Gazprom-Aktie: Erste kritische Stimmen aus Dänemark gegen Nord Stream 2
Der Fall Nawalny hat ins Wanken gebracht, was eigentlich ziemlich sicher zu sein schien: Nord Stream 2. Nachdem die Genehmigungslage in der EU eigentlich klar gewesen ist, war die Fertigstellung ursprünglich bloß noch reine Formsache.
Die USA haben zwar mit Sanktionen versucht, das Projekt zu Fall zu bringen. Das hat die EU und den innerpolitischen Widerstand vonseiten der EU allerdings plötzlich verstummen lassen. Es gab schließlich ein anderes Problem, das es zu lösen galt.
Doch jetzt scheint sich alles zu verändern. Neben dem teilweise vorhandenen Protest aus Deutschland ist es jetzt beispielsweise auch Dänemark, wo sich erste kritische Stimmen zeigen. Auch das nährt die Frage: Wird Nord Stream 2 von Gazprom (WKN: 903276) möglicherweise doch noch gestoppt?
Dänemarks Contra im Blick
Genauer gesagt handelt es sich bei der kritischen Stimme um die Regierungschefin Dänemarks. So begrüße es Mette Frederiksen, dass die deutsche Bundesregierung die Fertigstellung der Pipeline in Anbetracht des Falls Nawalny infrage stellt. Die Debatte sei positiv zu werten.
Frederiksen sei allerdings von Anfang an gegen das EU-Projekt von Gazprom gewesen, so der erweiterte Kontext. Europa dürfe sich nicht abhängig machen vom russischen Erdgas, so die dänische Spitzenpolitikern weiter. Es könnte daher sein, dass die dänische Regierungschefin jetzt die Chance wittert, den Bau des unliebsamen Projekts zu verhindern.
Allerdings dürfte es auch hierbei ein Hindernis geben, das Foolishe Investoren bedenken sollten: Dänemark hat im Oktober des Jahres 2019 als letzter Anrainerstaat grünes Licht für den Bau der Pipeline in den eigenen Hoheitsgewässern gegeben, was der letzte Genehmigungsschritt hin zur Finalisierung von Nord Stream 2 gewesen ist. Das zeigt im Endeffekt: Dänemark hat faktisch die Fertigstellung wie geplant erlaubt. Und damit die Genehmigungslage geschaffen, die jetzt einen Abbruch des Projekts erschweren dürfte. Vor allem, da inzwischen weit über 90 % der Pipeline gebaut worden sind.
Stimmungs- vs. Genehmigungslage
Mehr und mehr zeichnet sich für mich daher ein Zwiespalt ab, der wie folgt skizzierbar ist: Rein faktisch ist die Rechts-, Genehmigungs- und Vertragslage ziemlich eindeutig. Nord Stream 2 ist für die EU und Russland und somit auch Gazprom das Mittel gewesen, um die Erdgaslieferungen des russischen Erdgaskonzerns in die EU zu erhöhen. Daran ist eigentlich wenig zu rütteln.
Der Fall Nawalny hat allerdings zu einer veränderten Stimmung innerhalb Deutschlands und der EU geführt, die mehr und mehr kippt. Trotzdem ist fraglich, ob der Bau überhaupt noch verhindert werden kann. Beziehungsweise auch, was die Konsequenzen wären. Trotz aller Forderungen, sich nicht von Russland abhängig zu machen, wird irgendeine Abhängigkeit schließlich existieren müssen. Solange die EU nicht plötzlich eigene fossile Brennstoffe in großer Menge findet, ist man schließlich auf den Import angewiesen.
Nord Stream 2: Der Druck wird größer
Doch auch mit Dänemarks nicht mehr ganz so stillem Protest vonseiten der Regierungschefin wird deutlich: Der Druck auf eine angemessene Reaktion auf den Fall Nawalny wird größer. Nord Stream 2 rückt dabei immer mehr in den Fokus. Wie die aktuelle Causa ausgehen wird? Eine spannende Frage. Die Stimmungs- und Genehmigungslage sind jedenfalls der größte Widerspruch. Das kann unter Umständen auch dazu führen, dass sich die EU, Deutschland oder auch Dänemark ein Eigentor schießen werden, wenn es vorschnelle Entscheidungen gibt.
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Vincent besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.