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US-Anlagen unter Druck: Müssen sich Aktionäre um den Dollar Sorgen machen?

Fingerspitzengefühl für gute Deals
Foto: Getty Images

Der amerikanische Dollar ist die Leitwährung und die USA können nicht pleitegehen. Das ist unbestritten unter Ökonomen. Deshalb gilt für viele Anleger ein Investment in amerikanische Wertpapiere als sicherer Hafen.

Nichtsdestotrotz wirken sich Währungsschwankungen direkt auf den Depotwert aus. Die jüngsten Verluste gegenüber dem Euro senken die Rendite von in Dollar gehandelten Aktien erheblich. Ist das ein Problem, das Anleger kümmern sollte? Und wenn ja, was sind dann die besten Handlungsoptionen?

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Wie sich der Dollar 2020 bisher ausgewirkt hat

Der Dow Jones Index ging mit 28.869 Punkten in das neue Jahr, bei einem Dollarkurs von 1,12 zum Euro. Am 5. August steht der Index bei 27.202 Punkten, bei einem Dollarkurs von 1,19 zum Euro. Nominell ist der Dow Jones folglich – trotz der Coronadelle vom März – weitgehend seitwärts gelaufen. Für Käufer aus Euroland – und ähnlich der Schweiz – sind die Verluste hingegen deutlich: Aktuell ergibt sich ein Minus von 12,5 %.

Auch die leichten Gewinne seit Anfang Juni wurden komplett von Dollarverfall aufgefressen. Nun ist Schwanken natürlich etwas, mit dem Aktionäre leben müssen. Erst wenn sich das Ganze zu einem anhaltenden Trend entwickelt, könnte es auch für langfristig orientierte Anleger zum Problem werden.

Warum der Dollar fällt

Die Ursachen für die Abwertung sind vielfältig. Ein Faktor ist sicherlich, dass mittlerweile auch die USA praktisch keine Zinsen mehr bezahlen, seit die Zentralbank im März den maßgeblichen Zinssatz in zwei Schritten auf 0,25 % abgesenkt hat. Zuvor war der Abstand zu den Minuszinsen im Euroraum deutlich höher, sodass Profis mit sogenannten Carry-Trades operierten.

Dabei geht es darum, sich in Euro zu verschulden, die erhaltenen Mittel in Dollar anzulegen und die Zinsdifferenz einzustreichen. Doch das, was zwei Jahre lang wunderbar funktioniert hat und den Euro auf 1,06 drückte, ist nun vorbei.

Ein zweiter Punkt sind die gewaltigen Defizite der USA. Zwar sehen auch diverse europäische Länder alles andere als stabil aus. Doch spätestens seit im Juli der EU-Stabilisierungsplan verabschiedet wurde, scheint sich die Ansicht durchzusetzen, dass die Situation in Übersee kritischer ist. Ausufernde Schulden treffen dort seit Jahren auf ein krasses Minus in der Außenhandelsbilanz. Hinzu kommt das offenkundige Scheitern der Coronapolitik sowie dramatisch sinkende Steuereinnahmen.

In Fachkreisen wird diskutiert, ob man Einzelstaaten erlauben sollte, in ein Insolvenzverfahren zu gehen. Gleichzeitig steigen Firmeninsolvenzen stark an in den am stärksten betroffenen Staaten. Da ist es nur folgerichtig, dass die Ratingagentur Fitch eine Abstufung der Bonität der USA erwägt.

Selbst der Status als Weltreservewährung ist mittlerweile angekratzt. Zwar ist der Dollar weiterhin klar die dominante Devise, doch Alan Ruskin, ein führender Stratege bei der Deutschen Bank (WKN: 514000), sieht eine Beschleunigung der Negativfaktoren. Dass China jede Gelegenheit nutzt, um den Renminbi nach vorne zu bringen und die Vormachtstellung des Dollars in kleinen, aber stetigen Schritten zu brechen, kommt noch hinzu.

Was die Zukunft für den Dollar und deine US-Aktien bringen könnte

Schaut man sich an, wie sich der Euro über die letzten 20 Jahre gegenüber dem Dollar geschlagen hat, dann sieht man, dass sich die aktuellen Kurse etwa in der Mitte der Schwankungsbreite befindet. 2008 gab es 1,58 US-Dollar für jeden Euro. Bis zu dieser Marke wäre ein weiterer Anstieg um 33 % nötig, was bei konstanten Aktienkursen im Umkehrschluss einen Verlust von 25 % bedeuten würde.

Natürlich kann niemand sagen, ob der Trend diese Wechselkursrelation tatsächlich in diese Höhen treiben wird. Ich bin jedoch überzeugt, dass das Ende der Fahnenstange bisher noch nicht erreicht wurde, denn die vorgenannten Faktoren summieren sich. Das bedeutet, dass US-Anlagen voraussichtlich weiter an Wert verlieren werden, so weit sich ihr Kurs nicht stark positiv entwickelt.

Hier könnte man einwenden, dass eine schwächere Währung die Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten erhöht. Zum Beispiel könnten Waren in Europa günstiger angeboten werden, ohne die Margen zu reduzieren, weil der Erlös in Euro aufwertet. Allerdings sind die USA keine bedeutende Exportnation und die erhöhten Importpreise würden an der Kaufkraft nagen.

Immerhin würde es jedoch dabei helfen, die Lücke in der Handelsbilanz zu schließen und Altschulden zu tilgen. Wenn es andererseits um Neuschulden geht, könnte es zunehmend schwieriger werden, praktisch zu Nullzinsen zu Geld zu kommen. Niemand wird den USA kostenlos Kapital anvertrauen, wenn er davon ausgeht, dass es in einigen Jahren ein Viertel weniger wert sein wird.

Besteht also Handlungsbedarf?

Insgesamt denke ich, dass Anleger ihr US-Engagement hinterfragen sollten. Viele Kurse erscheinen sowieso bereits weit ausgereizt. Zudem sind sämtliche in Dollar notierende Anlagen zunehmend vom Wechselkursrisiko bedroht. Und falls die desolaten Staatsfinanzen eine stärkere Erhöhung der Leitzinsen erforderlich machen sollten, sind Verwerfungen bei Aktien absehbar.

Das sind aber natürlich nur Szenarien. Noch immer gibt es zahlreiche US-Unternehmen, die durch ihre ausgezeichnete strategische Aufstellung und Internationalisierung ein ausgewogenes Risikoprofil aufweisen. Etwaige Einbußen wegen Wechselkursentwicklungen sind dann vielleicht verkraftbar.

Wichtig zu verstehen ist, dass Aktienkurse von guten Unternehmen zwar schwanken, aber typischerweise auf lange Sicht nach oben ziehen. Währungen hingegen können sich dauerhaft ungünstig entwickeln. Dazu muss man sich nur den Chart des argentinischen Peso einmal ansehen.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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