DAX-Aufsteiger Delivery Hero: Diese Kennzahlen müssen Investoren jetzt kennen
Die Delivery Hero (WKN: A2E4K4)-Aktie wird nun offiziell in den DAX aufsteigen und dort die insolvente Wirecard (WKN: 747206) ersetzen. Delivery Hero ist ein eher ungewöhnlicher DAX-Kandidat. Grund genug, sich die Aktie einmal genauer anzusehen.
Umsatzwachstum 2019: 86 %
Das Unternehmen selbst ist nur ein Dienstleister und verkauft keine eigenen Produkte, sondern bietet eine Plattform, auf der Restaurants ihr Angebot einrichten können. Die gesamte Bestellung inklusive Lieferung wird dann von Delivery Hero abgewickelt. Das Geschäft hat natürlich durch die Pandemie ordentlich an Schwung gewonnen. Insbesondere als die Restaurants ihre eigenen Räume schließen mussten, hat die Bedeutung der Lieferungen enorm zugenommen.
Im zweiten Quartal ist der Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 96 % gestiegen. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte Delivery Hero ein Umsatzwachstum von 86 % erreichen. Der Umsatz ist in diesem Zeitraum von 665,1 Mio. Euro im Vorjahr auf 1,24 Mrd. Euro gestiegen. In diesem Jahr wird mit einer weiteren Verdoppelung gerechnet und wie die Zahlen zum zweiten Geschäftsquartal zeigen, ist man auf dem besten Weg dorthin.
Bestellungen: 666 Mio.
Denn die Zahl der Bestellungen nimmt immer weiter zu. Im letzten Geschäftsjahr kam Delivery Hero auf 666 Mio. abgewickelte Bestellungen in den 43 Ländern, in denen man aktiv ist. Allein im zweiten Quartal ist die Zahl der Bestellungen um 95 % auf 281 Mio. angestiegen. Ein Wachstumsproblem hat das Unternehmen ganz sicher nicht.
Verlust 2019: 663,4 Mio. Euro
Das enorme Wachstumstempo hat den Aktienkurs mit in die Höhe gerissen. Innerhalb der letzten zwölf Monate hat sich der Kurs mehr als verdoppelt. Beim aktuellen Kurs von 96,18 Euro (Stand: 21.08.2020) ist Delivery Hero mit mehr als 19 Mrd. Euro bewertet.
Trotz oder vielleicht auch gerade wegen des gigantischen Wachstums kann von Gewinnen bisher keine Rede sein. In den Quartalsberichten ist Delivery Hero scheinbar sehr darum bemüht, den Fokus auf den Umsatz zu lenken und die Verluste möglichst nicht direkt zu erwähnen.
Vermutlich aus gutem Grund. Denn allein im letzten Geschäftsjahr lag der Verlust vor Steuern bei 668 Mio. Euro! Delivery Hero hat also das Kunststück vollbracht und einen Verlust von mehr als 50 % des Umsatzes verbucht. Gegenüber dem Vorjahr ist der Gewinn sogar noch schneller gestiegen als der Umsatz. Von den 258,8 Mio. Euro, die man im Vorjahr als Verlust vor Steuern ausgewiesen hat, ist der Verlust um mehr als 150 % in die Höhe geschnellt.
Marketingausgaben: 495 Mio. Euro
Die gute Nachricht ist, dass Delivery Hero prinzipiell profitabel ist. Dem Umsatz von 1,2 Mrd. Euro standen 926 Mio. Euro an direkt mit dem Umsatz in Verbindung stehenden Kosten gegenüber. Der Gewinn aus dem Geschäft betrug also 311 Mio. Euro. Die schlechte Nachricht ist, dass das nicht annähernd ausreicht, um die Verwaltungs- und IT-Kosten zu tragen. Allein diese beiden Posten schlugen im letzten Jahr mit 468 Mio. Euro zu Buche. Dazu kamen dann noch Marketingkosten von 495 Mio. Euro, die den Verlust noch massiv erhöht haben.
Da stellt sich die Frage, ob die Marketingkosten in diesem Jahr mit dem Umsatz weiter ansteigen oder ob sie sich auf dem Niveau des letzten Jahres stabilisieren. Denn wenn die Kosten weiter steigen, wird es schwieriger, die Verluste einzudämmen. Die wichtigste Frage, die es zu beantworten gilt, ist daher, wie nachhaltig das Geschäft ist. Ist Delivery Hero wirklich darauf angewiesen, Unmengen an Geld in das Marketing zu stecken, um zu wachsen oder die bestehenden Kunden zu halten? Oder würde man vielleicht auch mit geringeren Investitionen auskommen und dann womöglich schneller die Gewinnschwelle erreichen?
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Dennis Zeipert besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.