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Dass Apple die 2-Billionen-Marke durchbricht, hat seine (bedauerlichen) Gründe

Apple Store mit Apple Logo Apple-Aktie
Foto: The Motley Fool

Als Apple (WKN: 865985) zum ersten Mal mehr als 1 Billion US-Dollar wert war, kam ich aus verschiedenen Gründen zur Überzeugung, dass dies kein nachhaltig profitables Kursniveau sein könne. Doch die Realität sollte mich eines Besseren belehren. Heute bewertet der Markt die Apple-Aktie mit 2 Billionen US-Dollar – und damit 10-mal so teuer wie Europas führenden Softwarekonzern SAP (WKN: 716460).

Wie konnte es dazu kommen? Top Produkte und ein klasse Management stellen aus meiner Sicht nur die Hälfte der Antwort dar.

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Was alles dagegensprach, Apple zu kaufen

Selbst für die besten Unternehmen gibt es einen fairen Aktienkurs. Die Marktkapitalisierung drückt schließlich aus, wie groß die Gewinne und Cashflows der Zukunft von den Marktteilnehmern eingeschätzt werden. Bei vielen Aktien beträgt das Verhältnis von mittel- bis langfristig erwarteten Jahresgewinnen und Börsenwert in etwa 1:10.

Wenn Apple also mit über 1 Billion US-Dollar bewertet wurde, dann sollte der Gewinn über die vielleicht fünf bis zehn folgenden Jahre in Richtung 100 Mrd. US-Dollar anschwellen – und zwar nachhaltig. Ansonsten wären Anleger bei alternativen Investments wie etwa SAP besser aufgehoben, wo Gewinne von 10 bis 20 Mrd. Euro für die zweite Hälfte des laufenden Jahrzehnts aus meiner Sicht absehbar sind.

Eine Zeit lang sah es um 2018 so aus, als ob Apple sein Potenzial bereits ausgeschöpft hätte. Die Innovationen der iPhone-Versionen in immer der gleichen Optik beschränkten sich auf technische Details. Neue Produktlinien schienen nicht das große Ding zu sein. Gleichzeitig verfügte das Android-Betriebssystem über eine viel größere installierte Basis und der asiatischen Konkurrenz gelang es regelmäßig, die besten iPhone-Modelle bei gewissen Features zu übertreffen.

All das hat den Vormarsch der Apple-Aktie jedoch nicht stoppen können. Von dem Niveau, das ich 2018 und 2019 für zu optimistisch hielt, hat sich die Aktie noch einmal verdoppelt. Großaktionär Warren Buffett kommentierte im Februar 2020, dass Apple womöglich das am besten geführte Unternehmen der Welt sei. Ich finde jedoch, dass das nur die halbe Wahrheit ist.

Aggressive Marketingtaktiken

Es gab Zeiten, wo es einfach bei jedem kleinsten Kreuzworträtseln ein iPods zu gewinnen gab. Wo Wettbewerber die Preise senken, um den Absatz anzukurbeln, bringt Apple seine Geräte werbewirksam in großen Stückzahlen kostenlos unter die Leute.

Das kann sich Apple leisten, weil alle Geräte auch Plattformen für den Vertrieb von Musik, Apps und Accessoires darstellen. Da Apple große Kontrolle über das gesamte Ökosystem ausübt, verdient es immer fleißig mit.

Apple nutzt seine Macht auch geschickt bei Verhandlungen mit Vertriebspartnern wie den Mobilfunkkonzernen. Als erstes Unternehmen setzte es bei Verizon (WKN: 868402) und Co. durch, dass nur Apple für Updates zuständig sein wird. Gleichzeitig verhandelt Apple ambitionierte Absatzziele, die nur eingehalten werden können, wenn iPhones besonders eifrig angepriesen werden.

Androidgeräte, die sich auf viele Hersteller verteilen, konnten nicht mit der gleichen breiten Brust gegenüber den Mobilfunkern auftreten und werden daher gegeneinander ausgespielt. Die Macht von Apple fußt dabei auf dem Status, den sich das Unternehmen bei attraktiven Zielgruppen erarbeitet hat. Sollte Apple eines Tages seine treuen Kunden enttäuschen, wäre es wohl auch vorbei mit diesen Methoden.

