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Siemens-Rivale mit 75 % besserer Performance: Wo Schneider Electric stärker ist

Industrie 4.0
Foto: Getty Images

Aktien von direkten Konkurrenten laufen häufig im Gleichschritt. Das ist bei Siemens (WKN: 723610) und ABB (WKN: 919730) genauso wie bei Daimler (WKN: 710000) und BMW (WKN: 519000) der Fall. Sie unterliegen den gleichen Marktbedingungen und teilen sich den Talentpool für neue Mitarbeiter.

Deshalb sollte es Anleger aufhorchen lassen, wenn die Aktienperformance von zwei Wettbewerbern weit auseinanderklafft, wie das bei Siemens und Schneider Electric (WKN: 860180) ist. Entweder macht dann einer von beiden etwas Grundlegendes falsch oder der andere leistet Herausragendes. Hier ist, was ich über dieses deutsch-französische Duell herausfinden konnte.

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SBGSF Chart

Chartvergleich der prozentualen Aktienentwicklung von ABB, Siemens und Schneider Electric seit November 2017, erstellt mit YCharts

Grund 1: Klarer Fokus, weniger Baustellen

Bereits in den 90er-Jahren hat Schneider Electric seine grundsätzliche strategische Ausrichtung gefunden. Der französische Konzern verabschiedete sich von der stahlverarbeitenden Industrie und begann sich auf Elektrik zu konzentrieren. Rund um diesen Kern baute das Management die Geschäftsaktivitäten konsequent aus, ohne sich zu verzetteln. Logisch passende Bereiche wie Automatisierungstechnik, unterbrechungsfreie Stromversorgung und Sicherheitstechnik kamen über die Jahre hinzu.

Trotz des breiten Produktspektrums für die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete bildet Schneider eine homogene Struktur rund um komplementäre Dinge wie etwa Schaltschränke, Steuergeräte, Wechselrichter und Servoantriebe. Wichtige Übernahmen, wie etwa das Segment Electrical & Automation der indischen Larsen & Toubro von 2018, stärken den Kern und erweitern die internationale Reichweite.

Doch was kommt uns in den Sinn, wenn wir an Siemens denken? Züge, Magnetspintomographen, Turbinen, Hochspannungstechnik … sowie fast alles, was Schneider macht. Zwar hat die jüngste Abspaltung des Energiegeschäfts wieder ein bisschen mehr Klarheit gebracht, aber auch nach Jahrzehnten des kontinuierlichen Umbaus haben die Münchener noch immer kein für jedermann verständliches Profil.

Statt rund um einen starken Kern passende Aktivitäten anzudocken, war über die letzten Jahrzehnte oft ein Hin und Her zu beobachten, egal, ob bei Solarwechselrichtern (aufgegeben, dann Kaco New Energy gekauft), Traktionsmotoren (verkauft, dann verlustreiches Joint-Venture Valeo Siemens eAutomotive) oder Kommunikationstechnik (in Nokia Siemens Networks eingebracht, heute wieder verstärkt am Mitmischen bei 5G und Fabrikvernetzung).

Zudem griff Siemens bei der 2015 abgeschlossenen Übernahme von Dresser-Rand daneben, die damals vor allem die Öl- und Gasindustrie mit schwerem Equipment adressierte. Sie erfolgte mitten im Ölpreisverfall der Jahre 2014-2016 und belastete Siemens bis zur Abspaltung im September 2020.

Grund 2: Smarte Digitalisierungsstrategie

Siemens treibt seit Jahren einen unheimlich großen Aufwand, um der weltweit führende Anbieter von Software für Ingenieure sowie die Gebäude- und Fabrikautomatisierung zu werden. So entstanden marktführende Lösungen und Plattformen rund um die Simulation, den digitalen Zwilling und die Industrie-4.0-Cloud. Zwar bin ich zuversichtlich, dass die Anstrengungen sich auf mittlere bis lange Sicht auszahlen werden, aber noch lasten die milliardenschweren Investitionen auf der Bilanz.

Schneider hat einen deutlich schlankeren und vielleicht auch eleganteren Weg gewählt: 2017/2018 brachten die Franzosen ihre Softwaresparte beim britischen Engineering-Software-Unternehmen AVEVA (WKN: A1W0MM) unter. Damit verfügte Schneider auf einen Schlag über wettbewerbsfähige IT-Fähigkeiten, ohne dafür riesige Geldsummen in die Hand nehmen zu müssen. Für 550 Mio. britische Pfund erhielt sie 60 % der fusionierten AVEVA, deren Aktie sich seither hervorragend entwickelt hat.

Grund 3: Starkes Management

Ich möchte hier keinen Vergleich von Schneider-CEO Jean-Pascal Tricoire und den Siemens-Bossen Joe Kaeser und Roland Busch ziehen. Die können alle was. Doch klar ist, dass sich in der Entwicklung von Schneider klar die Handschrift von Tricoire zeigt, der seit 2006 das Ruder in der Hand hält. Er hat den Konzern mit ruhiger Hand und vorausschauend so aufgestellt, dass er Wachstumschancen ergreifen kann, ohne an anderer Stelle zurückgeworfen zu werden.

Am 14. Februar 2019 konnte er deshalb zur Präsentation der Jahreszahlen in riesigen Lettern „Wachstum“ ausrufen. Fokussiert wie kein anderes Unternehmen dieser Größe besetzt Schneider die Themen Energieeffizienz und Industrie 4.0. Die starke Positionierung zeigt sich auch darin, dass es über Jahre hinweg gelang, die operative Marge zu steigern. Gut getimte Aktienrückkäufe gaben der Aktionärsrendite zusätzlichen Auftrieb.

Offenbar war es diese Präsentation, welche Beobachter erkennen ließ, dass Schneider unter den europäischen Elektrogiganten das stärkste Aufwärtspotenzial hat. Da die unterliegenden Trends von Dauer sind, sollte Schneider sich auch langfristig stark entwickeln, soweit sie strategisch Kurs hält.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool empfiehlt Aktien von BMW.



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