will gelernt sein. An dieser Front könnte die Zeit beinahe reif sein.
Ein ETF ist keine Aktie
Mit dem Verkaufen beschäftigen sich Investoren eher selten. Das ist prinzipiell auch richtig so. Der Gewinn liegt im Einkauf. Zudem kauft man besser keine Aktie, die man nicht für immer halten will.
Doch was für einzelne Aktien wunderbar funktioniert, kann bei ETFs zum Fiasko werden. Ein börsengehandelter Fonds ist keine Aktie. Hier investiert man in der Regel in eine ganze Reihe von unterschiedlichen Geschäftsmodellen. Eben in alles, was das Regelwerk des jeweiligen Index erlaubt.
Das hat klare Vorteile. Wer sich nicht entscheiden muss, kann keine Fehlentscheidungen treffen. Dafür spült ein marktbreiter Index auch viele Nieten ins Portfolio, in die man unter normalen Umständen sicher niemals investiert hätte.
Verkaufen, wenn die Zeit reif ist – ohne Gnade!
Für einzelne Aktien ist die Sache klar: Solange das Geschäftsmodell passt, kann man jeden Crash aussitzen. Oder sogar vom Crash profitieren. Wie das geht, haben die Krisengewinner letztes Jahr gezeigt.
Bei ETFs würde ich es mit der Loyalität hingegen nicht übertreiben. Der breite Markt reagiert erfahrungsgemäß auf einige wenige Makrofaktoren. Wenn sich hier die Aussichten verdunkeln, würde ich radikal verkaufen. Ohne Gnade.
In den letzten Monaten lieferten die Kennzahlen genau das, was ETF-Investoren lieben: Eine niedrige Inflation, garniert mit Nullzinsen. Zudem liefert die Wintersaison in beinahe jedem Jahr überdurchschnittliche Renditen.
Doch mittlerweile sieht die Welt etwas anders aus. Der Sommer wirft seine Schatten voraus. Die Monate Mai und Juni beendet der DAX öfter im Minus als im Plus.
Auch die Inflation ist zurückgekehrt. Im März 2021 stiegen die Verbraucherpreise um 1,3 % gegenüber dem Vorjahr.
Hoffnung ist keine Strategie
Man kann es drehen und wenden, wie man will. Für ETFs braut sich so langsam ein glasklares Verkaufssignal zusammen.
Allerdings gibt es noch Hoffnung. Ein Zinsanstieg bei steigender Inflation ist kein Naturgesetz. Die europäische Zentralbank könnte die Inflation bei Nullzinsen weiterlaufen lassen.
Auch mit einem tendenziell schwächeren Euro hätte man noch ein Ass im Ärmel. Seit dem Zwischenhoch ist dem Euro bereits 5 % gegenüber dem US-Dollar verloren gegangen (Stand: 01.04.2021). Wenn daraus bis zum Sommer 10 % werden, könnten Index-ETFs aus Europa wieder ein Kauf sein.
Alles kann, nichts muss. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass Hoffnung keine Strategie ist. Jeder sollte wissen, wann ein Verkauf zwingend zur Debatte steht. Vor allem ETF-Investoren, die sehr breit aufgestellt sind.
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