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Im Schatten von Wasserstoff entsteht eine gewaltige grüne Ammoniak-Wirtschaft

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Foto: Getty Images

Wasserstoff ist mittlerweile in aller Munde. Der Energieträger kann mithilfe von erneuerbaren Energien dem Wasser entrissen werden und wird beim Verbrennen wieder in Wasser zurückverwandelt. Er könnte somit potenziell für eine emissionsfreie Energiewelt sorgen. Doch der reine Wasserstoff ist nicht der einzige Kandidat dafür. Zuletzt war in Fachmedien immer häufiger von Ammoniak die Rede, wenn es um die nachhaltige Kopplung der Energiesektoren geht.

Ich denke, dass Anleger sich frühzeitig mit diesem Thema beschäftigen sollten, bevor möglicherweise ein Ammoniak-Hype einsetzt. Hier sind die wichtigsten Fakten, jüngsten Entwicklungen und welche Unternehmen bereits etwas vorzuweisen haben.

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Darum ist die Ammoniak-Frage wichtig für Wasserstoff-Fans

Ammoniak ist eine der wichtigsten Chemikalien überhaupt. Schätzungen zufolge werden rund 2 % des weltweiten Verbrauchs fossiler Energieträger für deren Produktion eingesetzt. Als wesentlicher Grundstoff von Stickstoffdünger wird er weltweit in riesigen Mengen in der Landwirtschaft eingesetzt.

Was die Rolle in der Sektorkopplung angeht, könnte man natürlich sagen, dass grüner Ammoniak nur eine andere Möglichkeit sei, um Wasserstoff zu speichern. Schließlich lautet die chemische Formel NH3, was bedeutet, dass drei Wasserstoffatome an einem Stickstoffatom hängen. Herstellern von Elektrolyseanlagen wie NEL (WKN: A0B733) oder McPhy Energy (WKN: A1XFA8) kann es folglich egal sein, ob reiner Wasserstoff oder grüner Ammoniak langfristig das Rennen macht.

Wenn es allerdings um die Speicherung, den Transport und die Weiterverwendung geht, ergeben sich deutliche Unterschiede. Um Wasserstoff kompakt zu speichern, muss es entweder extrem komprimiert oder verflüssigt werden. Das erfordert spezielle Anlagen und teure Hochdruckbehälter. Ammoniak hingegen ist ein Gas, das bei Raumtemperatur und geringer Kompression flüssig wird. Die Handhabung ist ungleich simpler.

Das sind die weiteren Vorteile von Ammoniak

Vor allem die Frachtschiffbranche hat Ammoniak als Alternative zum mittlerweile geächteten Schweröl ausgemacht. Ingenieure der auf marine Technologien spezialisierten DNV GL erwarten, dass der Anteil über die kommenden 30 Jahre auf 25 % steigen wird. Daewoo Shipbuilding & Marine Engineering (WKN: 813171), ein bedeutender Schiffbauer aus Südkorea, nennt gleich eine ganze Reihe von Vorteilen:

  • Bewährte Infrastruktur zur Speicherung und für den Transport (einschließlich Pipelines) ist schon vielerorts installiert.
  • Zur Verschiffung von Ammoniak über die Weltmeere existiert bereits eine große Flotte.
  • Die Eingangsstoffe Stickstoff und Wasserstoff sind überall auf der Welt leicht verfügbar.
  • Produktionsstandorte sind – im Gegensatz zu Kohlenwasserstoffen – gleichmäßig über die ganze Welt verteilt.
  • Bei der Verbrennung entstehen – wie beim Wasserstoff – keinerlei Klimagase oder Schadstoffe.
  • Die Entwicklung von Schiffsmotoren, die Ammoniak nutzen können, ist weit vorangeschritten.

Dass Ammoniak trotz dieser beachtlichen Vorzüge noch nicht als Kraftstoff oder Energiespeicher zum Einsatz kommt, liegt primär am höheren Preis. Soll allerdings im Seeverkehr der Kohlendioxidausstoß halbiert werden, dann wird die Rechnung günstiger. Mit konventionellen Kraftstoffen müsste dafür die Geschwindigkeit reduziert werden, während der Einsatz von 50 % Ammoniak das Problem elegant löst.

