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Wirecard-Aktie: War das gesamte Drittpartnergeschäft nur Erfindung?

Wirecard Kreditkarte Kartenstappel Wirecard-Aktie
Foto: Wirecard AG

Derzeit vergeht kein Tag ohne neue Wirecard (WKN: 747206)-Schreckensmeldung. So langsam kommt die ganze Wahrheit ans Licht und diese ist verheerend. Gingen die BaFin und die Staatsanwaltschaft Anfang 2019 noch von einem Komplott der „Financial Times“ und Hedgefonds aus, können sie sich heute nur für ihre gute Arbeit bedanken.

Ernst & Young entdeckt Schreckliches

Einer der mutmaßlichen Hauptverantwortlichen für den Skandal ist der ehemalige Vorstand für das operative Geschäft Jan Marsalek. Er hat das Drittpartnergeschäft inklusive Treuhänder in Asien aufgebaut. Und auch Wirecards langjährige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young findet plötzlich sehr viel mehr heraus. Sie versagt nun nicht nur ein Testat für den 2019er-Jahresabschluss, sondern geht auch von einem gefälschten 2018er-Bericht aus.

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Grund ist vor allem das schon lange kritisierte Drittpartnergeschäft. Selbst nach Aufforderung sahen die Wirtschaftsprüfer (nach eigenen Angaben) nie Kontoauszüge, Kontoeröffnungsbestätigungen und führten auch keine Gespräche mit Personen, die über diesen Bereich hätten Auskunft geben können.

Allerdings stellt sich nun auch heraus, wie oberflächlich Ernst & Young zunächst „geprüft“ hat. So wurde den vorgelegten Guthabenbestätigungen blind Vertrauen geschenkt, obwohl sie für einen Großteil der Geschäfte standen. Wie sich nun bestätigt, waren diese gefälscht.

Auch der 2018er-Abschluss war gefälscht

Erst jetzt hakte Ernst & Young genauer nach und bat beim zuständigen Treuhänder um eine Bestätigung der 2018er-Salden. Doch dieser antwortete: „Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass dies nicht mein Schreiben und der Briefkopf unserer Firma ist. Bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass wir solche Guthaben nicht halten noch dies bestätigt haben.“

Aus dieser Antwort schließt der Wirtschaftsprüfer, dass auch der 2018er-Abschluss sehr wahrscheinlich nicht den Tatsachen entspricht. „Damit besteht der begründete Verdacht, dass auch die uns vorliegenden Saldenbestätigungen des Treuhänders sowie die uns erteilten Auskünfte zu den Kontoständen zum 31. Dezember 2018 falsch waren“, so Ernst & Young.

Zuletzt machte das Drittpartnergeschäft etwa die Hälfte der Konzernumsätze und 90 % der Gewinne aus. Es existiert mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht. Ziehen wir diese Summen vom Gesamtergebnis ab, bleibt kaum noch etwas von den angegebenen Rekordzahlen übrig.

Dennoch muss man sich die Frage stellen, ob es tatsächlich gängige Prüferpraxis ist, allen Unterlagen, gerade wenn sie von so hoher Bedeutung für den Abschluss sind, blind zu vertrauen, oder ob die Richtlinien nicht auch eine Rückversicherung vorsehen. So hätte sehr viel Schaden abgewendet werden können. Jan Marsalek weiß also sehr genau, warum er sich nicht der Staatsanwaltschaft stellt.

Wirecard könnte aufgelöst werden

Mittlerweile steht der Konzern unter vorläufiger Insolvenzverwaltung und scheint sich nach und nach aufzulösen. So möchte sich Wirecards Nordamerikatochter vom Konzern trennen und selbst zum Verkauf stellen. Eine Investmentbank wurde bereits mit dem Prozedere beauftragt. Wirecard hatte die Bezahlkartenfirma 2016 von der Citigroup (WKN: A1H92V) übernommen.

Aber auch die Konkurrenz wie Worldline (WKN: A116LR) und Private Equity Fonds hat bereits Interesse an Teilen von Wirecard gezeigt. Zudem möchten viele Kunden Wirecard verlassen. So erklärt die Berliner Solarisbank: „Gern sprechen wir mit einigen der Kunden und vielleicht auch Angestellten und schauen, wie wir ihnen mit unserer Plattform helfen können.“

Die Solarisbank wurde 2016 gegründet, besitzt eine Banklizenz und eine ähnliche Plattform wie Wirecard. Seitdem konnte sie bereits über 400.000 Kunden gewinnen. Unterdessen gab es aus England bessere Nachrichten für Wirecard. Dort wurde das kurzfristige Einfrieren der Geschäfte und Guthaben wieder aufgehoben.

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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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