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25.000 Milliarden Euro staatliche Coronahilfen: Und wer bezahlt die Rechnung?

Fragender Mann "Was jetzt?"
Foto: Getty Images.

Im Wunschdenken vieler Anleger sieht die Welt im Moment etwa so aus: Wegen der Pandemie legt die Wirtschaft ein Päuschen ein, aber die Hilfsprogramme überbrücken die Krise, bis dann nächstes Jahr der Rubel wieder wie gewohnt rollt.

Doch jeder, der etwas von Wirtschaft versteht, weiß, dass es nichts geschenkt gibt. Am Ende muss immer jemand bezahlen. Doch wen trifft es in diesem Fall und was folgt daraus für Anleger?

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Hilfsprogramme in noch nie zuvor gesehenem Umfang

In den USA summierten sich die Darlehen und Zuwendungen bereits im Mai auf 2.700 Mrd. Euro. Im deutlich kleineren Japan sind es mit 1.700 Mrd. Euro relativ gesehen sogar noch mehr. Deutschland trumpft mit 1.100 Mrd. Euro auf – die Finanz-Bazooka, wie Minister Olaf Scholz im März sagte.

Mir sind keine weltweiten Schätzungen bekannt, aber auf Basis der obigen Beispiele, die bei weit über 30 % der jährlichen Wirtschaftskraft liegen, erscheint mir ein globaler Wert von 20 % plausibel.

Bei einem weltweiten Bruttoinlandsprodukt von 142 Billionen US-Dollar im vergangenen Jahr ergeben sich damit rund 25.000 Mrd. Euro. Das entspricht in etwa dem Sechsfachen des deutschen Bruttoinlandsprodukts.

Dieses Geld besorgen sich die Staaten entweder über die Emission von Anleihen, den Abbau von Reserven oder die Umleitung von Haushaltsmitteln. Die Verwendung teilt sich auf in Darlehen, Vergünstigungen und Zuwendungen an Unternehmen, Finanzdienstleister und Privathaushalte.

Wer die Rechnung bezahlt

Darlehen sind für den Staat zunächst die günstigste Variante. Zuletzt konnte die zuständige Deutsche Finanzagentur Nullzins-Anleihen mit 15-jähriger Laufzeit zum Kurs von über 104 % am Markt unterbringen, was einer jährlichen Rendite von minus 0,33 % entspricht.

Dieser Ertrag wird noch größer, wenn das Geld zinspflichtig weitergereicht wird. Beispielsweise denke ich, dass sich die Rettung der Lufthansa (WKN: 823212) zu einem guten Geschäft für die Staatskasse entwickeln wird. Schon in wenigen Jahren dürfte die Airline in der Lage sein, die erhaltenen Mittel vollständig zu refinanzieren.

In diesem Fall bezahlen also voraussichtlich nicht Staat und Gesellschaft die Rechnung, sondern eher die Aktionäre und Mitarbeiter. Die über viele Monate andauernden hohen Verluste bedeuten eine gewaltige Substanzminderung, die auf Jahre hinaus die Fähigkeit beschneidet, Dividenden und Boni auszuschütten.

Nicht zurückbezahlte Darlehen, genauso wie Kurzarbeitergeld und andere Transferleistungen, zehren hingegen an der Substanz des Staates. Es gilt weiterhin die Regel, dass ein Euro nur einmal ausgegeben werden kann. Während Deutschland das Problem dank der gesunden Staatsfinanzen relativ komfortabel auf die nächste Generation abwälzen kann, sehen sich die meisten weniger kreditwürdigen Staaten gezwungen, an anderer Stelle zu kürzen.

Ob dabei kulturelle Institutionen, Infrastruktur oder Sozialprogramme zum Opfer fallen, wird von Staat zu Staat unterschiedlich sein. Trotz aller Bekräftigungen, den Naturschutz und Klimawandel ernst nehmen zu wollen, dürfte die Ebbe in vielen Staatskasse zudem dazu führen, dass auch die Umwelt einen Preis zu zahlen hat.

