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Wird NEL nun von vier Seiten in die Zange genommen?

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Die NEL-Aktie ist eine der besten Börsenstorys der letzten zwei Jahre. Plötzlich sind die ewigen Zweifler an der Wasserstoffwirtschaft in der Minderheit und NEL (WKN: A0B733) kann als eines der herausragenden börsennotierten Unternehmen der Branche besonders profitieren. Die Aufträge werden größer und diejenigen Unternehmen, die sich am Ende durchsetzen werden, könnten schon in fünf bis zehn Jahren dreistellige Millionengewinne einfahren.

Wird NEL dazugehören? Möglich ist das, aber einige der jüngsten Entwicklungen zeigen auch, dass der Weg dorthin steinig sein wird.

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Viele Wege führen nach Rom

Wenn die Wasserstoffwirtschaft eine relevante Größe erreichen soll, dann müssen über die kommenden Jahre gewaltige Kapazitäten zur Erzeugung von grünem Wasserstoff installiert werden. Aber wie dieser Wasserstoff am kosteneffizientesten produziert werden kann, darüber streiten sich die Experten. Japanische Wissenschaftler von der Tokyo University of Science berichteten zum Beispiel vor wenigen Tagen von einem Durchbruch. Sie wollen einen aussichtsreichen Weg gefunden haben, um Wasser mit konzentriertem Licht zu spalten.

Auch bei Bioreaktoren zur Herstellung von Wasserstoff mittels Bakterien werden immer wieder Fortschritte gemacht. Solche Laborergebnisse sind mit Vorsicht zu genießen, weil sie häufig Jahrzehnte von der Marktreife entfernt sind. Trotzdem zeigt es, dass noch längst nicht klar ist, ob sich auf lange Sicht die heute favorisierte Elektrolyse durchsetzen wird.

Und selbst bei der Elektrolyse gibt es ein Spektrum an alternativen Technologien, von Alkali-Anlagen, die auf den bewährten Systemen aus der Chloralkali-Industrie abgeleitet wurden, über Protonen-Austausch-Membran-Anlagen (PEM-Elektrolyse) bis hin zu Festoxid-Zellen-Stapeln für Dampf-Elektrolyseure.

Jede dieser Technologien hat ihre Vor- und Nachteile. Alkali ist robust und günstig in der Anschaffung, aber der produzierte Wasserstoff ist nicht für alle Anwendungen ausreichend rein. Außerdem reagieren solche Anlagen im Betrieb etwas träge auf Lastwechsel. PEM ist etwas teurer, kann jedoch auch ohne Pufferbatterie gut mit erneuerbaren Energien kombiniert werden.

Festoxid gilt als teuer und am wenigsten erprobt, weist aber dafür einige großartige Vorteile auf, darunter die herausragende Effizienz in bestimmten Einsatzszenarien, die Möglichkeit, Synthesegas in einem statt zwei Schritten zu erzeugen und die Rückverstromung über den inversen Betrieb. Dank dieser Eigenschaften sind solche Systeme auch besonders platzsparend.

Ein heiß umkämpfter Markt

Es zeichnet sich nun ab, dass NELs deutsche Rivalen keineswegs vorhaben, den Norwegern im Zuge des nun anlaufenden staatlichen Wasserstoffprogramms das Feld zu überlassen.

So hat beispielsweise thyssenkrupp (WKN: 750000) vor wenigen Tagen klargemacht, dass sie einen Teil der Elevator-Milliarden dazu einsetzen wird, um ihre wettbewerbsfähige Alkali-Technologie hochzuskalieren – ein Schuss vor den Bug für NELs Ambitionen. Schließlich liefert thyssenkrupp nicht nur die Anlagen, sondern auch noch jede Menge Anwendungs-Know-how, wenn es beispielsweise um die Weiterverarbeitung in industriellen Prozessen geht.

Siemens (WKN: 723610) wiederum ist gerade in den letzten Zügen bei der Abspaltung von Siemens Energy. In etwa 100 Tagen wird es einen auf Energie fokussierten Konzern geben, der Windturbinen, Smart Grids und umfassende Services weltweit aus einer Hand liefern kann. Die PEM-Elektrolyse soll dabei eine wachsende Rolle spielen und Siemens Energy ist dank seiner Finanzkraft und integrierten Kapazitäten in der Lage, sich seinen Markt selbst zu entwickeln. Schon bald dürfte eine optimal abgestimmte Wasserstoffproduktion zur Standardausstattung von neuen Windfarmen gehören.

Die Volkswagen (WKN: 766403)-Tochter MAN Energy Solutions ist in einer ähnlichen Situation. Sie agiert immer selbstständiger und baut gleichzeitig umfassendes Know-how rund um Power-2-X auf. Zu den Partnern gehört der NEL-Konkurrent H-Tec Systems. Besonders die Ammoniaksynthese ist wohl ein zentrales Anliegen von MAN, da Ammoniak ohne Kohlenstoff auskommt, leicht lager- und transportierbar ist und als grüner Brennstoff für Schiffe favorisiert wird. Passende Motoren sind bereits verfügbar.

Aussichtsreich sind auch die Vorstöße von Festoxid-Pionier Sunfire, der 2019 die erste Hochtemperatur-Co-Elektrolyse-Anlage an der Universität Karlsruhe in Betrieb nahm. Offenbar ist das Pilotprojekt erfolgreich verlaufen, denn nun wurde verkündet, dass Sunfire in Norwegen als Teil eines internationalen Konsortiums eine Anlage zur Produktion von 100 Millionen Liter Flugbenzin pro Jahr errichten wird.

Die erste Ausbaustufe soll 2023 in Betrieb genommen werden – ausgerechnet in Norwegen also.

Kann NEL sich behaupten?

NEL gehört sowohl bei der Elektrolyse als auch bei den Tankstellen zu den führenden Anbietern. Da die Elektrolyse sich an alle Sektoren richtet und die Tankstellen lediglich an den Transportsektor, denke ich, dass langfristig das Elektrolysegeschäft eine viel größere Bedeutung haben wird. NEL tritt dabei mit PEM- und Alkali-Systemen an. Beim jüngsten Großauftrag von Nikola Motors (WKN: A2P4A9) kommen die größten Alkali-Modelle zum Einsatz, die am optimalen Betriebspunkt im Moment das beste Preis-Leistungs-Verhältnis versprechen.

Mittlerweile verfügt NEL auch über ein starkes Partnernetzwerk, das sich durchaus mit den nun auf den Markt drängenden Konzernen messen kann. Zuletzt wurde mit dem Anlagenbauer und Offshore-Spezialisten Kvaerner (WKN: A1JA47) eine Allianz vereinbart, die NEL bei komplexen Projekten ausreichend Rückendeckung geben sollte. Auch die Teilnahme am H2Bus Consortium, um den Einsatz von Wasserstoffbussen in Europa zu beschleunigen, scheint aussichtsreich.

Es spricht folglich nichts grundsätzlich dagegen, dass NEL ein Top-Spieler der Wasserstoffwirtschaft bleiben wird. Allerdings beginnt das große profitable Geschäft erst in einigen Jahren und bis dahin kann noch viel passieren. Es bleibt auf alle Fälle spannend.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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