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Siemens-Aktie vor den Q2-Zahlen: Lohnt sich hier ein Einstieg im Vorfeld?

Im Bild: Joe Kaeser, Vorsitzender des Vorstands der Siemens AG.
Quelle: www.siemens.com/presse

Am 8. Mai wird Siemens (WKN: 723610) über den Verlauf des zweiten Quartals berichten und einen Ausblick auf die zweite Hälfte geben. Dank des unterjährigen Geschäftsjahrs stellt sich die bange Frage nach der Dividende erst einmal nicht. Nichtsdestotrotz erwarten Anleger mit Spannung, was Joe Kaeser zu sagen hat.

Hinterlässt Joe Kaeser ein gut bestelltes Feld?

Statt einer triumphalen Abschiedstour muss Joe Kaeser in seinen letzten Monaten bei Siemens den Krisenmanager geben. Auch sein Nachfolger Roland Busch kann sich nicht in Ruhe auf seine Rolle vorbereiten, die er schon im Oktober ausfüllen will. Beide müssen ihre Kräfte jetzt darauf konzentrieren, den Konzern sicher durch diese schwierige Phase zu führen.

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Das Prestigeprojekt von Kaeser, der Börsengang von Siemens Energy, könnte verschoben werden. Die Sparte ist stark im Öl- und Gasmarkt engagiert und erfährt daher aktuell einen herben Rückschlag, nachdem die Stabilisierung Ende 2019 bereits gelungen schien. Gleichzeitig steckt das aussichtsreiche Geschäft rund um die Wasserstoff-Elektrolyse – trotz der kürzlich verkündeten vertieften Allianz mit Uniper (WKN: UNSE01) – noch in den Kinderschuhen.

Somit dürfte es schwierig werden, die neuen Aktien schmackhaft zu machen, selbst wenn die Anteile des erfolgreichen Windturbinenbauers Siemens Gamesa (WKN: A0B5Z8) und vielleicht auch noch vom Energiespeicher-Marktführer Fluence eingebracht werden.

Ansonsten geht Siemens in den meisten Geschäftsbereichen mit stolz geschwellter Brust in diese Krise. Gamesa, Mobility und Healthcare verfügen jeweils über gut gefüllte Auftragsbücher und die Nachfrage nach Windfarmen, Bahninfrastruktur und Krankenhausausrüstung bleibt weiterhin hoch. Zudem profitiert der Elektrokonzern auf unterschiedlichste Weise von der Elektrifizierung der Mobilitätswende.

Auch das mittlerweile bärenstarke Digitalgeschäft ist jetzt Goldes wert. Viele Unternehmen erkennen, dass sie ihr Geschäft durch mehr Automatisierung und Digitalisierung robuster aufstellen können. Volkswagen (WKN: 766403), ein herausragender Referenzkunde, meldet in diesen Tagen, dass der Aufbau der internationalen Industrial Cloud nach ersten Erfolgen weiter vorangetrieben wird. Die Wolfsburger erhoffen sich Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe.

MindSphere gehört mit seinem Ökosystem von über 500 Partnern zu den stärksten Plattformen für Industrie-4.0-Anwendungen, wie die Experten von Forrester kürzlich bestätigten. Was Engineering-Software für Design und Simulation angeht, ist Siemens die Nummer 1. Von dieser wachsenden Digitalisierungskompetenz profitiert der Konzern auch intern, gerade jetzt. Schließlich sind die eigenen Entwicklungs- und Produktionsstandorte die besten Kunden der Sparte.

Insgesamt denke ich daher, dass Roland Busch auf einem stärkeren Fundament aufbauen kann als etwa Ola Källenius, der bei Daimler (WKN: 710000) erst noch einen stabilen Weg in die Zukunft finden muss.

Was macht die Aktie?

Im März-Crash hat sich die Aktie von Siemens glatt halbiert. Mittlerweile hat sie sich wieder einigermaßen erholt, aber 85 Euro (30.04.) sind immer noch 30 % weniger als in der Spitze vor der Krise. Damit sind wir wieder auf einem Niveau, das Langfristanleger bereits 2010 gesehen haben. Seit dem Amtsantritt von Joe Kaeser am 1. August 2013 hat sich die Aktie praktisch nur seitwärts bewegt.

Wirklich zufriedenstellend ist dieses Ergebnis nicht angesichts des ambitionierten Konzernumbaus. Immerhin gab es als Trostpflaster jedes Jahr mindestens 3 Euro Dividende, sodass Aktionäre im Nullzinsumfeld nicht ganz so schlecht abgeschnitten haben. Soweit es die weitere Entwicklung zulässt, die Ausschüttung zumindest konstant zu halten, lockt auf dem aktuellen Kursniveau eine Dividendenrendite von 4,6 %.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr lag der Gewinn je Aktie bei 6,32 Euro, womit sich eine Ausschüttungsquote von 62 % ergibt. Es gibt also durchaus Puffer für einen etwaigen Gewinnrückgang, zumal sich Siemens weiterhin zum Nulltarif am Markt refinanzieren kann und über eine vergleichsweise geringe industrielle Verschuldung verfügt.

Welche Risiken sind zu beachten?

Neben der darbenden Öl- und Gasindustrie gehört auch die strauchelnde Automobilbranche zu den wichtigsten Kundensegmenten. Bereits im ersten Quartal lief es bei der Industrieautomatisierung schlecht. Trotz Softwareerfolgen ging der Umsatz bei Digital Industries um 4 % zurück. Hier ist mit weiteren schlechten Nachrichten zu rechnen.

Ein weiterer Punkt betrifft das leidige Thema der Pensionsverpflichtungen. Im letzten Quartal sanken die Rückstellungen um 1,3 Mrd. Euro. Nun könnten sie wieder steigen, da der Wert des Planvermögens über die letzten drei Monate bestimmt Einbußen verkraften musste und die Zinsfront sich eher ungünstig entwickelte.

Das vielleicht größte Risiko steckt jedoch in Siemens Financial Services, das zuletzt ein Kreditportfolio von netto 25,9 Mrd. Euro meldete. Viele der 268.000 Kunden weltweit dürften nun in Schwierigkeiten stecken, weshalb möglicherweise ein größerer Betrag in die Risikovorsorge gesteckt werden muss.

Abschließendes Urteil

Dank der guten Positionierung der meisten Geschäftsfelder und des immer höheren Digitalanteils erwarte ich im industriellen Geschäft insgesamt eher positive Überraschung gegenüber den gedämpften Erwartungen. Einbußen bei Automobilkunden, Verzögerungen beim Energy-Börsengang und milliardenschwere Rückstellungen, unerwartet hohe Kosten zur Pandemiebewältigung und Unsicherheit beim Ausblick könnten Anleger allerdings verschrecken.

Angesichts des aus meiner Sicht eher negativen allgemeinen Börsenumfelds besteht daher keine Eile. Sollte der Kurs jedoch noch vor dem 8. Mai unter 80 Euro abtauchen und damit eine Dividendenrendite von 5 % und mehr versprechen, könnte man die Risiken in Kauf nehmen. Wirklich Sorgen machen muss man sich um Siemens bestimmt nicht und die Wahrscheinlichkeit, dass der Konzern gestärkt aus der Coronakrise hervorgeht, ist hoch.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens, Siemens Gamesa Siemens und Healthineers. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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