845,8 Mio. Euro Verlust! Warum die TUI-Aktie auf schwierige Zeiten zusteuert
Wenn es zwei Branchen gibt, die bisher am härtesten von der Coronaviruskrise betroffen sind, dann sind es die Luftfahrtbranche mit Lufthansa (WKN: 823212) und Airbus (WKN: 938914) und die Reisebranche mit TUI (WKN: TUAG00). Bei ihnen ist fast das gesamte Geschäft weggebrochen. „Die Auswirkungen der Pandemie auf unser Programm und unseren Geschäftsbetrieb sind immens. Erstmals in unserer Unternehmensgeschichte haben wir unser komplettes Reiseprogramm ausgesetzt“, so die TUI in ihrem Quartalsbericht.
Warren Buffett hat bereits alle seine Airline-Aktien verkauft, weil er anscheinend nicht genau absehen kann, ob sie die Krise überstehen werden. Ähnliches trifft auf den Reisesektor zu. Die Gründe sind sehr vielfältig und liegen nicht nur in der aktuellen Krise selbst.
TUI mit starkem Geschäftseinbruch
So musste TUI in seinem zweiten Geschäftsquartal 2020 einen Verlust in Höhe von 740,5 Mio. Euro und im gesamten ersten Geschäftshalbjahr 2020 einen Verlust von 845,8 Mio. Euro verbuchen. Der Umsatz sank hingegen im zweiten Geschäftsquartal um 10,1 % und von Oktober 2019 bis März 2020 um 0,6 %.
Der Konzern war bereits im März 2020 so angeschlagen, dass er Staatshilfe in Höhe von 1,8 Mrd. Euro in Anspruch nehmen musste. Die Liquidität (2,1 Mrd. Euro) reicht nach Aussagen des Vorstandsvorsitzenden Friedrich Joussen, um die kommenden Monate zu überstehen. Bei derzeitigen monatlichen Mittelabschlüssen von 250 bis 300 Mio. Euro wären es (bei keinen weiteren Hilfen) genau 7 bis 8,4 Monate. Aber was ist, wenn das Reisegeschäft auch über die Sommermonate einbricht? Derzeit ist dies sehr wahrscheinlich.
Aktuell liegen die Buchungen für die Sommermonate 36 % unter dem Vorjahr, wobei die Reisepreise allerdings um 11 % gestiegen sind. Einen Hinweis darauf, wann sich die Branche wieder vollständig erholt haben könnte, gibt die Luftfahrt, die erst ab 2023 wieder mit einem Normalbetrieb rechnet. TUI geht hingegen bereits bis 2022 davon aus.
Zwar führt auch der Konzern viele Maßnahmen ein, um einen Urlaub möglich zu machen, aber wie viele Touristen wollen in den Urlaub fahren, wenn sie Maske tragen und Abstand halten müssen und am Ende nicht genau wissen, ob sie nicht aus Quarantänegründen im Hotel festgesetzt werden?
Harte Einschnitte senken die Kosten
Normalität wird wohl erst dann wieder eintreten, wenn ein wirksamer Impfstoff oder ein Medikament gefunden ist. Bis dahin muss TUI die Kosten auf ein Mindestmaß reduzieren. Aktuell plant der Konzern 8.000 seiner Stellen zu streichen und damit etwa 30 % der Verwaltungskosten einzusparen. Zudem werden die Sachinvestitionen im Geschäftsjahr 2020 um 750 bis 900 Mio. Euro auf etwa 440 Mio. Euro sinken.
Im Mai 2020 erreichte TUI durch alle Kostensenkungsmaßnahmen bereits Einsparungen um 50 %. 90 % aller Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit oder sind beurlaubt. Diese hohe Flexibilität ist sicherlich lobenswert und wird sehr wahrscheinlich dazu führen, dass der Konzern die Krise überlebt, aber dennoch ist derzeit eher nur mit einer langsamen Erholung zu rechnen.
So gehen alle Politikempfehlungen dahin, im Sommer keine Fernreisen zu unternehmen, weil die gesamte Lage noch sehr unsicher ist. Viele Touristen werden deshalb eher im eigenen Land urlauben.
Fazit
Die TUI-Aktie ist nicht nur in dieser Krise einer der größten Verlierer. Nach dem Tal könnte eine stärkere Erholung einsetzen, aber für ein Dauerinvestment oder als Dividendenwert ist sie eher nicht geeignet.
Der Bärenmarkt-Überlebensguide: Wie du mit einer Marktkorrektur umgehst!
Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.
Hier sind vier Schritte, die man unserer Meinung nach immer vor Augen haben sollte, wenn der Aktienmarkt einen Rücksetzer erlebt.
Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.