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TUI-Aktie: Trotz Kurstief kein Kauf

Foto: Peter Roegner

Die TUI-Aktie (WKN: TUAG00) notiert gegenwärtig unter 3 Euro (Schlusskurs: 2,97 Euro am 25.09.2020) und schreibt damit im negativen Sinne Firmengeschichte. Das Coronavirus hat dieses Jahr vieles durcheinandergebracht, das ist nichts Neues. Vor allem die Tourismusbranche sieht sich mit heftigen Folgen konfrontiert. Einreiseverbote, Reisewarnungen, gesundheitliche Bedenken – diese und weitere Faktoren sorgen dafür, dass der Reiseverkehr sehr angeschlagen ist.

Reisebüros, Reedereien, Reiseveranstalter, Hotels und andere touristische Dienstleister klagen unisono über extreme finanzielle Einbußen. Und das wird aller Voraussicht nach auch noch eine Weile so bleiben. Eine zweite Welle wird befürchtet, was in noch mehr Zurückhaltung in Sachen Urlaubsplanung bei den Menschen resultiert. Für den Branchenprimus TUI also keine guten Aussichten.

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Auch wenn Bewertungskennzahlen wie das Kurs-Gewinn- oder Kurs-Umsatz-Verhältnis die TUI-Aktie sehr günstig erscheinen lassen, sollte man sich davon nicht trügen lassen. Diese Kennzahlen bewerten die Vergangenheit, nicht die Zukunft. Und diese sieht nicht allzu rosig aus, was meiner Meinung nach auf verschiedene Gründe zurückzuführen ist. Nachfolgend möchte ich meine Annahmen näher erläutern und erklären, weshalb ich die Aktie von TUI mit sehr viel Vorsicht genieße und sie nicht für einen geeigneten Turnaround-Kandidaten halte.

TUI in Geldnot

In normalen Zeiten ist die sogenannte vertikale Integration von TUI ein großer Vorteil. Dadurch, dass der Marktführer das gesamte touristische Spektrum abbildet, kann in der Theorie kosteneffizient gearbeitet werden. Auch das Kundenerlebnis soll in der Theorie dadurch besser werden. Die Tatsache, dass TUI als Reiseveranstalter auftritt und nebenbei auch eigene Hotels betreibt sowie eine Fluggesellschaft führt, wirkt bei den massiven Nachfrage- und Umsatzeinbußen allerdings sehr in die entgegengesetzte Richtung. Im Bereich der Kreuzfahrten hat die TUI dieses Jahr bereits Hapag-Lloyd Cruises veräußert, um sich etwas schlanker aufzustellen und Geld in die Kassen zu spülen.

Denn gerade in Sachen Finanzen hapert es bei der TUI im Moment sehr. Bereits im April wurde der Branchenprimus mit 1,8 Mrd. Euro vom deutschen Steuerzahler unterstützt – zu der Zeit ein wohl eminenter Schritt, um das Unternehmen über Wasser zu halten. Im August dieses Jahres wurde die Kreditlinie eines bereits bestehenden Kredits der Förderbank KfW um 1,05 Mrd. Euro aufgestockt. Somit hat TUI mit dieser zweiten Finanzspritze rund 3 Mrd. Euro an Hilfen erhalten – ein beträchtlicher Betrag.

Vor allem, wenn man diesen Betrag in Relation mit dem Nettoergebnis für das Geschäftsjahr 2019 setzt. Dieses lag bei circa 532 Mio. Euro, erwirtschaftet nach einem Umsatz in Höhe von etwa 18,93 Mrd. Euro. Diese Zahlen lassen schon im Entferntesten vermuten, wie lange Aktionäre von TUI daran nagen werden, Schulden abzutragen, sofern der Marktführer die Corona-Pandemie überlebt. In meinen Augen keine guten Aussichten für die TUI-Aktie.

Wenn Milliarden nicht ausreichen könnten

Wie schlecht es um die Bilanz der Hannoveraner steht, offenbart eine von CEO Fritz Joussen angekündigte Kapitalerhöhung. Die eingesammelten Staatshilfen scheinen nicht genug zu sein, um die Kosten durch die eingefahrenen Konzernstrukturen und die mäßige Buchungsnachfrage zu kompensieren. Zudem musste TUI als Reiseveranstalter bei abgesagten Reisen Kundengelder erstatten, sofern Kunden nicht freiwillig einen Gutschein oder eine Umbuchung in Anspruch genommen haben. Dabei sollen Medienberichten zufolge zwischen 700 Mio. und 1 Mrd. Euro in die Kassen gespült werden. Auch das spricht eher dafür, dass Aktionäre des Reisekonzerns keine einfachen Tage vor sich haben. Investoren, die überlegen, sich die TUI-Aktie ins Depot zu legen, sollten daher die Finanzlage sehr aufmerksam verfolgen.

Kein gutes Omen für die TUI-Aktie: Marktführer unter Druck

Neben der schwierigen finanziellen Situation, in der sich TUI befindet, gibt es meines Erachtens noch einige weitere Probleme. CEO Fritz Joussen hat angekündigt, TUI schlanker und digitaler aufstellen zu wollen. Die geschilderten Ambitionen sind durchaus vielversprechend, aber sie kommen viel zu spät. TUI-Lenker Joussen hat in der Vergangenheit häufiger Änderungen und Umstrukturierungen angepriesen, die noch heute auf sich warten lassen. In Branchenkreisen brüstet sich TUI gerne als digitaler und innovativer Marktführer.

In Wirklichkeit scheint der Konzern in seinen Strukturen festgefahren zu sein. Das Ausmaß dieser mangelnden Flexibilität und Bereitschaft zur Veränderung spiegelt sich auch im Umgang von TUI mit Kunden und Reisebüros wider. Während der gesamten Coronakrise klagten Reisebüros über mangelnde Erreichbarkeit des Reiseveranstalters – teilweise kommt man bei wichtigen Abteilungen wie der Buchhaltung des Branchenprimus tagelang nicht durch.

Darüber hinaus werden Zahlungen von Kunden aufgrund abgesagter Reisen sehr verspätet bearbeitet. Die zurecht verärgerten Kunden schlagen bei ihren Reisebüros auf, die daraufhin unvergütete Arbeit mit den Kunden haben, während TUI die Verantwortung von sich weist. Gerade als Marktführer wäre TUI in der Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen, aber wenn man sich in der Branche umsieht, scheinen Reisebüros mit der Kooperationsbereitschaft von TUI mitunter am unzufriedensten zu sein. Die Bereitschaft von verärgerten Kunden und Reisebüros, bei der Erholung der Tourismusbranche erneut auf TUI zu setzen, darf infolge dieser Entwicklungen durchaus angezweifelt werden.

TUI-Aktie: Trotz Kurstief kein Kauf

Meiner Meinung nach wird sich der Tourismus auf jeden Fall erholen, da Menschen schlichtweg gerne verreisen. Urlaub gehört einfach zum Leben dazu. Mittlerweile bin ich allerdings der Meinung, dass TUI sich zu lange auf seinen Lorbeeren ausgeruht hat und durch Corona dafür die Quittung bekommt. Die TUI-Aktie ist daher in meinen Augen keine gute Investition für unternehmensorientierte Investoren, die Wert auf ein großartiges Management und eine gute Unternehmenskultur legen.

Gegenwärtig ist eine Investition in die TUI-Aktie für mich eher eine Wette, dass TUI so oder so die Krise überleben wird. Das kann kurz- bis mittelfristig gut gehen und für eine nette Rendite sorgen. Mit einer langfristigen Investition hat es im Moment aber nichts zu tun.

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Caio Reimertshofer besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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