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Nach Royal Dutch Shells Dividendenschock: Ist Dividendenaristokrat Total jetzt die bessere Alternative?

Energie, Konjunktur und Ölpreis
Bildquelle: GETTY IMAGES.

Royal Dutch Shell (WKN: A0D94M), das war jahrzehntelang Musik in den Ohren von dividendenhungrigen Anlegern. Der holländische Konzern hat über alle Krisen hinweg immer kräftig ausgeschüttet und nie gekürzt – bis jetzt.

Anleger reagierten schockiert auf die Nachricht der ausgesetzten Dividende. Eine naheliegende Alternative ist Total (WKN: 850727). Der französische Konkurrent kann auf 38 Jahre ohne Dividendenkürzung zurückblicken und wird daran auf absehbare Zeit festhalten.

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Warum Shell den Titel des Dividendenaristokraten aufgegeben hat

Nach einer längeren Phase der Stabilität, als der Ölpreis meist um die Marke von 60 US-Dollar pendelte, kam es zuletzt zu einem aberwitzigen Einbruch. Die Gründe sind bekannt: Auf eine Ausweitung des Angebots im Zuge einer Auseinandersetzung zwischen Saudi-Arabien und Russland folgte der Einbruch der Nachfrage im Zuge der Coronakrise. Das über Terminkontrakte georderte Öl fand plötzlich keine Abnehmer mehr, weshalb der Spotpreis kurzfristig negativ wurde.

Hastig verhandelte Förderkürzungen im erweiterten OPEC+-Kreis waren nicht effektiv, sodass ein niedriges Preisniveau anhält. Der Mai-2021-Kontrakt auf die Nordseesorte BRENT hat sich beispielsweise über die letzten Tage nicht erholt und notiert noch immer bei rund 35 US-Dollar, gegenüber 57 US-Dollar am 18. Februar. Das bedeutet 22 US-Dollar weniger Marge pro verkauftem Fass, weshalb die Ölförderung in vielen Fällen ein unrentables Geschäft geworden ist.

Die Cashflow-Maschine Shell steht somit praktisch von einem Tag auf den anderen vor großen Herausforderungen. Schließlich stehen insgesamt 211 Mrd. US-Dollar an kurz- und langfristigen Verbindlichkeiten zum 31. März in den Büchern, davon stattliche 95 Mrd. US-Dollar an Finanzschulden. Gleichzeitig reduzierte sich das Eigenkapital im abgelaufenen Quartal um 7 Mrd. US-Dollar, obwohl zum Stichtag noch keine erhöhten Abschreibungen auf das Anlagevermögen vorgenommen wurden.

Das Management um Ben van Beurden sah sich nun gezwungen, den stolzen Titel des Dividendenaristokraten aufzugeben, um in dieser Phase der Unsicherheit den Fortbestand des Konzerns nicht zu gefährden. Investitionen wurden zurückgestellt, Sparmaßnahmen eingeleitet, das Aktienrückkaufprogramm gestoppt und nun eben auch die Ausschüttung gedrittelt.

Wie es bei Total aussieht

Die französische Konkurrenz wird unbeirrt am 1. Juli 0,68 Euro pro Aktie für das vierte Quartal 2019 bezahlen. Für 2019 halten sich die Verantwortlichen damit an ein Versprechen, das sie im September 2019 gegeben haben. Damals hieß es, dass man die Dividenden mit einer Rate von 5 bis 6 % pro Jahr beschleunigen wolle. Zuletzt hieß es noch, dass man völliges Vertrauen in die Fähigkeit des Konzerns habe, auch in den kommenden Jahren profitables und nachhaltiges Wachstum zu generieren.

Eine kleine Abweichung gibt es nun allerdings. Die Anfang Oktober kommende Ausschüttung für das erste Quartal 2020 wird gegenüber dem Vorjahresquartal auf 0,66 Euro stabil gehalten. Außerdem wird den Aktionären die Möglichkeit eingeräumt, sich stattdessen in vergünstigten Aktien bezahlen zu lassen. Total geht damit an die Grenze des Möglichen, um Dividendenaristokrat zu bleiben und trotzdem seine Barmittel zu schonen.

Damit sieht sich Total gut in der Lage, diesen Sturm weitgehend unbeschadet zu überstehen. In einer Präsentation vom 23. März wurde ein Aktionsplan vorgestellt, in dem von Maßnahmen zur Reduzierung des Barmittelabflusses um rund 5 Mrd. US-Dollar berichtet wurde. Als Vorteil wurde zudem aufgezeigt, dass in der jüngeren Vergangenheit einige größere Investitionsprojekte abgeschlossen werden konnten. Auch das stabilisiert die Liquiditätssituation.

Daneben gelang es durch eine gezielte Projektauswahl seit 2015, die durchschnittliche Profitabilitätsschwelle erheblich zu senken. Schon 25 US-Dollar genügen, um operativ positive Barmittelzuflüsse zu generieren (Cashflow Breakeven). Vergleicht man dies mit dem oben genannten Futurepreis von 35 US-Dollar, dann wird klar, warum das Management sich keine wahnsinnigen Sorgen macht.

Die wichtigsten Einsichten für Anleger

Allerdings nennt auch Shell ein Cashflow Breakeven von unter 25 US-Dollar. Die Unterschiede bezüglich der Marktposition, der Strategie und der Finanzkennzahlen der beiden sind nicht besonders signifikant. Am auffälligsten ist die Kennzahl „Gearing Ratio“, die das Verhältnis der Netto-Finanzschulden zu Netto-Finanzschulden plus Eigenkapital misst. Das Total-Management fühlt sich hier mit einem Wert von 25 % noch wohl, während das Shell-Management bei 29 % vorsichtig wird.

Der Unterschied wirkt nicht groß, aber es könnte auf holländischer Seite den Ausschlag gegeben haben, die Sicherheitsmarge durch das Zusammenstreichen der Dividende weiter erhöhen zu wollen. Auf diese Weise sind beide aus meiner Sicht zu 99 % auf der sicheren Seite, vor dem Hintergrund der großen Unsicherheit über das Ausmaß und die Dauer dieser Krise, auf die das Shell-Management hinwies.

Dass das Shell-Management eine jahrzehntelange Tradition bricht, um so nah wie nur möglich an die 100 % heranzukommen, ist lobenswert. Selbst als Einkommensinvestor würde ich mich nicht darüber ärgern. Schließlich ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Sobald die Lage sich aufhellt und die Cashflow-Maschine wieder voll funktioniert, kommen die dicken Ausschüttungen wieder zurück. Von daher erscheint es etwas unvernünftig, dass die Aktie so abgestraft wurde.

Nichtsdestotrotz beeindruckt das Selbstbewusstsein bei Total. Es leuchtet bei genauerem Hinsehen ein, warum die Einschnitte bei den Franzosen geringer ausfallen. Von daher ist die Total-Aktie auf jeden Fall eine ausgezeichnete Alternative zu Shell. Anlass zum Umschichten sehe ich jedoch nicht.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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