Royal Dutch Shell-Aktie: Wird nun die Dividende gekürzt oder gar gestrichen?
Royal Durch Shell (WKN: A0D94M)-Aktien notieren derzeit zu einer sehr hohen Dividendenrendite von 11,2 % (20.04.2020). Angesichts der einbrechenden Ölnachfrage (sie ist etwa um ein Drittel gesunken) und der immer weiter steigenden Vorräte bei einem gleichzeitigen Preisverfall fragen sich jedoch viele Beobachter, wie lange der Konzern seine hohe Dividende noch aufrechterhalten kann.
Die Terminmärkte spielen verrückt
Die Terminmärkte spiegeln die verrückte Ölmarktsituation eindrucksvoll wider. So ist der Kurs für den am 21.04.2020 auslaufenden WTI-Kontrakt am Montag um knapp 56 US-Dollar auf minus 37,63 US-Dollar je Barrel eingebrochen (20.04.2020). Während der Ölpreis theoretisch nur auf 0 US-Dollar sinken könnte, sind am Terminmarkt auch Negativwerte möglich. Daran ist die aktuelle Angebots- und Nachfragesituation noch deutlicher ablesbar. Verkäufer müssen also derzeit Geld dafür zahlen, damit ihnen Käufer ihr Öl abkaufen.
Aktuell fördern große Ölkonzerne, wie beispielsweise ExxonMobil (WKN: 852549), weiterhin relativ viel Öl und deutlich mehr, als es derzeit benötigt wird, sodass der Ölpreis fällt und die Lager unterdessen immer voller werden. So liegen beispielsweise die US-Lagerbestände mit 500.000 Mio. Barrel so hoch wie zuletzt vor drei Jahren. Immer mehr Öltanker werden als Zwischenlager genutzt. Diese Entwicklung kann aber so nur noch ein bis zwei Monate anhalten. Dann sind die Lager voll und die Produktion müsste zwangsläufig, wenn nicht schon vorher reduziert, gestoppt werden.
Die Situation wird noch ernster
Die Ölförderung ist ein Teil, der Treibstoffverkauf und das Raffineriegeschäft aber ein noch viel größerer Bereich von Royal Dutch Shell. Hier bahnt sich derweil ein zusätzliches Problem und weiterer Kostendruck an. So spüren viele Tankstellenbetreiber aufgrund der Wirtschaftsschließung schon jetzt einen deutlichen Nachfragerückgang. Die Betreiber sind häufig nur Pächter und können die aktuelle Situation nur noch Wochen durchhalten.
Deshalb möchten sie, dass die großen Ölkonzerne nun teilweise oder ganz auf ihre Pacht verzichten. Wenn dies nicht geschieht, müssten viele Tankstellen schließen. Hier kommen also weitere Belastungen auf Royal Dutch Shell zu.
Aktuelle Dividendenhöhe wird nur schwer zu halten sein
Im letzten Jahr (2019) hat der Konzern bei einem Brent-Ölpreis zwischen 75 und 55 US-Dollar einen operativen Cashflow von 42,2 Mrd. US-Dollar erzielt. Dabei lagen die Sachinvestitionen bei knapp 23 Mrd. US-Dollar und die Dividendenauszahlungen bei 15,2 Mrd. US-Dollar. Aktuell steht der Brent-Ölpreis aber nur noch bei 26,26 US-Dollar (20.04.2020). Deshalb können wir davon ausgehen, dass auch der operative Cashflow 2020 deutlich einbrechen wird. Erste Indikatoren werden wir am 02.05.2020 mit den Zahlen zum ersten Quartal erhalten.
Royal Dutch Shell hat zuletzt bereits viele Sparmaßnahmen eingeleitet, dabei aber die Dividende verschont. So wurde der Aktienrückkauf ausgesetzt, der indirekt bereits zur Aktionärsrendite zählt. Die laufenden Kosten werden um 3 bis 4 Mrd. US-Dollar gesenkt und die Sachinvestitionen auf unter 20 Mrd. US-Dollar gedrückt. Zudem sollen Vermögensteile in Höhe von 10 Mrd. US-Dollar verkauft werden, die in der aktuellen Situation aber wahrscheinlich nur unter Wert veräußert werden könnten. Darüber hinaus hat Royal Dutch Shell zuletzt seine Kreditlinien um 12 Mrd. US-Dollar erweitert, was zeigt, dass die Liquidität nicht unendlich ist.
Fazit
Rechnen wir dies alles zusammen, könnte die zukünftige Dividende in ihrer aktuellen Höhe nur über Verkäufe oder aus dem Kassenbestand heraus aufrechterhalten werden. Es ist jedoch davon auszugehen, dass, bevor die Substanz angegriffen wird, auch die Aktionäre auf einen Teil ihrer Auszahlung verzichten müssen. Mit zunehmender Krisendauer steigt also die Wahrscheinlichkeit einer Dividendenkürzung.
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Christof Welzel besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.