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Wirecard-Aktie hebt ab: Neues Leben oder nur Fake?

Wirecard Kreditkarte Kartenstappel Wirecard-Aktie
Foto: Wirecard AG

Die meisten Anleger haben Wirecard (WKN: 747206) längst als reines Spekulationsobjekt abgeschrieben. Man hat sich damit abgefunden, dass das Unternehmen insolvent ist und langfristig für Aktionäre der Totalverlust ansteht. Für diejenigen, die ihre Anteile im Depot gelassen haben, ließen sich am 5. Januar immerhin noch ein paar Euro erlösen, nachdem der Kurs kurzfristig auf 1,81 Euro hochgeschossen ist.

Oder könnte es sich eventuell nun doch lohnen, dranzubleiben und auf das große Comeback zu setzen? Wissen hier Insider mehr? Könnte Wirecard aller Schwarzmalerei zum Trotz doch wieder aufleben? Bei so vielen Fragen sollten wir uns das einmal im Detail ansehen.

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Eine Einordnung und Ursachensuche

Obwohl sich der Kurs nach dem Tageshoch wieder halbierte, verblieb die Marktkapitalisierung zum Handelsende nach längerer Zeit mal wieder bei über 100 Mio. Euro. Das ist immerhin mehr, als Vectron Systems (WKN: A0KEXC) auf die Waage bringt, ein innovativer Anbieter von Kassensystemen und -software zur Vernetzung von Filialbetrieben. Im Gegensatz zu Wirecard sind sich die meisten Beobachter bei Vectron sicher, dass das Unternehmen eine gute Zukunft hat und in den kommenden Jahren Gewinne erwirtschaften kann.

Dieser Vergleich zeigt, dass der heftige Kursanstieg nur Sinn ergäbe, wenn sich bei Wirecard Wundersames tun würde. Ist etwa durchgesickert, dass der Ex-Vorstand und mutmaßliche Haupttäter Jan Marsalek gefasst wurde? Und mit ihm passenderweise auch die ein oder andere Milliarde, die er möglicherweise irgendwo offshore geparkt hat? Wenn die heutigen Verantwortlichen bei Wirecard dann noch nachweisen könnten, dass das Geld dem Unternehmen zusteht, dann könnte es saniert sein.

Oder hat sich um eines der verbliebenen Bruchstücke des Konzerns ein derartiges Bietergefecht entwickelt, dass der Erlös zur Bedienung der Gläubigerforderungen ausreicht – und die Wirecard Bank die Keimzelle für ein neues Kapitel in der Unternehmensgeschichte würde? Immerhin konnte die Insolvenzverwalter-Kanzlei JAFFÉ bereits einige Erfolge vermelden, zuletzt im Dezember den Verkauf der Südafrikatochter „mit einem sehr guten Ergebnis für die Gläubiger“.

Spekulieren lässt sich so einiges.

Vielleicht hat sich aber auch nur ein Leerverkäufer zum Jahresanfang gesagt, dass es Zeit wird, aufzuräumen und diese Position glattzustellen. Wie schaut es an dieser Front aus? Nun, am meisten leerverkauft hat aktuell Greenvale Capital mit 1,91 %. Zuletzt erhöhte sie im September ihre Position um 0,21 %. Alle gemeldeten Positionen zusammen summieren sich auf über 6 %. Hinzu kommen noch kleinere Akteure, sodass ich davon ausgehe, dass ein zweistelliger Prozentsatz der Aktien aktuell noch verliehen ist.

Beim Bundesanzeiger meldet am 5. Januar die Investmentmanagementfirma Coatue Management, dass sie am Vortag über eine Netto-Leerverkaufsposition von 0,9 % des Aktienkapitals verfügte. Die vorherige Meldung vom Oktober nannte 1,19 %.

Was Anleger daraus schließen können

0,29 % wurden also am 4. Januar eingesammelt von Coatue. Das entspricht immerhin etwa 358.000 Aktien. Es ist nicht wahnsinnig viel angesichts von über 70 Millionen gehandelten Anteilen auf XETRA am 5. Januar, aber dennoch ein Faktor. Meine Vermutung ist daher, dass sich ein Spiel zwischen Leerverkäufern und Zockern entwickelt hat. Letztere warten schon lange auf den Moment, wo die Positionen geschlossen werden und sich ein Shortsqueeze entwickelt, der die Kurse hochschießen lässt.

Das Problem dabei ist, dass die Zeit den Shortsellern in die Hände spielt. Zwar müssen diese eine geringfügige Leihgebühr bezahlen, aber letztlich dürfen sie damit rechnen, dass der Wirecard-Kurs mit der immer mehr schwindenden Hoffnung gegen null läuft. Von daher werden sie ihre Positionen nur abbauen, wenn sie das für ein Taschengeld tun können. Ein anhaltender Shortsqueeze, der sie in Bedrängnis bringen würde, ist unrealistisch, solange nicht eines der oben beschriebenen Wunder geschieht.

Um uns zu vergewissern, dass höchstwahrscheinlich kein Wunder geschieht, lohnt sich der Blick auf die Wirecard-Anleihe. Deren Kurs ist über die letzten Monate trotz der Verkaufserfolge des Insolvenzverwalters kontinuierlich gesunken. Zum Jahreswechsel waren es nur noch 5 %. Das bedeutet wohl, dass die Wertpapierinhaber nur noch mit einer sehr geringen Quote aus dem Insolvenzerlös rechnen.

Wenn die Anleihe im September 2024 fällig wird, dann erwarten sie offenbar nur rund 10 %, wenn man davon ausgeht, dass sie auf diesem tiefen Niveau vernünftige Renditen erwirtschaften wollen. Dass der Kurs am 5. Januar reflexartig auf über 7 % gestiegen ist, ändert daran nicht viel. Die entscheidende Erkenntnis ist, dass bei der Anleihe weiterhin alles darauf hindeutet, dass die Gläubiger nur einen kleinen Teil ihrer Forderungen eintreiben können, was für die Aktionäre stets Totalverlust bedeutet.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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