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Delivery Hero-Aktie: Sollte man auf den DAX-Aufstieg spekulieren?

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Foto: Getty Images

Das spektakuläre Wachstum der Bestellplattform Delivery Hero (WKN: A2E4K4) hat in der Coronakrise zusätzlichen Schub bekommen. Angesichts vielerorts monatelang geschlossener Restaurants lassen sich viele Konsumenten frisch zubereitetes Essen per Lieferdienst nach Hause oder ins Büro bringen.

Mit 20 Mrd. Euro Marktkapitalisierung (29.07.) qualifiziert sich die Aktie von Delivery Hero nun grundsätzlich für die DAX-Aufnahme. Schließlich wird sie in der Rangliste des Index-Betreibers auf Position 26 geführt und auch beim Handelsvolumen zeigt der Trend nach oben.

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Einige Anleger spekulieren deshalb darauf, dass der Aktienkurs hochschießen könnte, sobald bekannt wird, dass tatsächlich die Wahl auf Delivery Hero fällt als Ersatz für Wirecard (WKN: 747206). Aber ist das wirklich eine aussichtsreiche Anlagestrategie? Ich denke nicht. Hier sind die Gründe.

Der Effekt wird möglicherweise überschätzt

Im Moment ist Delivery Hero ein Schwergewicht im MDAX. Als drittgrößtes Unternehmen macht es dort über 4 % aus. Im DAX hingegen werden es wohl eher 1,5 bis 2,0 % sein. Zwar ist der DAX als Leitindex ungleich wichtiger und seine totale Marktkapitalisierung mehr als doppelt so hoch. Aber der halbe Anteil könnte einen großen Teil des Effekts eliminieren.

Bei großen Fondsgesellschaften dürfte ein Aufstieg nahezu ein No-Event darstellen. Aktien von Delivery Hero werden längst in Nebenwerte-Fonds gehalten und müssen dann nur noch intern umgebucht werden. Aber lass uns trotzdem annehmen, dass ein gewisser Sogeffekt entsteht, schon allein aufgrund des gestiegenen Anlegerinteresses.

Frühere Beispiele sind nicht unbedingt ermutigend

Ein sehr kurzfristiger Effekt ist also sicherlich zu erwarten. Aber wie sieht es aus, wenn wir etwas weiter in die Zukunft blicken? Lass uns dafür versuchen, aus der Vergangenheit zu lernen:

Covestro (WKN: 606214) wurde am 19.03.2018 in den DAX aufgenommen, nachdem sie sich spektakulär entwickelt hatte. Nach dem Börsengang 2015 wurde die Aktie noch vorsichtig zu Kursen um 30 Euro gehandelt. Gut zwei Jahre später waren es dank einer starken Gewinnentwicklung plötzlich über 90 Euro. Beim Aufstieg war die Trendwende allerdings schon einige Wochen eingeleitet. Seither ging es fast nur noch nach unten, sodass jetzt wieder Kurse um 30 Euro aufgerufen werden.

Eine ähnliche Geschichte war bei Wirecard zu beobachten, die am 24.09.2018 ihr DAX-Debut feierte. 20 Tage zuvor erreichte der Kurs sein Allzeithoch bei sensationellen 199 Euro. Seither wurde unter großem Auf und Ab schrittweise die Luft herausgelassen.

Am 23.09.2019 war MTU Aero Engines (WKN: A0D9PT) der Neuling. Es ist ein Beispiel für eine Aktie, die sowohl vor als auch nach dem Aufstieg eine solide Aufwärtsphase durchlaufen hatte. Doch etwaige Effekte einer DAX-Aufnahme sind geradezu vernachlässigbar im Vergleich zu den Auswirkungen fundamentaler Ursachen. Seit COVID-19 im Februar den internationalen Flugverkehr lahmgelegt hat, hat sich die Aktie halbiert.

Eine DAX-Aufnahme ist noch nicht sicher

Dass die Chancen recht gut für einen DAX-Aufstieg stehen, ist nicht zu übersehen. 20 Mrd. Euro Marktkapitalisierung sind eine Ansage. Allerdings gibt es mit Symrise (WKN: SYM999) einen nahezu ebenbürtigen Gegner. Der Spezialist für Aromen und funktionale Inhaltsstoffe von Lebensmitteln und Kosmetika hat sich ebenfalls hervorragend entwickelt.

Nach dem wilden Ritt von Wirecard könnten die Indexverantwortlichen bestrebt sein, einem grundsoliden Unternehmen den Vorzug zu geben. Schließlich fährt Delivery Hero eine gnadenlose Wachstumsstrategie, deren Ausgang alles andere als klar ist. Symrise hingegen ist nahezu unkaputtbar aufgestellt.

Nicht vergessen sollten wir daneben, dass schon in Kürze der Börsengang von Siemens Energy ansteht. Der Turbinenbauer hat mit Sicherheit DAX-Format und wird früher oder später ein weiteres DAX-Unternehmen verdrängen.

Wenn Delivery Hero, dann aus Überzeugung

Die Aktie von Delivery Hero hat sich seit dem letzten Jahr hervorragend entwickelt und vor wenigen Tagen ausgezeichnete operative Zahlen präsentiert. Das zweite Standbein namens Quick Commerce scheint große Potenziale zu haben und wenn alles so läuft, wie das Management hofft, dann locken schon bald zumindest auf EBITDA-Basis in vielen Landesgesellschaften Gewinne.

Mit geplanten ca. 2,7 Mrd. Euro Umsatz für 2020 ist Delivery Hero allerdings noch ziemlich klein im Vergleich zu den DAX-Giganten. Wer diese Aktie kauft, der sollte mit Inbrunst vom Management, dem Geschäftsmodell und den Zukunftsaussichten überzeugt sein.

Der DAX-Aufstieg wird im besten Fall ein kleiner Buckel im Chart von Delivery Hero sein. Aber wenn es danach besser ausschauen soll als bei Covestro, Wirecard und MTU, dann muss nachhaltiges Wachstum her, das auch ein Unwetter nicht erschüttern kann.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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