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Siemens-Aktie: 3 Erkenntnisse aus dem Bericht zum ersten Halbjahr

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Quelle: Siemens.com/presse

Siemens (WKN: 723610) mit seinem weit gefächerten Industriegeschäft gilt als einer der Leithammel der deutschen Wirtschaft. Von daher blickte viele Anleger gespannt nach München, um zu erfahren, wie der Konzern mit der Herausforderung COVID-19 zurechtkommt.

Die Aktionäre zeigten sich zufrieden im ersten Moment und ließen den Kurs um 5 % in die Höhe schießen. Ob zu Recht? Vieles kommt auf externe Faktoren an, aber auf alle Fälle gab es ein paar interessante Einblicke und Antworten. Hier sind drei davon, die mir besonders aufgefallen sind.

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Topthema Nr.1: Finanzdienstleistungen in stabilem Fahrwasser?

Siemens ist im industriellen Bereich sehr niedrig verschuldet und verfügt in Verbindung mit seiner Profitabilität über eine Kreditwürdigkeit, welche die der allermeisten Staaten übertrifft. Zum Konzernverbund gehört allerdings auch die Tochter Siemens Financial Services, welche bei vielen großen Deals einen entscheidenden Faktor darstellt, weil sie für das passende Finanzierungspaket sorgt.

Als die Konjunktur noch robust war, konnte der Konzern auf diesem Weg nicht nur zusätzliche Aufträge hereinholen, sondern auch noch zusätzliche Gewinne aus dem Zinsgeschäft erwirtschaften. Mit der nun plötzlich über uns hereinbrechenden Rezession könnte die Lage jedoch anders aussehen. Siemens hat hier viele Milliarden im Feuer. Gerade am 10. Mai war zu lesen, dass China nun um die Rückzahlung einiger Milliardenkredite für Infrastruktur im Rahmen seiner Belt and Road Initiative bangen muss, weil viele staatliche Kunden nun in Zahlungsnot geraten.

Ich sehe da durchaus Parallelen, sodass aus meiner Sicht Sorgen angebracht sind. Siemens gibt sich jedoch unbeeindruckt. Das Portfolio sei sehr stark diversifiziert, man kenne seine Kunden gut, man treibe keinen Handel mit Zinspapieren und in vielen Fällen könnten die Kunden den Schuldendienst aus dem Betrieb heraus finanzieren.

Gibt es hier also wirklich nichts zu befürchten? Immerhin: In einer Randnotiz ist festgehalten, dass Siemens Financial Services durchaus Auswirkungen von COVID-19 zu spüren bekommt und folglich die Risikovorsorge erhöht wurde. Vor allem deshalb wohl hat sich der Halbjahresgewinn um 75 Mio. Euro (-20 %) reduziert.

Da Siemens für das laufende Quartal ziemlich schwarz sieht, sind zusätzliche Rückstellungen und Abschreibungen wahrscheinlich. Insgesamt scheint sich das Ganze aber noch im grünen Bereich zu bewegen, sodass ich positiv überrascht war.

Topthema Nr.2: Neues zu Siemens Energy

Ob Joe Kaeser Aufsichtsratsvorsitzender der zukünftig eigenständig agierenden Siemens Energy wird, ist noch nicht völlig sicher. Aber an der Ausgliederung der Sparte und dem Börsengang im Herbst hält Siemens trotz einiger Unkenrufe aus der Presse unbeirrt fest. Das Management erwartet einen Abspaltungsgewinn in ungewisser Höhe, was sich positiv auf das Eigenkapital auswirken sollte. Dem wirken allerdings eine höhere Steuerbelastung und die Einmalaufwendungen für den ganzen Prozess entgegen, sodass wir keine großen Sprünge erwarten sollten.

