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Fresenius Medical Care – ein wenig Wirecard

Wissenschaftler
Foto: Getty Images

Bei Wirecard (WKN: 747206) kann man aktuell beobachten, dass nicht unbedingt die beliebteste Trendaktie die erfolgreichste Anlage ist. Auf der Homepage von „Wallstreet-Online“ wurden in den letzten 30 Tagen über eine Million Suchen für das Papier gezählt. Dagegen war das Interesse an Fresenius Medical Care (WKN: 578580) mit 4.258 Suchanfragen im gleichen Zeitraum fast verschwindend gering. Das Unternehmen belegt damit den 26. Platz unter allen DAX-Unternehmen.

In den letzten fünf Jahren ist die Aktie des Weltmarktführers für Dialyseprodukte und -dienstleistungen auf der Stelle getreten. Der Kurs von Fresenius Medical Care (FMC) legte in diesem Zeitraum nur um 0,91 % zu. Gleichzeitig stieg die Zahl der Behandlungen von 44,6 Mio. im Jahr 2015 auf 52,1 Mio. 2019. Auch die Dividende wurde von 80 Cent auf 1,20 Euro erhöht. Eine interessante Ausgangslage, um eine unterbewertete Aktie zu finden.

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Wie sind die Rahmenbedingungen für FMC?

Das Volumen des weltweiten Dialysemarkts beträgt laut Schätzungen von Fresenius Medical Care 80 Mrd. Euro. Das Unternehmen geht davon aus, dass Dialyseprodukte rund 17,5 % und Dialysedienstleistungen ca. 82,5 % dazu beitragen. Von den 3,5 Mio. Dialysepatienten weltweit werden 88 % in Dialysezentren behandelt und nur 12 % mit der Heimdialyse therapiert. Bis 2025 erwartet FMC 4,9 Mio. Patienten.

Als wesentliche Treiber sieht das Management von Fresenius Medical Care die älter werdende Bevölkerung, die Zunahme von Zivilisationskrankheiten und den besseren Zugang zur medizinischen Versorgung. Besonders in Asien rechnet man für 2020 mit einem starken Wachstum von ungefähr 8 %.

Das Unternehmen schätzt, dass 2019 jeder zehnte Patient weltweit von FMC behandelt wurde. Von höchster Wichtigkeit sind vor allem die Gesundheitsdienstleistungen in den USA. Diese tragen 64 % zu den gesamten Umsatzerlösen des Unternehmens bei. Die Vergütungen für eine Dialyse unterliegen dabei in der Regel den Vorgaben der Gesundheitssysteme in den verschiedenen Ländern. Fresenius Medical Care ist damit vor allem vom amerikanischen System als größtem Absatzmarkt abhängig.

Wie entwickelt sich das Umfeld in den USA?

Der größte Teil der Patienten von FMC ist über die staatliche Gesundheitsbehörde der USA versichert. Diese ist aufgrund von Budgetkürzungen für das Gesundheitssystem gezwungen, Kosten zu sparen. Daher gibt es eine Pauschale für Behandlungen des chronischen Nierenversagens. Der Erstattungssatz kann um 2 % gekürzt werden, wenn Qualitätsstandards nicht eingehalten werden.

Die Pauschalvergütung liegt für 2020 bei 239,33 US-Dollar. Durch jährliche Anpassungen sollen Steigerungen der Material- und Lohnkosten ausgeglichen werden. Diese Anpassung lag 2020 bei 1,7 % und in den Vorjahren deutlich darunter. Im Jahr 2019 erzielte Fresenius Medical Care 33 % seiner Umsatzerlöse mit Erstattungen der staatlichen Gesundheitsbehörde. Noch wichtiger ist der Anteil der amerikanischen privaten Krankenversicherungen. Hier werden 34 % der Umsätze erzielt. Diese unterliegen höheren Margen, da die privaten Versicherungen höhere Erstattungssätze zahlen.

2019 hat Donald Trump eine Verordnung zur Förderung der Nierengesundheit unterzeichnet. Ein wichtiger Punkt ist dabei der Ausbau von Heimdialysebehandlungen. In diesem Markt hat sich FMC mittels Übernahme von NxStage, dem führenden Hersteller von Heim-Hämodialysegeräten, in eine gute Ausgangsposition gebracht. Daneben soll es Anpassungen am Vergütungsmodell geben. Die Unternehmen sollen finanzielle Anreize erhalten, wenn sie Prävention verbessern, flexiblere Behandlungsmöglichkeiten anbieten, wertorientierte Versorgungsmodelle einführen und Organspenden fördern. Auch hierfür sieht der Vorstandsvorsitzende Rice Powell FMC sehr gut aufgestellt.

FMC zeigt, wie Kapitalallokation richtig geht

Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen aus dem DAX verwendet Fresenius Medical Care Aktienrückkäufe, um tatsächlich Mehrwert für Aktionäre zu schaffen. Im letzten Jahr wurden 10,8 Mio. Aktien zu einem Durchschnittskurs von 61,02 Euro eingesammelt. Der niedrige Durchschnitt wurde durch beherztes Zugreifen im Corona-Absturz möglich. Damit stützte man auch den Kurs.

Daneben fährt man eine defensive Dividendenstrategie. Die Ausschüttungsquote liegt für 2019 nur bei 30 % vom Konzernergebnis. Trotzdem ergibt sich die 23. Dividendenerhöhung in Folge.

Leider gibt es ein Aber

Im Jahr 2019 einigte sich das Unternehmen mit US-Behörden auf eine Strafzahlung von 231,7 Mio. US-Dollar. In verschiedenen Ländern in Afrika, Europa und Asien sollen demnach Ärzte und staatliche Angestellte bestochen worden sein. Im Gegenzug kamen bei der Behandlung die Dialyseprodukte von Fresenius Medical Care zum Einsatz. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt noch.

Die Empfehlungen und Überweisungen von Ärzten sind zu einem hohen Maß eine subjektive Entscheidung. Fresenius Medical Care warnt selbst, dass ein bedeutender Teil der Patientenbasis in den Dialysekliniken von einer relativ geringen Anzahl von Ärzten abhängt.

Aktuell betreibt man daher für einen Teil des Geschäfts mit Gesundheitsdienstleistungen Joint Ventures mit Krankenhäusern, Ärzten und Arztpraxisgemeinschaften in den USA. Offensichtlich operiert man damit in einer Grauzone. Im schlimmsten Fall drohen hier Strafzahlungen und FMC könnte aus dem Gesundheitssystem ausgeschlossen werden. Ich werde mich daher von der Aktie verabschieden. Nach dem Wirecard-Desaster sind mir solche Eigeneinschätzungen bei Unternehmen zu heiß.

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Florian Hainzl besitzt Aktien von Wirecard und Fresenius Medical Care. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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