Shortseller-Attacke: Nikola-Aktie unter Druck!
Nachdem der selbst ernannte Wasserstoff-Pionier Nikola (WKN: A2P4A9) eine überraschende Partnerschaft mit Urgestein General Motors bekannt gegeben hat, sind die Aktien zunächst in die Höhe geschnellt. Auch generell schien der Hype um Nikola Motors wieder etwas zuzunehmen. Medienberichten war sogar zu entnehmen, dass Anleger angeblich bei ihrer E-Auto-Investition von Tesla auf Nikola umsatteln.
Obwohl diese Annahme meiner Meinung nach nicht begründet werden kann und daher eher als wage Schätzung abgetan werden sollte, kann man nicht abstreiten, dass die Nikola-Aktie deutlich zugelegt hat. Das Kursfeuerwerk war allerdings nur von kurzer Natur. Am 10. September erschien nämlich eine ausführliche Recherche von Hindenburg Research, die unterstellt, dass das Konstrukt rund um Nikola einem Meer aus Lügen gleicht. Allen voran ist Trevor Milton, Gründer und Vorstandsvorsitzender, gemäß dem Bericht der Strippenzieher hinter diesem Lügengebilde.
Wer sich den Bericht in voller Gänze durchlesen möchte, findet diesen direkt auf der Seite von Hindenburg Research. Nachfolgend möchte ich grob auf die Anschuldigungen eingehen und schlussendlich mein persönliches Fazit zu der Nikola-Aktie abgeben.
Hindenburg Research: Shortseller-Attacke auf Nikola?
Wichtig im Zusammenhang mit dem Bericht ist zu wissen, dass Hindenburg Research Short-Positionen auf Nikola besitzt. Mit anderen Worten: Hindenburg Research wettet/spekuliert auf fallende Kurse der Nikola-Aktie. Es gibt oft Short-Attacken, die nur dazu dienen sollen, den Aktienkurs nach unten zu manipulieren, um darauf Profit zu schlagen. Auf der anderen Seite gibt es auch Short-Berichte, die grundlegende Aufklärungsarbeit leisten. In solchen Fällen möchten die Autoren einen Betrug an die Öffentlichkeit bringen. Es kann also durchaus sinnvoll sein, einen solchen Short-Bericht ernst zu nehmen, wie die Causa Wirecard gezeigt hat.
Wie bereits eingangs erwähnt, wird Nikola unterstellt, ein Meer aus Lügen aufgebaut zu haben. Hindenburg Research behauptet, umfangreiches Beweismaterial zu besitzen – darunter aufgezeichnete Telefongespräche, Textnachrichten, private E-Mails und Fotos –, die Falschaussagen von Trevor Milton in mehreren Fällen belegen. Hindenburg postuliert weiter, dass sie ein derartiges Maß an Täuschung in einem öffentlichen Unternehmen, besonders in dieser Größenordnung, noch nie erlebt hätten.
Definitiv harte Vorwürfe, die in dem Bericht erhoben werden. Der Bericht enthält beispielsweise Unterstellungen, dass Nikola eine Lkw-Attrappe einen Berg runterrollen hat lassen, um ein funktionierendes Produkt vorzutäuschen. An Nikola interessierte oder in das Unternehmen investierte Anleger sollten sich den Bericht am besten in voller Gänze durchlesen.
Trevor Milton kündigt Reaktion an
Twitter-Liebhaber Trevor Milton hat indes bereits eine Reaktion angekündigt. Die Antwort soll es vor Marktöffnung am 11. September geben. Trevor Milton versucht die Shortseller-Attacke als fehlgeschlagenen Versuch abzutun und möchte den Blick nach vorne richten.
Been working on rebuttal of hindenburg for 14 hours to provide a clear, factual, low-emotional answer to the report. It will be out before market opens and working through the night. I feel great about every answer. They wanted max damage, it didn’t work. Now back to growth.
— Trevor Milton (@nikolatrevor) September 11, 2020
Rote Flagge für die Aktie von Nikola Motors
Nach dem Skandal rund um Wirecard habe ich gelernt, kritische Berichte ernst zu nehmen. In meinen letzten Artikeln zu Nikola habe ich immer wieder geschrieben, dass ich das Unternehmen und das Geschäftsmodell dahinter interessant und spannend finde. Nikola Motors kann auch namhafte Partner nachweisen wie Bosch, General Motors und auch die norwegische NEL. Anfangsschwierigkeiten sind für solche Unternehmen ganz normal, wie man auch bei Tesla zu Anfangszeiten gesehen hat.
Trotz der gegebenen Unsicherheiten war ich bereit, die Aktie von Nikola Motors für eine Investition in Betracht zu ziehen. Nach diesen massiven Vorwürfen werde ich jedoch davon Abstand nehmen und zunächst von der Seitenlinie aus weiter beobachten. Wasserstoff ist für mich eine sehr zukunftsfähige Technologie, aber im Moment kann man sich nicht mehr sicher sein, ob gerade Nikola die richtige Investition dafür ist. Dafür gibt es weitaus spannendere Investitionsmöglichkeiten an der Börse.
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Caio Reimertshofer besitzt Aktien von NEL. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.