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Vergiss die Wasserstoff-Farben! Worauf es für Anleger wirklich ankommt

Japanische Kirschblüte
Foto: Getty Images

Wie grün wird die Wasserstoffwirtschaft? Das ist eine Frage, die immer wieder gestellt und heiß diskutiert wird. Zum einen werden große Verluste bei Energieumwandlung und Transport beklagt und zum anderen ist die Produktion nicht immer so grün, wie man es sich wünschen würde.

Doch was bedeutet das für Anleger, die mit Wasserstoff eine gute Rendite erwirtschaften wollen? Sie sollten sich auf das Wesentliche konzentrieren.

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Nicht alle wollen grünen Wasserstoff

Die Vision klingt verlockend: Schwimmende Windturbinen weit draußen auf dem Meer oder gigantische Solarfarmen in der afrikanischen Wüste produzieren Unmengen an Strom, die zur Wasserstoffproduktion eingesetzt werden können. Von dort wird das leichte Element zu uns gebracht, wo es in Brennstoffzellen von Fahrzeugen und Kraftwerken perfekt sauber zu Wasser verbrennt oder in der Schwerindustrie weiterverarbeitet wird.

Energiesektoren wie Wärme, Mobilität, Industrie und Stromwirtschaft könnten so entlang der gesamten Wertschöpfungskette schadstofffrei werden. Doch so schön sich das alles anhören mag: Es kostet zum heutigen Stand der Technik eine Menge Geld, diese Strukturen zu schaffen – zu viel, meinen manche Experten. Andere sagen zwar, dass sich das Kostenproblem in den nächsten Jahren geben wird. Schließlich steckt jede Menge Innovation in der Pipeline, die die Kosten zügig nach unten treiben.

Dennoch hat der grüne Wasserstoff nicht das Monopol auf die Zukunft. Viele halten den heutigen Standard, Wasserstoff großindustriell aus Erdgas zu gewinnen, weiterhin für die langfristig kostengünstigste Lösung. Eine Reihe von großen Konzernen treibt alternative Konzepte voran, die mit der grünen Vision nur wenig zu tun haben.

Wer den grünen Wasserstoff infrage stellt

Das Technologie-Konglomerat Kawasaki Heavy Industries (WKN: 858920) schlägt zum Beispiel vor, brachliegende Braunkohlevorkommen zur Wasserstoffgewinnung zu nutzen und dann tiefgekühlt mit Schiffen nach Japan und in die Welt zu transportieren. Das Unternehmen hat bereits passende Kryotechnik entwickelt und ist dabei, erste Flüssigwasserstofftanker zu bauen. Damit will der Konzern die globalen Wertschöpfungsketten mitgestalten.

Das möchte allerdings auch Plug Power (WKN: A1JA81), bekannt für seine Gabelstapler-Brennstoffzellen. Es arbeitet seit einiger Zeit daran, sein Leistungsspektrum in der Wasserstoffwirtschaft in Richtung Elektrolyse und Wasserstofflogistik auszuweiten. Doch Wasserelektrolyse ist dabei noch nicht im Mittelpunkt.

Vielmehr hängt sich die Tochter United Hydrogen Group an die Chlor-Alkali-Elektrolyse des Chemiekonzerns Olin (WKN: 851936) an. Dort fällt Wasserstoff als Abfallprodukt an, dass abgeschieden, gereinigt und in große Druckbehälter gepumpt wird. Das ist zumindest heute noch deutlich billiger.

Im Atomstromland Frankreich wiederum träumen manche davon, die alten Kernkraftwerke für die Wasserstoffproduktion zu nutzen. Vor allem der mehrgleisig fahrende Energiekonzern EDF (WKN: A0HG6A) treibt diese Idee voran. In diesem Fall kommt zwar Wasserelektrolyse zum Einsatz und der Strom ist abgasfrei. Wirklich grün ist der strahlende Prozess natürlich trotzdem nicht.

Als letztes Beispiel möchte ich auf die norwegische Equinor (WKN: 675213) eingehen, die eine Technologie entwickelt hat, um Wasserstoff aus Erdgas zu gewinnen und gleichzeitig das dabei entstehende Kohlendioxid abzuscheiden und dauerhaft unter dem Seegrund zu begraben. BASF (WKN: BASF11) hat ein ähnliches Verfahren vorgeschlagen, wobei dort der eingefangene Kohlenstoff als Rohstoff genutzt werden kann.

Was das für Investoren bedeutet

Die Wahrscheinlichkeit ist aus meiner Sicht hoch, dass einige der hier aufgeführten Alternativen zur Wasserstoffproduktion noch auf viele Jahre hinaus einen preislichen Wettbewerbsvorteil gegenüber grünem Wasserstoff haben werden. Aber bedeutet das, dass die Vision der Wasserstoffwirtschaft nicht realisiert werden kann und Wasserstoff-Aktien Schaden nehmen?

Ich denke, das Gegenteil ist der Fall. Dass so viele mächtige Konzerne an unterschiedlichen Lösungen forschen, ist letztlich eine gute Sache, auch wenn nicht alles astrein grün ist. Entscheidend ist, dass das Volumen nun schnell steigt und passende Logistik-, Speicher- und Betankungs-Infrastruktur geschaffen wird.

In der Wasserstoffwirtschaft herrschen ähnlich wie im Internet starke Netzwerkeffekte. Je mehr Teilnehmer, desto besser und attraktiver wird das Produkt. Die bunten Farben des Wasserstoffs werden folglich der Treibstoff für eine schnellere Durchsetzung sein. Und was die erneuerbaren Energien angeht: Die haben auf viele Jahre hinaus noch genug damit zu tun, die abgeschalteten fossilen Kraftwerke zu ersetzen. Elektrolyse ergibt deshalb nur punktuell Sinn, wo regelmäßig Überschüsse zur Verfügung stehen.

Im Laufe der 30er-Jahre werden wir dem Ziel der Dekarbonisierung der Stromwirtschaft näherkommen. Dann wird grüner Wasserstoff voraussichtlich endlich so wettbewerbsfähig sein, dass die zugehörige Wertschöpfungskette von der Solarfarm über die Elektrolyse bis zur Druckbehälterbetankung und den Brennstoffzellen florieren kann. Bis dahin treiben wir es bunt.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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