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Wirecard-Aktie: Die Folgen des Milliardendesasters

Schokierter Mann vor rotem Chart
Foto: Getty Images

Wirecard (WKN: 747206) musste am Montag einräumen, dass bisher in der Bilanz verbuchte Bankguthaben in Höhe von 1,9 Mrd. Euro mit großer Wahrscheinlichkeit nicht bestehen. Die Wirecard-Aktie legte eine katastrophale Bruchlandung hin und fiel in den letzten fünf Handelstagen um insgesamt 88 % (Stand: 24. Juni 2020)!

Die Wirecard-Aktie liegt in Scherben. Zu Recht? Schauen wir mal, welche negativen Folgen das Drama für den Konzern und seine Investoren haben wird.

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1. Große Löcher in der Wirecard-Bilanz

1,9 Mrd. Euro fehlen dem Konzern aus Aschheim. Das ist für Wirecard eine ganze Menge: 25 % der gesamten Bilanzsumme und immerhin fast 15 % des Marktwerts der Wirecard-Aktie vor dem Crash. Die Tatsache, dass das Geld offenbar nicht existiert, reißt ein tiefes Loch in Wirecards Bilanz.

Die letzte Wirecard-Bilanz, die uns vorliegt, ist die aus dem dritten Quartal 2019. Damals „besaß“ Wirecard Cash und andere liquide Mittel von gut 3,8 Mrd. Euro – ziemlich genau die Hälfte ist also weg. Das Eigenkapital lag Ende September 2019 bei gut 2,3 Mrd. Euro. Eine Abschreibung auf die Cash-Position würde dieses fast vollends aufzehren.

Noch dicker könnte es kommen, wenn sich Wirecards finanzierende Banken dazu entschließen, Kredite in Höhe von 1,75 Mrd. Euro fällig zu stellen. Am Mittwochnachmittag hieß es, die Banken wollten damit noch einige Tage warten, um die langfristige Überlebensfähigkeit des Unternehmens zu prüfen. Diese dürfte ironischerweise stark davon abhängen, wie die Banken weiter handeln. In jedem Fall besteht ein Insolvenzrisiko für die Wirecard-Aktie.

2. Was ist die Bewertung der Wirecard-Aktie?

Doch nicht nur in der Bilanz, auch gewinn- und cashflowseitig ist die Wirecard-Aktie nun eine Blackbox. Wie soll man die Wirecard-Aktie bewerten, wenn man den tatsächlichen Gewinn des Unternehmens nicht kennt?

Sämtliche vorläufigen Zahlen und die Prognosen für 2020 und 2025 hat der Zahlungsdienstleister zurückgezogen. Alles, was man nun machen kann, ist, einen deftigen Risikoabschlag vorzunehmen. Welcher Anteil der Gewinne existiert wohl nicht? 10 Prozent? 50 Prozent? 90 Prozent?

Die Unsicherheit bei dieser Frage ist wohl ein wesentlicher Grund dafür, warum die Wirecard-Aktie derart abschmiert und wir hier so starke Schwankungen sehen.

3. Springen jetzt die Kunden ab?

Der in Asien sehr bekannte Mitfahrdienst Grab, der französische Telekommunikationsanbieter Orange und das Londoner Fintech Revolut haben allesamt eine geplante Partnerschaft mit Wirecard auf Eis gelegt oder wollen sich von Wirecard als Zahlungspartner trennen. Große Namen, die Wirecard hier verliert – das lässt Umsätze und Gewinne weiter schwinden.

Unsicher ist zudem, wie sich das Neukundenwachstum bei Wirecard entwickeln wird. Bisher konnte das Unternehmen regelmäßig hochwertige neue Partnerschaften verkünden. Doch jetzt, wo jedem klar ist, dass Wirecard in einen handfesten Bilanzskandal verwickelt ist, könnte sich dies schlagartig ändern.

4. Darf Wirecard seine Lizenzen behalten?

Damit Wirecard Kreditkartenzahlungen von großen Anbietern wie Mastercard und Visa abwickeln und Karten mit ihren Logos darauf ausgeben darf, braucht es von ebendiesen Konzernen Lizenzen. Ohne diese Erlaubnis bleibt Wirecard so gut wie nichts mehr – die Wirecard-Aktie würde in so einem Fall wohl noch deutlich weiter der Null entgegentaumeln.

Die großen Kreditkartengesellschaften möchten das Geld ihrer Kunden wohl in sicheren Händen wissen und haben selbst einen Ruf und ein Image zu verlieren. Sie werden genau aufpassen, dass ihnen das nicht passiert. Daher überrascht es nicht, dass die Gesellschaften die News rund um Wirecard „sehr genau verfolgen“.

Wirecard-Aktie: Risiken, so weit das Auge reicht

Der um fast 90 % eingebrochene Kurs mag verlockend wirken, doch die Wirecard-Aktie ist derzeit mehr von Risiken geprägt als je zuvor. Viele dieser Unwägbarkeiten sind sicherlich schon im Kurs eingepreist. Dennoch bedeutet das nicht, dass es hier nicht noch nachhaltig weiter abwärts gehen kann.

Wirecard hat an vielen Fronten mit Unsicherheiten zu kämpfen – es geht um nichts weniger als die Existenz. Die Zeit wird zeigen, ob dem Zahlungsdienstleister und der Wirecard-Aktie unter diesen Umständen ein Neustart gelingen kann.

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Christoph Gössel besitzt Aktien von Visa und Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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