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Die große Zerschlagung von ThyssenKrupp – wer jetzt zugreifen könnte und was es bringt

Plus 38 %, das ist mal eine Monatsperformance, die man bei der Aktie von thyssenkrupp (WKN: 750000) lange nicht mehr gesehen hat. Zwischenzeitlich war der traditionsreiche Industriekonzern arg in Bedrängnis und musste auf einen Überbrückungskredit zurückgreifen, um sich über Wasser zu halten. Seit der Bekanntgabe der geplanten Portfoliomaßnahmen im Mai herrscht wieder etwas mehr Klarheit, wohin der Weg führt.

In der „Multi Tracks“ getauften Division wurde eine Reihe von Geschäftsbereichen zusammengefasst, die nun ein neues Zuhause suchen. Worum handelt es sich dabei, wer könnte sich dafür interessieren und was springt für die Aktionäre dabei heraus? Hier ist die Übersicht.

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Eine kleine Mannesmann?

Die Zerschlagung von thyssenkrupp erreicht zwar nicht die epischen Dimensionen von Mannesmann vor 20 Jahren, aber es geht in die gleiche Richtung. Erneut fallen zahlreiche Einzelteile einer deutschen Industrie-Ikone in neue Hände. Viele frühere Mannesmann-Divisionen wie die Röhrenwerke, die VDO Automobilelektronik oder die Rexroth Antriebstechnik nehmen noch heute führende Positionen ein.

Nun stellt thyssenkrupp Geschäfte mit 20.000 Mitarbeitern und einem Gesamtumsatz von etwa 6 Mrd. Euro ins Schaufenster, in der Hoffnung, dass interessierten Mitbewerbern das gelingt, woran das Konglomerat jahrelang gescheitert ist: profitabel zu arbeiten und die Potenziale der Bereiche auszuschöpfen.

Im Einzelnen geht es um die folgenden Einheiten:
Verkauft werden soll der Anlagenbau („Industrial Solutions“), wo es um Stahl-, Zement-, Düngemittel- und Chemiewerke geht. Auch die Lösungen für die Bergbaubranche, darunter Schaufelradbagger, Fördertechnik und Ähnliches, gehören dazu. In Ungnade gefallen sind zudem Powertrain Solutions und Battery Solutions („System Engineering“) sowie der Tief-, Hafen- und Spezialtiefbau („Infrastructure“). Daneben sollen das Edelstahlwerk im italienischen Terni, das Grobblechwerk („Heavy Plate“) in Duisburg sowie das Geschäft mit Federn und Stabilisatoren abgegeben werden.

2019 verursachten diese Bereiche einen Barmittelabfluss von rund 400 Mio. Euro und das thyssenkrupp-Management ist sich bewusst, dass zum Teil noch weiteres Geld eingesetzt werden muss, um die Töchter hübsch für eine Kombination zu machen. Auch die Option, Ladenhüter abzuwickeln, steht im Raum. Gelingt es jedoch, zügig für einige der Verlustbringer einen geeigneten Käufer zu finden, dann würde sich die Liquiditätsposition des Konzerns deutlich verbessern.

Welche Deals jetzt realistisch sind

Bei den Industrial Solutions wird es voraussichtlich ziemlich bunt zugehen. Niemand wird den Bereich komplett übernehmen wollen. Stattdessen könnte sich zum Beispiel die dänische FLSmidth (WKN: A0YGNF) für die Bereiche Zement oder Mining interessieren, während etwa die frisch formierte multinationale TechnipFMC (WKN: A2DJQK) beim Chemieanlagenbau zugreifen könnte. Besonders spannend dabei wäre die Schaffung eines aussichtsreichen Wasserstoffspielers.

Schließlich verfügen sowohl thyssenkrupp als auch TechnipFMC über umfangreiche Expertise bei der Elektrolyse im Großmaßstab und dem zugehörigen Anlagenbau. Über die bestehende H2-Allianz mit dem Gasekonzern Air Products (WKN: 854912) ergäbe sich eine schlagkräftige Kombination. Nicht nur deshalb könnte ich mir vorstellen, dass der Chemieanlagenbau großes Interesse bei strategischen Investoren auslösen wird.

Gigantische Dinge wie Schaufelradbagger würden daneben auch zu Konzernen wie Liebherr oder Sandvik (WKN: 865956) passen, um ihr Bergbau-Portfolio zu komplettieren und mit der starken Marke thyssenkrupp aufzuwerten. Beim Infrastrukturbau wiederum würde ich an Konzerne wie die österreichische Strabag (WKN: A0Z23N) denken und die von Schließung bedrohte Grobblech sollte bei einem Konkurrenten wie Salzgitter (WKN: 620200) unterkommen können. Aktuell läuft es wohl schlecht, aber mit den nun anlaufenden Konjunkturprogrammen dürfte die Nachfrage nach Druckbehältern, Nutzfahrzeugen und Windturbinen wieder anziehen.

Powertrain Solutions wäre zum Beispiel bei Bosch Rexroth gut aufgehoben. Zukunftsgerichteter ist jedoch die Schwester Battery Solutions, die sich über die letzten Jahre führendes Know-how bei der automatisierten Herstellung von Energiespeichern erarbeitet hat.

Offenbar gelang es bisher noch nicht, das Auftragsbuch ausreichend zu füllen, aber klar ist, dass über die kommenden Jahre zahlreiche Batteriefabriken gebaut werden und das Know-how dieser Ingenieure sich noch als wertvoll erweisen wird. In einem etwas breiter aufgestellten Industrie-Engineering-Konzern könnte daraus mit etwas Geduld eine spannende Kombination entstehen. Capgemini (WKN: 869858) hat zum Beispiel gerade den französischen Engineering-Riesen Altran übernommen und könnte an weiterer Verstärkung des Industriegeschäfts interessiert sein.

Gibt es hier Wert?

Für einige der weniger attraktiven Töchter wird thyssenkrupp entweder eine Mitgift zahlen müssen oder sie liquidieren. Daneben sehe ich jedoch auch einige Einheiten, die durchaus einen attraktiven Erlös bringen könnten, wenn der richtige Partner gefunden wird. Insbesondere das Know-how rund um Elektrolyse und die Batteriefertigung sollte sich gut verwerten lassen.

Unterm Strich werden wohl Einmalkosten im hohen dreistelligen Millionenbereich anfallen, um Standortschließungen, auflaufende Verluste und Abschreibungen abzudecken. Dem gegenüber stehen die erhofften Erlöse der besten Deals, über die ein ähnlicher Betrag hereinkommen könnte. Somit erscheint das mittelfristige Ziel, den Barmittelabfluss durch diese Geschäftsbereiche ohne übermäßige Verluste zu stoppen, in Reichweite.

Das bedeutet wiederum, dass die Elevator-Milliarden vor allem in die verbleibenden Segmente investiert werden können, sodass ich gute Chancen sehe, dass die nachhaltige Profitabilität in einigen Jahren zurückkommt.

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Ralf Anders besitzt Wertpapiere auf thyssenkrupp. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Wertpapiere.



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