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Lehrreiche Duelle: Wirecard und Tesla vs. VW und Deutsche Bank

Foto: Getty Images

Manchmal brennen sich in unserem Anlegerhirn feste Regeln ein. Eine davon könnte sein, dass Traditionsunternehmen es einfach nicht mehr bringen. Es sind die schnell wachsenden Herausforderer, die Schwung ins Depot bringen. So war es die letzten zehn Jahre und daran wird sich auch nichts mehr ändern. Aber ist das wirklich so?

Lass uns zusammen anhand von zwei ungleichen Paaren, nämlich Wirecard (WKN: 747206) und Deutsche Bank (WKN: 514000) sowie Volkswagen (WKN: 766403) und Tesla (WKN: A1CX3T) im Folgenden der Frage nachgehen, auf was es wirklich ankommt, und was die Zukunft für die Aktien der vier Unternehmen und deren Anleger bereithalten könnte.

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Der Herausforderer: Wirecard – der King im Ring: Deutsche Bank

Über Jahre hinweg staunten wir über den scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg von Wirecard. Kaum weniger staunten wir gleichzeitig über den nahezu ungebremsten Niedergang der Deutschen Bank. Es machte den Eindruck, als ob digital getriebene Finanzdienstleister dabei seien, die alteingesessene Finanzindustrie aus den Angeln zu heben und letztlich zu ersetzen.

Und tatsächlich passierte im August 2018 das lange Zeit Unvorstellbare: Das vergleichsweise kleine Wirecard übertraf mit einer Marktkapitalisierung von über 21 Mrd. Euro die Deutsche Bank, obwohl diese sich in den Vorjahren üppig mit frischem Eigenkapital versorgen ließ. Wirecard war der neue DAX-Star, während die Deutsche Bank zum geldverbrennenden schwarzen Schaf des Index mutierte. Der fünfjährige Chartvergleich zeigt die Verhältnisse deutlich auf:

Viele waren offenbar der Meinung, dass der Trend ewig fortgeschrieben würde. Doch im Laufe der letzten Quartale hat sich das Blatt gewendet. Während Wirecard nicht aus den schlechten Schlagzeilen herauskam, überraschte die Deutsche Bank zumindest gelegentlich positiv. Auch die Coronakrise konnte sie nur kurzfristig beeindrucken. Somit ist das temporär erheblich wertvollere Wirecard heute mit einer Marktkapitalisierung von 11 Mrd. Euro knapp 7 Mrd. Euro kleiner als die Deutsche Bank. Das sind 38 % zum 5. Juni und im einjährigen Chartvergleich sieht man, was passiert ist:

Der Herausforderer: Tesla – der King im Ring: Volkswagen

Die Größenverhältnisse der beiden Duellanten im Automobilbereich sind ähnlich. Das digital getriebene Tesla ist ein Zwerg gegenüber dem etablierten Vielmarkenreich von Volkswagen. Auch das forsche Auftreten am Markt ähnelt Wirecard, während der Dieselskandal bei VW genauso auf das Image schlug wie die zahlreichen Verfehlungen bei der Deutschen Bank.

Einige Dinge unterscheiden sich aber auch klar. Zwar gilt Tesla dank der hohen prozentualen Steigerungsraten über die letzten Jahre als das flinke Wachstumsunternehmen und VW eher als gemütlicher Tanker. In absoluten Werten sieht die Lage jedoch anders aus: Der Konzernumsatz der Wolfsburger legte 2019 um 17 Mrd. Euro zu gegenüber 3 Mrd. US-Dollar bei Tesla. Im Fünfjahresvergleich sieht man gut, wie VW trotz drakonischer Strafzahlungen und Model-3-Hype den Vorsprung stark ausbauen konnte:

  2015 2016 2017 2018 2019
1 USD in EUR 1,11 1,11 1,13 1,18 1,12
Tesla-Umsatz in Mio. USD 4.046 7.000 11.759 21.461 24.578
Volkswagen-Umsatz in Mio. EUR 213.292 217.267 230.682 235.849 252.632
Differenz in Mio. EUR 209.647 210.961 220.276 217.662 230.687

Tabelle erstellt vom Autor auf Basis von Daten von Ariva

Das trübt die Fantasie der Teslaaktionäre jedoch keineswegs. Ega, welchen Zeitraum man wählt, die Tesla-Aktie liegt im Moment deutlich vorn, selbst wenn man die stattlichen Dividenden von VW noch hinzurechnen würde. Hier ist der relative Vergleich über fünf Jahre:

Heute übertrifft der Zwerg den Giganten bei der Marktkapitalisierung gewaltig: 164 Mrd. US-Dollar vs. 80 Mrd. Euro.

Worauf Aktionäre achten sollten

Das Wichtigste, was wir aus meiner Sicht aus diesen beiden Beispielen lernen können, ist, dass man an der Börse auf feste Trends, Muster oder Regeln nicht blind vertrauen sollte. Natürlich ist es schöner, an einem schnell wachsenden und modern daherkommenden Unternehmen beteiligt zu sein, als an einem etwas verstaubten Konzern, der auch noch von einem Problem zum nächsten stolpert.

Aber erstens sind Wirecard und Tesla auch nicht gerade frei von Problemen und zweitens hat an der Börse alles Positive seinen Preis. Egal ob Wachstum, Innovationsfähigkeit oder Cashflows: je besser, desto teurer die Aktie. Das Gleiche gilt natürlich in die andere Richtung. Und hier kommt der Punkt: In beide Richtungen wird zu bestimmten Zeitpunkten so stark übertrieben, dass eine Trendumkehr bei der Kursentwicklung nahezu unausweichlich wird.

Das war der Fall, als die Wirecard-Aktie fast auf 200 Euro hochschoss, und genauso, als die Deutsche Bank zeitweise unter 10 Mrd. Euro wert war und damit 70 % unter Buchwert notierte. Dabei muss man sich klarmachen, dass die Marktmeinung immer versucht, Chancen und Risiken für alle Aktien so abzuwägen, dass alle die exakt gleiche erwartete Langfristrendite abwerfen.

Das gelingt manchmal besser und manchmal schlechter. Für uns liegt genau dort eine große Chance, wo Mr. Market übertreibt. Bei Deutsche Bank und Wirecard hat sich die Schere bereits wieder geschlossen. Bei Tesla und Volkswagen wäre Ähnliches gut denkbar.

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Ralf Anders besitzt Wertpapiere auf sinkende Tesla-Kurse. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla.



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