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5 Gründe, warum man beim Investieren nicht blind auf Corona-Impfstoff-Aktien setzen sollte

Coronavirus und Börse
Foto: Getty Images

November war bislang ein bedeutender Monat für den Aktienmarkt. Wir haben miterlebt, wie fünf US-Bundesstaaten Initiativen oder Änderungen zur Legalisierung von Cannabis verabschiedet haben. Und es wurde der 46. Präsident der Vereinigten Staaten, der Demokrat Joe Biden, gewählt.

Wall Street bejubelt den Impfstoff

Und dann war da noch die News, die Pfizer (WKN: 852009) und BioNTech (WKN: A2PSR2) parat hatte. Denn die kündigten die Phase-3-Studie von BNT162b2 zur Behandlung des SARS-CoV-2-Virus an, das für die Coronavirus-Krankheit 2019 (COVID-19) verantwortlich ist. Die USA haben bis zum 9. November mehr als 10 Millionen Corona-Fälle gezählt. Die haben bislang zu 238.000 Todesfällen geführt.

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Pfizer und BioNTech gaben bekannt, dass ihre weltweite Studie mit mehr als 43.000 Teilnehmern die erste Zwischenanalyse von 94 auswertbaren Fällen erreicht hat. Nachdem das unabhängige Datenüberwachungskomitee (DMC) Fälle von COVID-19 sowohl aus der Placebo- als auch aus der BNT162b2-Gruppe ausgewertet hatte, wurde festgestellt, dass die anfängliche Impfstoffwirksamkeit von BNT162b2 sieben Tage nach der zweiten Dosis bei über 90 % liegt. Das DMC hatte auch keine ernsthaften Sicherheitsbedenken bei der Studie. Die wird abgeschlossen sein, wenn 164 bestätigte COVID-19-Fälle aufgetreten sind.

Diese Daten sind ganz offensichtlich spannend. Forscher haben nicht mit einer Impfstoffwirksamkeit von mehr als 50 bis 60 % gerechnet, sodass die erste Auswertung von 90 % als echte Chance zu werten ist, Corona zu besiegen. Das deutet auch darauf hin, dass das Leben bald wieder zur Normalität zurückkehren könnte. Vorausgesetzt natürlich, dass die abschließende Analyse Bestand hat. Pfizer und BioNTech sind in der Lage, im Jahr 2021 bis zu 1,3 Milliarden Impfdosen zu verteilen, sollte ihr Impfstoff zugelassen werden.

Die Wall Street reagierte erfreut auf diese Daten, wobei der Dow Jones Industrial Average innerhalb eines Tages fast 30.000 erreichte. Gold rutschte zwischenzeitlich um fast 100 US-Dollar pro Unze ab.

Impfstoffaktien könnten riskant sein

Aber ist ein Investment in die Unternehmen hinter dem Impfstoff eine gute Idee? Hier sind fünf Gründe, warum Anleger da besonders skeptisch sein sollten.

1 Die Daten sind noch unvollständig

Zunächst einmal sollten Investoren vermeiden, die anfängliche Analyse von Pfizer und BioNTech für bare Münze zu nehmen. Obwohl die Schlagzeile einer VE, die mehr als 90 % beträgt, fantastisch ist, sagt sie doch nichts darüber aus, wie lange der Impfstoff den Patienten schützt. Auch gibt es keinen klaren Hinweis darauf, wie sich der Impfstoff in Risikogruppen bewährt hat. Da diese Krankheit besonders für ältere Menschen und Menschen mit chronischen Krankheiten gefährlich ist, ist die VE für diese Gruppen am wichtigsten. Wir kennen diese Daten noch nicht. Es wird wahrscheinlich noch Monate dauern, bis wir sie erhalten. Also nicht zu früh freuen.

2 Nicht jeder will sich impfen lassen

Ein weiterer Grund zur Skepsis ist der potenzielle Patientenpool. Offensichtlich gibt es in den USA und dem Rest der Welt viele Menschen, die von einem zugelassenen und wirksamen Coronavirus-Impfstoff profitieren würden. Das bedeutet jedoch nicht, dass sich auch jeder impfen lassen will.

Anfang August befragte das Meinungsforschungsinstitut Gallup mehr als 7.600 Erwachsene in den USA, ob sie einen zugelassenen, kostenlosen Coronavirus-Impfstoff nehmen würden. Nur 65 % der Befragten waren dazu bereit. Und 35 % der US-Bürger haben kein Interesse an einem Impfstoff, darunter 30 % der über 65-Jährigen. Die aber sind die Kernzielgruppe.

