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Wie kann Wirecard aus der Misere kommen?

Wirecard Kreditkarte Kartenstappel Wirecard-Aktie
Foto: Wirecard AG

Wirecard (WKN: 747206) ist am Tag der Publikation des Berichts über die Sonderprüfung ordentlich unter die Räder gekommen. Die Inhalte des KPMG-Berichts und die Kommunikation rund um die Veröffentlichung sind eines DAX-Konzerns nicht würdig. In diesem Orkan ging völlig unter, dass das Geschäft im ersten Quartal den Erwartungen entsprechend verlief und die Prognose von Firmenchef Markus Braun bestätigt wurde.

Da sich Wirecard selbst entlastet sieht, wären die einzigen Konsequenzen der laufende Aufbau einer Global-Compliance-Organisation und die 2019 erfolgte Umstellung der Transaktionsabwicklung im Drittpartnergeschäft auf eine eigene Plattform. Wird es für eine langfristige Steigerung des Aktienkurses ausreichen, wenn das Unternehmen nur immer operativ abliefert? Welche Möglichkeiten hat Wirecard noch, um die Kapitalmärkte zu beruhigen?

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Maßnahmen im Bereich des COO

Mit der Umstellung der Transaktionsabwicklung auf eine eigene Plattform ist Wirecard im Jahr 2019 tatsächlich ein großer Schritt in die richtige Richtung gelungen. Dadurch liegen die Datensätze zu den Transaktionen nicht mehr bei den Drittpartnern, die die Übergabe der Transaktionsdaten für 2016 und 2017 verweigert haben. So verfügt Wirecard zumindest zukünftig über die relevanten Daten. Daher konnten für Dezember 2019 200 Mio. Datensätze an KPMG zur forensischen Analyse übergeben werden. Diese Prüfung läuft aktuell noch. Sollte es hier zu einem positiven Ergebnis kommen, spricht das dafür, dass man an dieser Ecke zwischenzeitlich aufgeräumt hat und sauber ist.

13 % der Umsatzerlöse im Zeitraum zwischen 2016 und 2018 konnte KMPG nicht mit den Verträgen plausibilisieren. Es geht einfach nicht in meinen Kopf, wie es dazu kommen kann, dass ein DAX-Konzern Verträge nicht vollständig vorlegen kann. Sind diese nicht abgelegt worden? Steht in den Konditionsvereinbarungen etwas, dass die Prüfer von KPMG nicht sehen sollen? Nach meinem Verständnis hat der COO hierfür Sorge zu tragen. Da Jan Marsalek seit 2010 verantwortliches Vorstandsmitglied ist, gibt es für mich keinen anderen Weg, als personelle Konsequenzen zu ziehen. Hier gab es in der Sorgfaltspflicht wesentliche Versäumnisse.

Maßnahmen im Bereich des CFO

Um Drittpartner schadlos zu halten, haftet Wirecard für Rückabwicklungen von Zahlungsvorgängen. Hierfür leistet man Barsicherheiten, die von einem Treuhänder verwaltet werden. Im vierten Quartal 2019 wurde die Zusammenarbeit mit diesem Treuhänder eingestellt und das Verhältnis im November 2019 auf eine asiatische Rechtsanwaltskanzlei als neuen Treuhänder übertragen. Aus dem Bericht geht hervor, dass der Beschluss für eine vertragliche Umsetzung erst im Februar 2020 getroffen wurde. Einen Nachweis über eine Zuverlässigkeitsbeurteilung dieser Kanzlei hat Wirecard nicht erbracht.

Dieser Vorgang spricht für mich nicht dafür, dass der zuständige Finanzvorstand seinen Sorgfaltspflichten nachkommt. Alexander von Knoop ist erst seit 2018 CFO des Unternehmens. Viele der Probleme aus den Jahren 2017 und 2018 kann man ihm daher nicht vorwerfen. Die Gestaltung der Kommunikation rund um die Veröffentlichung laste ich ihm ebenfalls an. Mit seiner jahrelangen Erfahrung in der Wirtschaftsprüfung und internen Revision hätte er frühzeitig erkennen müssen, dass der Termin für den Jahresabschluss nicht zu halten und die dünne Kommentierung des Prüfergebnisses unzureichend ist.

Auch hier bedarf es für mich eines personellen Einschnitts und einer Neuaufstellung.

COO und CFO sind kaum zu halten, was passiert mit dem CEO?

Markus Braun ist CEO und CTO des Unternehmens. Daneben ist er mit 7 % der Anteile der größte Aktionär des Unternehmens. Als Vorstandsvorsitzender muss er für die Verfehlungen der letzten Jahre geradestehen.

Man sollte sich Gedanken machen, ob die Rolle als Technikvisionär und reiner CTO nicht besser zu ihm passen würde. Für die Position des CEO benötigt man jemanden ohne Altlasten von außen, der die Strukturen des Unternehmens möglichst schnell an die Erwartungen der Geldgeber anpasst. Bei dem aktuellen Verhältnis von Unternehmenswert zum erwarteten Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen für 2020 von 10,7 laut Marketscreener (Stand: 29.04.2020) ist die Firma ein Übernahmekandidat.

Trotz der großen Enttäuschung durch den Prüfbericht halte ich aktuell an meiner Position fest. Das Unternehmen ist jetzt so günstig, dass verschiedene Ereignisse zu einer Erhöhung des Marktwertes führen können. Personelle Konsequenzen, ein Übernahmeangebot oder ein positives Ergebnis für die laufende Datenprüfung durch KPMG und die uneingeschränkte Testierung des Jahresabschlusses für 2019 könnten Kurstreiber sein. Außerdem ist das Unternehmen jetzt gefordert, seine Transparenzseite im Internet zu nutzen und möglichst schnell weitere Aufklärung zu liefern. Mit altem oder neuem Führungspersonal.

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Florian Hainzl besitzt Aktien von Wirecard. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien. 



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