Grüner Ammoniak hat folglich zumindest das Potenzial, die Landwirtschaft und den marinen Transport nachhaltiger zu gestalten. Langfristig könnten weitere Einsatzgebiete interessant werden, wie zum Beispiel saisonale Energiespeicher, Offroad-Nutzfahrzeuge oder sogar Straßenfahrzeuge. Zur Rückverstromung und Nutzung kommen neben Gasturbinen und stationären Motoren auch spezielle Brennstoffzellen (direct ammonia fuel cell, kurz DAFC) in Betracht.

Diese Unternehmen setzen auf grünen Ammoniak

Vor allem in Japan wird an solchen Brennstoffzellen geforscht, aber auch ein Forscherteam der Universität von Delaware meldete 2019 erhebliche Entwicklungsfortschritte. Eines der Unternehmen, die am intensivsten an entsprechenden Technologien forschen, ist IHI Corp (WKN: 854347). Das japanische Schwerindustrie-Konglomerat verfolgt die Vision eines globalen Ammoniak-Netzwerks im großen Stil und will bei der Synthese, der Speicherung und der Rückverstromung mitmischen.

Siemens (WKN: 723610) erkennt in der Ammoniakwirtschaft ebenfalls riesige Potenziale und hat bereits vor zwei Jahren in England eine Demonstrationsanlage aufgebaut, die das Potenzial zur Sektorkopplung aufzeigt. Zu den Partnern dort gehört der Versorger Engie (WKN: A0ER6Q), der daneben auch mit der norwegischen Yara International (WKN: A0BL7F) in Australien an einem Großprojekt für nachhaltig hergestellte Düngemittel arbeitet.

Yara wiederum betreibt seit zwei Jahren ein weiteres Ammoniakprojekt mit der BASF (WKN: BASF11), wobei der Wasserstoff am Chemiestandort Freeport als Nebenprodukt anfällt. BASF ist als Eigentümer der Haber-Bosch-Patente gut positioniert, um von einem expandierenden Ammoniakeinsatz zu profitieren. Ein wichtiger Baustein der Ammoniakwirtschaft besteht schließlich aus der Synthese von Stickstoff und Wasserstoff. Nur wenn diese ausreichend effizient erfolgt, kann sich das Ganze lohnen.

Das norwegische Familienunternehmen Haldor Topsoe behauptet, dabei führend zu sein. Es wurde auch vor Kurzem als Partner für ein saudi-arabisches Megaprojekt zur Herstellung von grünem Ammoniak ausgewählt, das ab 2025 im Großmaßstab produzieren soll. Zu den börsennotierten Mitbewerbern gehören die amerikanische KBR (WKN: A0LEFS) und der englische Katalysatoren-Lieferant Johnson Matthey (WKN: A1J0AY).

Eine interessante Wertschöpfungsstufe sehe ich auch bei der Speicherinfrastruktur. Vopak (WKN: A1CYGK) ist der größte unabhängige Betreiber von entsprechenden Anlagen und lotet bereits aus, wo gute neue Standorte für Ammoniakspeicher sein könnten. Beispielsweise beteiligen sich die Holländer an einer Studie in Singapur.

Brennt Ammoniak bald ein Feuerwerk ab?

Aktuell gehört die Bühne dem Wasserstoff. Doch schon in wenigen Jahren werden die ersten mit Ammoniak betriebenen Schiffe auf den Weltmeeren unterwegs sein. Es wäre der erste Schritt zur tieferen Integration von Energiesektoren mittels Ammoniak. Und je mehr das Thema sich entwickelt und neue Anwendungsgebiete erobert, desto mehr Netzwerk- und Größeneffekte können erzielt werden, die die Kosten systemweit drücken.

Ich denke nicht, dass Ammoniak bei Anlegern schon kurzfristig hochkochen wird. Doch vorausschauende Investoren legen sich jetzt eine Watchlist an, um im günstigen Moment zugreifen zu können. Das Potenzial ist gewaltig.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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