Wahnsinn VW-Stämme: Nutzt die Porsche SE die Gelegenheit zur Transformation?
Einer der langweiligsten Konzerne an deutschen Börsen ist sicherlich die Porsche Automobil Holding (WKN: PAH003). Sie beschäftigt sich im Wesentlichen damit, mit Argusaugen darauf zu schauen, was das Management von Volkswagen (WKN: 766403) so treibt. Nach der Hauptversammlung sammelt sie in der Regel milliardenschwere Dividenden ein, die sie teilweise an ihre Aktionäre weiterleitet. Gähn.
Doch nun sorgen Spekulanten dafür, dass die VW-Stammaktie (WKN: 766400) der liquideren Vorzugsaktie davongaloppiert. Für Porsche könnte es DIE Gelegenheit sein, endlich ein richtiges Unternehmen zu werden.
Die letzte Gelegenheit wurde verpennt
Die heutige Situation erinnert viele langjährige Beobachter des Börsengeschehens an das Jahr 2008, als Volkswagen plötzlich das wertvollste börsennotierte Unternehmen der Welt war. Ein spektakulärer Übernahmeversuch durch die damals noch unabhängige Sportwagenschmiede mündete in einen Short-Squeeze in noch nie zuvor gesehenem Ausmaß.
Niedersachsen hielt schon damals 20 % und hätte Milliarden erlösen können, um seine horrende Verschuldung zu reduzieren. Stattdessen beharrte Ministerpräsident Wulff darauf, die Sperrminorität zu halten. Ob jetzt, 13 Jahre später, wohl eine neue Chance entsteht, um Stammaktien zu einem völlig überteuerten Preis an verzweifelte Shortseller zu verkaufen? Niedersachsen, die Qatar Holding und eben Porsche könnten einen Reibach machen, wenn der Kurs noch weiter nach oben schießt.
Chart erstellt mit YCharts. Vergleich der prozentualen Entwicklung von Vorzügen und Stämmen von Volkswagen. Ein Monat, Stand 17.03.2021
Wie die Porsche Holding sich neu aufstellen könnte
Obwohl die Porsche-Piechs faktisch als Sieger aus der Übernahmeaktion vom Feld gingen, war es ein Wermutstropfen, dass die operativen Porsche-Geschäfte alle bei Volkswagen integriert wurden. Die Welt kennt den Konzern heute als VW-Gruppe, wo Porsche nur eine Marke unter vielen ist.
Egal, ob es um den mächtigen internationalen Autohändler Porsche Holding aus Salzburg, den renommierten Ingenieursdienstleister Porsche Engineering oder die Lizenzierungsabteilung Porsche Design geht: Sie alle stecken in der VW-Gruppe.
Wenn die Verantwortlichen bei der Porsche Automobil Holding die Gunst der Stunde nutzen würden, könnten sie nun auf Kosten der verirrten Anleger Milliarden erlösen, um genau diese Geschäftsbereiche aus dem VW-Konzern herauszukaufen.
Dazu ist Folgendes zu bedenken: VW hat gerade sein Investitionsprogramm für die eigene Transformation in Richtung Plattformen und Elektromobilität aufgestockt. Von daher käme es vielleicht gelegen, auf diese Weise ein paar zusätzliche Milliarden zu erlösen.
Gleichzeitig kochen seit Februar Gerüchte hoch, dass die Sportwagenschmiede an die Börse gehen soll. Wenn es so kommt, dann wird sich die Porsche Automobil Holding auch dort mit einem größeren Aktienpaket direkt beteiligen können.
Was die Aktionäre davon hätten
Im Ergebnis würde die Verwirrung um die verschiedenen Porsche-Gesellschaften endlich entfallen. Immer wieder liest man fälschlicherweise in der Auslandspresse, dass man mit Porsche-Aktien gezielt auf den Erfolg der Sportwagenschmiede setzen könne. Wenn die Holding nun ihren Anteil am VW-Konzern reduziert und dafür die Mehrheit an den verschiedenen operativen Porsche-Einheiten übernehmen würde, dann hätte die Aktie plötzlich ein eigenes Profil.
Die Marke mit all ihrer Strahlkraft könnte aus einem Guss weiterentwickelt werden und Porsche-Fans als Anleger daran partizipieren. Als Bruchteil der weitverzweigten VW-Gruppe ergibt das bisher nur eingeschränkt Sinn.
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass die Eigentümer die Gelegenheit genauso verpennen wie damals Ministerpräsident Wulff. In wenigen Tagen, wenn der Treibstoff ausgeht, fällt die Rakete dann voraussichtlich wieder wie ein Stein und die Porsche-Aktie wird wieder die stinklangweilige Dividenden-Durchleitungsanstalt sein, die sie immer war.
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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.