Wie wieder Geld in die Kassen kommt

Aktuell liegt der Fokus darauf, die Pandemie und eine drohende Massenarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Sobald wieder einigermaßen Normalität einkehrt, werden die Regierungen sich beeilen müssen, ihre desolaten Staatsfinanzen in den Griff zu bekommen.

Nur auf eine anziehende Wirtschaft zu hoffen, reicht wahrscheinlich kaum dafür aus. Folglich müssen Wege gefunden werden, die Staatseinnahmen zusätzlich zu steigern. Mancherorts werden die Verantwortlichen versuchen, über die Lizenzierung von Grauzonengeschäften wie Glücksspiel oder Marihuana zu Geld zu kommen.

Ansonsten stehen Möglichkeiten wie die Erhöhung von Gebühren, Zöllen und Steuern zur Verfügung. Egal, für welche Option sich eine Regierung entscheidet, wird eine reduzierte Kaufkraft die Folge sein. Optimalerweise gelingt es, sehr große Vermögen anzuzapfen, aber das hat in der Vergangenheit nur selten funktioniert. Gerne ins Visier genommen werden auch Internet- und Pharmakonzerne, weshalb Anleger sich auf verschlechterte Rahmenbedingungen in solchen Branchen gefasst machen sollten.

Wenigen Profiteuren stehen unzählige Verlierer gegenüber

Zu den wenigen Gewinnern gehören diejenigen Unternehmen, die genau das anbieten, was am dringendsten benötigt wird. In diesem Fall sind es wirksame Impfstoffe, zuverlässige Lieferservices und leistungsfähige Clouddienste. Daran partizipieren auch Aktionäre, die sich entsprechend positioniert haben.

Die Unterhaltungsindustrie, Betreiber von Kultur- und Freizeitanlagen, Gastronomie und Fluglinien haben jedoch trotz der staatlichen Programme fast überall auf der Welt einen hohen Preis bezahlen müssen. Wo normalerweise erhebliche Vermögen bei den Eigentümern lagern würden, herrscht nun gähnende Leere.

Für alle, die weder vom Cloudboom profitieren noch direkt finanziell von den Coronaeinschränkungen betroffen sind, dürften die persönlichen Einbußen hingegen sehr subtil daherkommen und sich über viele Jahre hinziehen: Hier ein bisschen weniger Kaufkraft, dort eine kleine Gebührenerhöhung oder eine reduzierte öffentliche Leistung; vielleicht auch ein langsamerer beruflicher Aufstieg, als es normalerweise möglich gewesen wäre.

Und die Lichtblicke?

Ich kann diesen Artikel nicht beenden, ohne dem düsteren Aussichten auch noch etwas Positives hinzuzufügen. Dazu fallen mir drei Punkte ein:

Erstens befinden wir uns in der günstigen Lage, dass es eine nahezu unendliche Anzahl von sinnvollen Investitionsprojekten gibt. Die Mobilitäts- und Energiewende wollen genauso gestemmt werden wie die neue Normalität mit Corona. Dafür werden viele schlaue Köpfe und Arbeitskräfte benötigt. Das war in früheren Krisen meistens nicht so, weil die Ideen für rentable Investitionen fehlten.

Zweitens richtet das Coronavirus im Gegensatz zu Naturkatastrophen und Konflikten keine materiellen Schäden an. Die Produktionsbasis bleibt bei 100 % und kann daher eine anziehende Nachfrage ohne notwendige Neuinvestitionen bedienen.

Drittens sitzen viele Arbeitnehmer im Moment auf hohen Ersparnissen. Es wird weniger ausgegangen und das Budget für den Sommerurlaub haben viele von uns notgedrungen gespart. Dieses Geld wird früher oder später wieder unter die Leute gebracht. Wer ein Gefühl dafür hat, wofür besonders viel ausgegeben wird, der kann sich mit passenden Aktien frühzeitig aussichtsreich positionieren.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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