Der voraussichtliche Patientenpool ist möglicherweise nicht so groß oder lukrativ, wie man annimmt.

3 Hier herrscht harter Wettbewerb

Pfizer und BioNTech hatten den Vorteil, mit ihren vorläufigen Analysedaten als Erste zu starten. Aber sie werden nicht die Letzten sein. Derzeit werden etwa zwei Dutzend COVID-19-Impfstoffe entwickelt. Das macht es unwahrscheinlich, dass nur ein oder zwei Entwickler nennenswerte Marktanteile bekommen.

Pfizer und BioNTech konkurrieren mit:

  • Moderna (WKN: A2N9D9), dessen experimenteller Messenger-RNA-Impfstoff (mRNA-1273) bei 100 % der evaluierten Teilnehmer zu neutralisierenden Antikörpern führte.
  • AstraZeneca (WKN: 886455), die eine Partnerschaft mit der Universität Oxford eingegangen ist, um AZD1222 zu entwickeln. Eine Studie im Frühstadium zeigte einen Monat nach der Injektion einen vierfachen Anstieg der Produktion von SARS-CoV-2-Antikörpern.
  • Johnson & Johnson (WKN: 853260), deren Impfstoff JNJ-78436735/Ad26 bei 98 % der Teilnehmer an der Phase-1/2a-Studie neutralisierende Antikörper produzierte.

4 Nicht alle Impfstoffentwickler werden erfolgreich sein

Viertens muss man wissen, dass die Chancen, einen COVID-19-Impfstoff erfolgreich zu entwickeln, nicht so gut stehen.

Im Mai veröffentlichte der Harvard Data Science Review eine Analyse über die Erfolgswahrscheinlichkeit von Impfstoffentwicklungsprogrammen. Man analysierte zwischen dem 1. Januar 2000 und dem 7. Januar 2020 mehr als 2.500 Impfstoffprogramme und 6.800 Nicht-Impfstoffprogramme gegen Infektionskrankheiten. Dabei fanden die Forscher eine Erfolgswahrscheinlichkeit für einen von der Industrie gesponserten Impfstoff von nur 39,6 %. Für ein von der Industrie gesponsertes Antiinfektiva-Therapeutikum liegt er bei lediglich 16,3 %.

Soll heißen: Die Mehrheit der klinischen Studien werden wahrscheinlich keinen Erfolg haben. Es ist zwar möglich, dass die Impfstoffentwickler die vergangenen Daten übertreffen, aber die Zahlen sprechen eine andere Sprache.

5 Die Bewertung geht vom Erfolgsfall aus

Schließlich kann man mit Fug und Recht behaupten, dass in die Bewertungen bereits gute Nachrichten eingeflossen sind.

Moderna, das als erster Impfstoffentwickler mit Versuchen am Menschen begann, hat derzeit eine Marktkapitalisierung von 31 Mrd. US-Dollar. Und das, obwohl es sich um ein Unternehmen handelt, das sich vollständig in der klinischen Phase befindet. Laut Wall Street würde Modernas COVID-19-Impfstoffkandidat ein jährliches Umsatzpotenzial von rund 4 Mrd. US-Dollar haben, womit das Unternehmen ein Vielfaches des 7- bis 8-Fachen des Spitzenumsatzes von mRNA-1273 erreichen würde. Die meisten anderen Biotech-Aktien werden zum 3- bis 6-Fachen ihres Spitzenumsatzes bewertet, was Moderna recht teuer macht.

Ein weiteres gutes Beispiel ist Inovio Pharmaceuticals (WKN: A115GK). Obwohl Inovio seit seinem Höchststand im Jahr 2020 etwa drei Viertel seines Wertes verloren hat, hat sich der Wert gegenüber dem 52-Wochen-Tief mehr als verdreifacht. Und es handelt sich auch um ein Unternehmen, das seit vier Jahrzehnten keine klinisch zugelassene Therapie mehr produziert hat.

Ich würde mich natürlich über ein oder fünf Impfstoffe freuen, wie alle anderen auch. Aber wie ein Glücksritter darauf zu setzen, ist keine gute Idee.

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The Motley Fool empfiehlt Aktien von Johnson & Johnson. Sean Williams besitzt keine der angegebenen Aktien. Dieser Artikel erschien am 11.11.2020 auf Fool.com und wurde für unsere deutschen Leser übersetzt.



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