Royal Dutch Shell: Was bleibt nach der Dividendenkürzung übrig?!
Die Aktie von Royal Dutch Shell (WKN: A0ER6S) hat die Investoren mächtig geschockt: Nach ca. 75 Jahren steter und zumindest stabiler Dividenden hat der britisch-niederländische Öl- und Erdgasmulti jetzt verkündet, die Dividende massiv zu kürzen. Die Quartalsdividende soll demnach bloß noch 0,16 US-Dollar betragen. Zuvor waren es 0,47 US-Dollar, die einer ausgesprochen üppigen Rendite entsprochen haben.
Viele Investoren und vor allem Dividendenjäger bleiben jetzt leicht ratlos zurück. Denn in Anbetracht eines schwächeren Gesamtmarktes: Was bleibt jetzt bei der Aktie noch übrig, in das man investieren kann? Eine spannende Frage, der wir im Folgenden mal etwas näher auf den Grund gehen wollen.
Eine günstige Bewertung …?
Grundsätzlich könnte die Aktie von Royal Dutch Shell jedenfalls noch immer eine vergleichsweise preiswerte Bewertung vorweisen. Beim derzeitigen Aktienkursniveau je B-Aktie von 14,82 Euro und einer jetzt annualisierten Gesamtdividende pro Jahr von 0,64 US-Dollar kommt die Aktie zwar lediglich noch auf eine Dividendenrendite von 3,92 %. Allerdings dürfte es jetzt sowieso nicht mehr primär die Dividende sein, auf die man als Investor blicken sollte.
Bei einem 2019er-Gewinn je Aktie in Höhe von 1,97 US-Dollar beläuft sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis zudem auf rund 8,3. Wobei die niedrigen Ölpreise vermutlich dazu führen werden, dass das Geschäftsjahr 2020 nicht ansatzweise an diese Werte heranreichen wird. Vielleicht wird es für diesen Zwölfmonatszeitraum sogar einen Verlust geben. Das erste Quartal schloss jedenfalls bereits mit einem knappen Minus von 24 Mio. US-Dollar ab.
Der Buchwert je Aktie könnte jedenfalls eine wirkliche Kennzahl sein, die auf eine Unterbewertung hindeutet. Hier kam Royal Dutch Shell per Ende des letzten Jahres auf einen Wert von 24,17 US-Dollar, wodurch sich das derzeitige Kurs-Buchwert-Verhältnis auf ca. 0,67 beläuft. Werte unter 1 gelten gemeinhin als günstig. Wobei die geringe Profitabilität und die Aussicht auf Verluste hier zumindest kurzfristig für ein faires Werteverhältnis sorgen könnte.
Die Aussicht auf einen Turnaround?
Die Aktie von Royal Dutch Shell könnte allerdings auch eine zweite Option beinhalten: die Aussicht auf einen Turnaround. Und wer als Investor jetzt hier investiert, der sollte mittel- bis langfristig vermutlich Verbesserungen im Ölmarkt erkennen können. Ansonsten könnte die einstige Dividendenperle nach wie vor eine Value-Falle sein.
Aber wie würden Verbesserungen aussehen? Nun, es muss zwangsläufig mittel- bis langfristig irgendwie auf mehr Gleichgewicht im Ölmarkt hinauslaufen: Entweder indem das Angebot reduziert wird, beispielsweise durch weitere Förderkürzungen oder auch erste Pleiten im Ölmarkt. Die US-Schieferölindustrie könnte dafür zunächst ein Anknüpfungspunkt sein, wo Förderer bereits heute finanzielle Schwierigkeiten haben.
Oder aber die Nachfrage normalisiert sich wieder. Auch hierfür könnte es in einer Post-Corona-Zeit einige Anzeichen geben. Die Weltwirtschaft wird früher oder später schließlich wieder an Schwung aufnehmen und auch das schwarze Gold wird zumindest auf absehbare Zeit ein Energieträger bleiben.
Jetzt, in der Zeit der niedrigen Ölpreise, werden außerdem weniger Investitionen getätigt. Das könnte mittel- bis langfristig zu weniger Förderungen führen, was womöglich sogar eine Knappheit implizieren könnte. Selbst wenn das jetzt noch schwer vorstellbar ist.
Der Ölmarkt könnte kurz- bis mittelfristig daher einen Tiefpunkt erreichen, was ein gewisses operatives Turnaround-Potenzial impliziert. Ob man hierauf jetzt allerdings warten sollte oder ob es nicht bessere Alternativen gibt, das scheint jetzt die Königsfrage zu sein.
Was ebenfalls übrig bleibt: Ein angeschlagener Zykliker
Die Bewertung und die Aussicht auf einen Turnaround könnten der Aktie daher eine gewisse Fantasie verleihen. Dabei sollten Investoren jedoch eines nicht vergessen: Im Endeffekt ist und bleibt die Aktie von Royal Dutch Shell eine zyklische Aktie, die jetzt aufgrund fremdbestimmter Marktwirrungen die Dividende kürzen musste. Eine ungewohnte Perspektive, die man ebenfalls in die Waagschale werfen sollte.
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Vincent besitzt Aktien von Royal Dutch Shell. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.