Stillschweigende Nichtangriffspakte mit potenziellen Wettbewerbern

Bedenklicher finde ich, wie die US-Giganten gegenseitig ihre eingezäunten Gewinnmaschinen schützen. Als Haupttäter sehe ich dabei Microsoft (WKN: 870747). Der Betriebssystemhersteller hat sich in den Anfangsjahren des Internets den zweifelhaften Ruf erarbeitet, dass er aufkommende Konkurrenten zerstören kann. Browser-Pionier Netscape wurde damals als große Gefahr für das Windows-Imperium identifiziert. Mit der kostenlosen Verteilung des Internet Explorers war Netscape bald Geschichte.

Seither gab es regelmäßige Angriffe auf Windows, Office usw. Doch Microsoft gelang es immer, eine wirksame Drohkulisse aufzubauen. Wenn Google aggressiver versuchen würde, Microsoft Office zu verdrängen, dann hätte Microsoft die Suchmaschine Bing in der Hinterhand, um Googles Haupteinnahmequelle anzugreifen. Als Apple begann, vermehrt bei Microsoft zu wildern, investierte Microsoft in ein universelles Windows 10, das Apple hätte gefährlich werden können.

Microsoft wäre bestimmt in der Lage, Konkurrenten wie Apple und Google etwas Ebenbürtiges entgegenzusetzen. Doch an einem Grabenkampf besteht kein Interesse. Vielmehr heißt das Motto: „Wenn du mich in Ruhe lässt, lasse ich dich in Ruhe.“ Auf diese Weise schreiben alle zweistellige Milliardengewinne und liefern sich maximal Schaukämpfe.

Ohne die stillschweigenden kalifornischen Nichtangriffspakte hätte Apple niemals dermaßen gigantische Gewinne generieren können.

Wettbewerbsausschaltung der USA

Es geht jedoch nicht nur um die kalifornischen Mitbewerber, die Apple nahezu ungestört nach der Weltmacht greifen lassen. Gerade nämlich als klar wurde, dass nach Samsung (WKN: 881823) auch Huawei vorbeiziehen würde, setzte die staatliche Verfolgung des chinesischen Herausforderers ein. Während Apple im Reich der Mitte frei agieren kann, wird Huawei seit Jahren der Zutritt zum wichtigen US-Markt verwehrt.

Meine frühere Annahme, dass Huawei Apple zusetzen würde mit der Folge einer Erosion der Margen, konnte so nicht eintreffen. Man muss sich also fragen, wie erfolgreich Apple ohne derartigen staatlichen Schutz wäre.

Apple Unchained

Normalerweise sagen wir, dass politische Börsen kurze Beine haben. Schlechte Politik und geopolitische Spannungen können den Erfolg von großen Konzernen kaum schmälern. Andersherum kann allerdings ein Versagen der Wettbewerbsaufsicht und Regulierung Monopolstrukturen fördern, die zu sagenhaften Gewinnen führen. Wir können das seit Jahren bei Google, Microsoft und Apple beobachten.

Es ist ein Risiko, sich darauf zu verlassen, dass die Regierungen weiterhin Schwäche zeigen gegenüber der rücksichtslosen Expansion der Macht in den Händen weniger. Dass die Bosse kürzlich im US-Kongress Rede und Antwort stehen mussten, war ein erster Warnschuss, auch wenn er zunächst kläglich verpufft ist.

Solange es so bleibt, die Unternehmen ihre Innovationskraft erhalten und das jeweilige Management die gegebenen Rahmenbedingungen ausnutzt, können wir als Anleger mit ihnen weiterhin saftige Kurszuwächse erleben.

Wird Apple also eines Tages Gewinne im Bereich von 200 Mrd. US-Dollar einstreichen, wie der heutige Aktienkurs suggeriert? Es klingt verrückt für meine Ohren, aber ausschließen kann man nichts mehr.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Apple.



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