Der Zeitplan steht jedenfalls und die wichtigsten Entscheidungen, wie das neue Unternehmen unter der Führung von Michael Sen aufgestellt sein wird, wurden bereits im März und April getroffen. Während intern also schon alles geklärt ist, bleiben für Anleger noch einige wichtige Punkte offen, darunter die Frage, ob Siemens wirklich auf einen Schlag 70 % der Anteile seinen Aktionären einbuchen wird.

Daneben steht im Halbjahresbericht, dass die sogenannte Abspaltungsgruppe aus der Sparte Gas and Power und der Mehrheitsbeteiligung an Siemens Gamesa (WKN: A0B5Z8) besteht. Ein weiterer Geschäftsbereich, der eigentlich noch zu Siemens Energy gepasst hätte, soll wenige Monate später separat in die Unabhängigkeit entlassen werden. Dabei handelt es sich um Windturbinenkomponenten, welche unter dem Dach der Marke Flender ausgegliedert werden sollen.

Damit ist für mich immer noch nicht ganz klar, was mit den beiden wichtigen Zukunftsthemen Wasserstoff und Energiespeicher passieren wird, die noch nicht so richtig ins bisherige Kerngeschäft integriert zu sein scheinen. Dass sie bei Siemens verbleiben, halte ich aber eher für unrealistisch.

Die nächste Frage ist dann, wie Energy seine Börsenstory aufbauen wird, angesichts der Tatsache, dass das Öl- und Gasgeschäft wohl noch einige Zeit vor großen Problemen steht. Etwas mehr Klarheit gibt es schon in wenigen Tagen, wenn Siemens den Abspaltungsbericht vorlegt. Richtig spannend wird es dann im Spätsommer, wenn das neue Managementteam auf Roadshow geht, um Anleger für das neue Vehikel zu begeistern.

Topthema Nr.3: Siemens Mobility wird ein starker Faktor im Konzernverbund

Was die ewige Hängepartie rund um den Schienenverkehrssparte Mobility angeht, sind ebenfalls wichtige Entscheidungen gefallen. Offenbar hat das Management den Plan aufgegeben, verkrampft eine Superfusion herbeiführen zu müssen. Die Züge sollen jetzt ein integraler Teil des Konzerns bleiben, was sicherlich eine gute Lösung ist. Schließlich können die für das Industriegeschäft und das Gebäudemanagement entwickelten Digitalplattformen so optimal auf die Verkehrsinfrastruktur ausgeweitet werden.

Mit einem Auftragsbuch im Umfang von 32 Mrd. Euro ist die Sparte auf jeden Fall ein Stabilitätsanker im Siemens-Portfolio, der gut positioniert ist, um auf Jahre hinaus von jetzt anlaufenden Konjunkturprogrammen und dem europäischen Green Deal zu profitieren.

Siemens gab auch zu verstehen, dass die Sparte weiter ausgebaut werden soll. An diesem Punkt wäre interessant zu wissen, welche Art von Unternehmen für eine Übernahme infrage kommen. Wenn das bisherige Beuteschema beibehalten wird, dann dürften Software und komplementäre Hightechlösungen weiterhin zu den bevorzugten Zielen gehören.

Da auch spannende Themen wie etwa elektrische Antriebssysteme für Busse und Lkw genauso wie das wachstumsstarke Geschäft mit Schnellladeinfrastruktur zu Mobility gehören, wäre auch denkbar, dass in diesen Bereichen Verstärkung gesucht wird.

Endspurt für Joe Kaeser

Siemens steht nun vor einigen herausfordernden Monaten. Als zentraler Industriekonzern spürt das Unternehmen eine besondere Verantwortung, jetzt eine Führungsrolle zu spielen, um ein völliges Abdriften in eine Rezession in Deutschland und Europa zu verhindern.

Gleichzeitig soll die Abspaltung von Siemens Energy noch unter Joe Kaeser gelingen und Themen wie Industrie 4.0 und die Zukunft der Medizin wollen führend mitgestaltet werden. Langweilig wird es definitiv nicht für alle Beteiligten, einschließlich der Aktionäre.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens und Siemens Gamesa. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien. 



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