L&S: Vom Börsenhype um Trade Republic und wikifolio profitieren?
Lang & Schwarz (L&S) (WKN: 645932) war einer der Gewinner an deutschen Börsen. Im grundsätzlich schwierigen Corona-Jahr konnte das Unternehmen ein Kursplus von über 600 % realisieren. Dabei steht vor allem die Tätigkeit als außerbörslicher Handelsplatz im Mittelpunkt. Bei vielen Banken ist der Handel über die Plattform von L&S möglich.
Ein großer Teil des Anstiegs geht aber sicherlich auf das Fintech Trade Republic zurück. L&S wickelt exklusiv den Handel mit Aktien und ETFs ab. Laut Schätzungen der Kollegen von finanz-szene.de haben sich die Nutzerzahlen im letzten Jahr auf ca. 500.000 ungefähr verfünffacht. Daneben verdient das Unternehmen Geld mit der Begebung von derivativen Finanzinstrumenten, einschließlich wikifolios. Damit scheint man absolut den Zahn der Zeit getroffen zu haben.
Der Börsenhype treibt die Gewinne von L&S
Lang & Schwarz kann als Corona-Profiteur bezeichnet werden, der auf einige richtige Pferde setzt. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Umsatz im ersten Halbjahr 2020 mehr als verdoppelt. Besonders stark konnte dabei der Handelsbereich wachsen, der die Erlöse nahezu verdreifachte. Unter dem Strich stand ein Konzernüberschuss von 14 Mio. Euro, nachdem im Vorjahr noch ein kleiner Verlust von 1,7 Mio. Euro verbucht werden musste.
Die vorläufigen Zahlen für das Gesamtjahr lesen sich sogar noch beeindruckender. Nach 5 Mio. Trades mit einem Umsatzvolumen von 26 Mrd. Euro waren es dieses Jahr 27 Mio. Trades mit 78 Mrd. Euro Umsatz. Allein im vierten Quartal übertraf L&S die Werte des gesamten Vorjahres. Man sieht, dass die durchschnittliche Ordergröße abgenommen hat. Ich glaube, hier kann L&S von einer höheren Kontinuität des Handels durch die Zunahme von Sparplänen profitieren.
Das Unternehmen wird derzeit an der Börse mit einer Marktkapitalisierung von 310 Mio. Euro gehandelt. Eine pessimistische Annahme für den Konzernüberschuss des gesamten Jahres wäre eine Verdopplung des Ergebnisses aus dem ersten Halbjahr auf 29 Mio. Euro. Mit einem KGV von 10,7 ist das Unternehmen angesichts des Wachstums nicht wirklich teuer.
Absicherung gegen Übertreibung an der Börse
Ein großes Risiko für L&S besteht darin, dass eine weitere Handelsplattform bei Trade Republic dauerhaft eingebunden wird. Bei technischen Problemen mit dem Handelssystem wurden die Kunden zuletzt schon auf die Plattform von Tradegate weitergeleitet. Die Einbindung wäre technisch also wohl nicht sonderlich kompliziert. Die Frage ist daher wohl eher, ob die finanziellen Reize und die Vorteile für die Kundschaft ausreichen, um einen Teil der Einfachheit bei der Bedienung zu opfern.
In Summe ist mir das Unternehmen zu intransparent. Man sieht nicht wirklich, wie stark das Geschäft von Trade Republic abhängt. Auch gibt es keine Auskunft zu den Vertragsbeziehungen. Möglicherweise ist Trade Republic morgen weg und dann wäre ein großer Teil der positiven Entwicklung hinfällig. Auch muss der Neobroker selbst erst mal unbeschadet durch den aktuellen Shitstorm kommen.
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Florian Hainzl besitzt keine Aktien von Lang & Schwarz. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.