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Raus aus Öl-Aktien, und zwar sofort!

Öl-Aktien gehören zu den beliebtesten Aktien unter deutschen Privatanlegern. Neben den bekannten Konzernen aus dem Inland und den Tech-Giganten aus den USA finden sich häufig auch Werte wie BP (WKN: 850517) und vor allem Royal Dutch Shell (WKN: A0ER6S) in den Portfolien deutscher Privatanleger. Dabei haben diese Aktien in den vergangenen Jahren einen fast beispiellosen Kursabstieg hinter sich. Wieso sollte man also überhaupt in sie investieren?

Dividendenrendite

Das wohl am meisten genannte Argument, wenn es um die Investition in Öl-Aktien geht, ist die hohe Dividendenrendite. Die Öl-Konzerne versuchen, die Dividenden seit Jahren mindestens stabil zu halten, wobei die Dividendenrenditen meist im hohen einstelligen Bereich liegen. Damit gelten sie, gerade in der Niedrigzinsphase, als eine tolle Alternative. Die Gesamtrendite dieser Anlagen liegt in den vergangenen Jahren durch die hohe negative Kursrendite jedoch deutlich im negativen Bereich und betrifft unternehmensübergreifend fast den gesamten Sektor.

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In den letzten drei Jahren verlor beispielsweise die Aktie von Royal Dutch Shell mehr als 40 %, der US-Konzern Exxon Mobil (WKN: 852549) sogar knapp 50 %. Die Argumentation, dass der Kursrückgang nur mit dem Ölpreis in Verbindung steht, ist dabei nicht schlüssig. Die Aktienkurse sinken seit drei Jahren deutlich stärker als der Ölpreis und während sich der Ölpreis seit dem Corona-Tief wieder mehr als verdoppeln konnte, liegen die Kursgewinne der Öl-Aktien deutlich darunter. Anlagen, die nach unten stärker ausschlagen als der Basiswert, aber nach oben weniger gewinnen, machen schlicht keinen Sinn.

Fundamentale Perspektive

Der Grund für den schwachen fundamentalen Ausblick liegt, neben unternehmensinternen Problemen, vor allem in der Energiewende, die weltweit vollzogen wird. Elektromobilität und das Ausbauen erneuerbarer Energien sind dabei nur zwei der Bereiche, die zu den großen Zukunftstrends gehören und gleichzeitig für eine geringere Verwendung von Öl stehen.

Im „World Energy Outlook“ erklärt BP, dass der Ölverbrauch wohl nie wieder die Höhen von vor der Corona-Pandemie erreichen wird, und erklärt das Öl-Zeitalter für beendet. Im Gegenteil: In den nächsten 30 Jahren soll sich der Anteil fossiler Energieträger wie Gas, Kohle und Öl halbieren. Sollte das Ziel der 1,5-Grad-Begrenzung, das von Klimaschützern als notwendig erachtet wird, eingehalten werden, dann drittelt sich die Ölnachfrage bis 2050 sogar, womit niedrigere Preise einhergehen.

In Zeiten, in denen auch Investmentfonds ökologische Fußabdrücke ausweisen sollen, verzichten zudem viele Fondsmanager auf Öl-Aktien. Während viele Investoren schon aus Kohle-Aktien ausgestiegen sind, verzichtet der norwegische Staatsfonds sogar bereits seit 2019 auf reine Öl- und Gasförderunternehmen. Dieser Trend zu CO2-armen Portfolien dürfte anhalten.

Niedrige Bewertung

Das zweite Argument, was oft angeführt wird, ist die niedrige Bewertung vieler Öl-Aktien. Gerade Privatanleger neigen dazu, günstige Firmen zu suchen. Nicht umsonst gehörten beim Markteinbruch im Frühjahr Werte wie Lufthansa und TUI zu den meistgesuchten Aktien von Privatanlegern.

Oft sind solche Aktien jedoch sogenannte „Value-Traps“. Damit ist das Phänomen gemeint, dass sich Anleger oft auf besonders günstig bewertete Aktientitel stürzen, weil man davon ausgeht, dass sie wieder zu einem faireren historischen Wert zurückkehren, was jedoch nie wieder passiert. Man tappt als Anleger dann in eine Value-Trap, wenn die Aktien zwar günstig bewertet sind, aber die Zukunftsperspektiven nicht gut aussehen und das Unternehmen bilanzseitig nicht gut aufgestellt ist.

Betrachtet man den Öl-Sektor, fällt neben der schlechten fundamentalen Perspektive auch auf, wie schwach die Bilanz der Firmen größtenteils ist. 2020 soll BP beispielsweise einen negativen freien Cashflow im hohen dreistelligen Millionen-Bereich haben – und das bei einem Verschuldungsgrad von 45 % (Nettoverschuldung/Eigenkapital) in 2019. Exxon Mobil versucht derweil den defizitären freien Cashflow durch eine Neuaufnahme von Schulden in Milliardenhöhe zu verbessern.

Hier kann also eindeutig festgestellt werden, dass die niedrige Bewertung der Öl-Aktien kein Zeichen für eine gute Investitionsmöglichkeit ist, sondern im Gegenteil ein Warnsignal für die schlechten Zukunftsaussichten – eine klassische Value-Trap eben.

Und wie sieht die Zukunft aus?

Dass Öl kein zukunftsbringendes Geschäftsmodell mehr ist, haben die großen europäischen Konzerne inzwischen eingesehen und wenden sich in raschem Tempo vom schwarzen Gold ab, während die US-amerikanischen Konzerne am konventionellen Geschäftsmodell festhalten.

Die Öl- und Gasproduktion von BP soll in den nächsten zehn Jahren um 40 % gesenkt werden, während man bis 2030 die Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien auf bis zu 5 Mrd. US-Dollar jährlich steigern möchte, um das Null-Emissionsziel bis spätestens 2050 zu erreichen. Auch Royal Dutch Shell strebt ähnliche Ziele an, während der französische Konzern Total bereits länger in erneuerbare Energien, vor allem Wasserstoff, investiert.

Trotz des Umbaus werden die Konzerne langfristig aber nie wieder zur alten Stärke zurückfinden. So erklärte das Oxford Institute for Energy Studies bereits, dass die Rendite im Öl- und Gasgeschäft beim Geschäft mit erneuerbaren Energien nicht zu erzielen sei, weshalb auch die Öl-Konzerne weiter an Wert und Größe verlieren werden.

Zusammenfassend lässt sich also festhalten, dass Öl-Aktien ein schlechtes Investment sind – bei solchen Kursverlusten und fundamentalen Aussichten hilft auch keine gute Dividendenrendite. Es gibt also nur eine Lösung: Raus aus Öl-Aktien!

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Christoph Püllen besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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