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Wie die EZB mit den niedrigen Zinsen den deutschen Sparer um seine Rente bringt

Rente
Foto: Getty Images

Zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass viele Personen in meinem Umfeld nicht wissen, weshalb es aktuell so niedrige Zinsen gibt. Mindestens genauso erschüttert mich die Tatsache, dass es offenbar nicht als störend empfunden wird, keine Verzinsung auf sein hart erarbeitetes Geld zu bekommen. Weder auf dem Sparbuch, noch auf dem Tagesgeldkonto erhält man heutzutage noch eine faire Rendite dafür, sein Geld bei der Bank zu lassen.

Dass es sogar noch schlimmer wird, zeigen die ersten Initiativen von Banken, die für Einlagen beispielsweise ab 100.000 Euro einen Negativzins verlangen. Mit anderen Worten verliert man Geld, wenn man es bei einer solchen Bank deponiert. Natürlich zusätzlich zu Kontoführungsgebühren, die man weiterhin zahlen muss, und dem allgemeinen Wertverlust durch die Inflation.

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Nachfolgend möchte ich möglichst kompakt und einfach erläutern, weshalb eigentlich die Zinsen in Deutschland (und Europa) so niedrig sind. Anschließend beschäftigen wir uns mit einer Alternative zum niedrigen Zins, um trotzdem Rendite auf sein Erspartes zu erzielen.

Die Rente des deutschen Sparers ist in Gefahr

Lange Zeit über musste man sich in Deutschland keine Sorgen um die Rente machen. Zum einen gab es früher nicht die Problematik mit dem demografischen Wandel. Zum anderen gab es früher noch keine Währungsunion und die Deutsche Bundesbank gab den Leit- und Einlagenzins vor. Lange Zeit über musste man sich hierzulande nicht fürchten, arm in die Rente zu gehen.

Im Grunde genommen reichte es, sein Geld auf dem Sparbuch oder Tagesgeldkonto zu deponieren. Durch die vorhandenen Zinsen hat der Zinseszinseffekt die Spareinlagen wie durch Geisterhand über Jahrzehnte hinweg vermehrt. Zusätzlich konnte man auch eine Rentenversicherung abschließen, die das Geld in gut verzinste (und sichere) (Staats-)Anleihen angelegt hat.

Wie eingangs erläutert, ist ein hoher Zins heute nicht mehr gegenwärtig. Grund dafür ist vor allem die eingegangene Währungsunion und die damit einhergehende Zinshoheit der EZB (Europäischen Zentralbank). In den letzten Jahren wurde der Zins durch die EZB runtergeschraubt und niedrig gehalten.

Der Grund für die niedrigen Zinsen

Der Grund dafür ist so banal wie einfach. In der EU gibt es einige Mitgliedstaaten, die über beide Ohren verschuldet sind. Beispielhaft sind Italien, Spanien, Portugal und vor allem Frankreich zu nennen. Wer selber mal einen Kredit aufgenommen hat, der dürfte wissen, dass eine hohe Verzinsung des Kredits bedeutet, dass die Schuldenmenge immer weiter wächst, bis sie vollständig getilgt ist. Je höher der Schuldenberg, desto radikaler arbeitet der Zinseszinseffekt gegen den Schuldner.

Die Schlussfolgerung daraus: Würde die EZB die Zinsen anheben, so würden die – ohnehin schon extrem hohen – Schulden der Verschuldeten explosionsartig ansteigen. Diese Entwicklung würde zu Staatsinsolvenzen führen, die das ganze Konstrukt der EU ins Wanken bringen würden.

Es wird also bewusst dafür gesorgt, dass die Zinsen niedrig bleiben. Die verschuldeten Länder machen allerdings keine Umstände, daran zu arbeiten, ihre Schulden abzubauen, sondern nehmen durch den niedrigen Zins haufenweise neue, billige Schulden auf. In Deutschland muss währenddessen der deutsche Sparer auf Zinsen für sein Erspartes verzichten.

Weitere Vermögensverteilung

Die finanzielle Ungleichheit in der EU spiegelt sich allerdings nicht nur im niedrigen Zins wider. Während die verschuldeten Länder das billige Geld dazu nutzen, sich selber und ihre Landsleute zu beglücken, leidet der deutsche Sparer hierzulande an anderen finanziellen Unverhältnismäßigkeiten.

Ein alleinstehender Durchschnittsverdiener in Deutschland hat eine Abgabenlast von knapp 50 % seines Einkommens. Die Hälfte des Einkommens fließt also dem Staat zu. Damit erhebt Deutschland für diese Personengruppe die zweithöchste Abgabenpflicht weltweit. Während andere EU-Staaten in diesem Vergleich noch ähnlich ausfallen, ist die viel größere Unverhältnismäßigkeit in den Vermögensabgaben zu finden.

Oftmals entsteht Vermögen über mehrere Generationen. Wird das Vermögen der nachfolgenden Generation mit einer Erbschaft übertragen, hat man in Deutschland beispielsweise steuerlich Nachteile gegenüber anderen Ländern in der EU. Das liegt an einer uneinheitlichen Regelung der Erbschaftsteuer.

Während viele Mitgliedstaaten teilweise gar keine Steuern auf Erbschaften erheben, werden hierzulande Ehepartner oder Kinder mit bis zu 30 % besteuert. Länder wie Griechenland und Italien haben im Vergleich zu Deutschland verschwindend geringe Steuersätze für Erbschaften.

Niedriges Median-Vermögen

Nun könnte man über diese Ungleichheit hinweg sehen, wenn es wirklich so wäre, dass in Deutschland die Menschen vermögender wären. Das ist tatsächlich ein, so kommt es mir zumindest vor, weit verbreiteter Irrglaube.

Gemessen am Median-Vermögen (mittlere Vermögen) pro Person liegt Deutschland mit 35.313 US-Dollar pro Person weit hinter den italienischen, spanischen und französischen Bürgern. Unter anderem aufgrund von geringer Abgabenlast auf Vermögenswerte liegt das Median-Vermögen in Italien bei 91.889 US-Dollar pro Kopf, in Spanien bei 95.360 US-Dollar pro Kopf und in Frankreich sogar bei 101.942 US-Dollar pro Person.

Eine Alternative zum niedrigen Zins

Es sind diese und weitere Faktoren, die im Zusammenspiel dafür sorgen, dass eine Vermögensverteilung vom deutschen Steuerzahler hin zu vermögenderen EU-Mitbürgern stattfindet. Das passiert nicht nur bedingt durch den niedrigen Zins, sondern auch durch Schuldenpakete, die in der Vergangenheit geschnürt worden sind, oder durch den neuen Merkel-Macron-Plan, sollte er tatsächlich in die Tat umgesetzt werden.

Doch vor allem der niedrige Zins ist für uns alle unmittelbar spürbar, da das Geld, das nicht in die Staatskasse fließt und uns bleibt, nicht ordentlich verzinst werden kann. Die Gefahr, im Alter nicht ausreichend versorgt zu sein, steigt dadurch.

Eine sinnvolle Alternative zu den niedrigen Zinsen ist die Kapitalanlage. Indem man beispielsweise in ETFs, Fonds oder direkt in Aktien investiert, kann man davon profitieren, dass Aktienmärkte dazu neigen, langfristig zu steigen. Historisch gesehen sind Aktienmärkte wie der DAX, der S&P 500 oder der Dow Jones in der Vergangenheit langfristig gestiegen.

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