Sollten Einkommensinvestoren ab 2020 ihren Dividendenansatz überdenken?
Das noch immer junge Börsenjahr 2020 und auch das noch jüngere Börsenjahrzehnt bilden womöglich eine Zäsur für einige Investoren. Die ruhigen, eher wenig volatilen und lange rekordverdächtigen Zeiten sind zu einem jähen Ende gekommen. Tatsächlich gab es im letzten Jahrzehnt keinen echten Crash. Womöglich ein Novum für die Aktienmärkte.
Dafür hat das Coronavirus die Aktienmärkte nun umso heftiger getroffen. Ein Crash sondergleichen, der wohl auch eine Folge des zunehmend digital werdenden Handels ist. Doch eines steht fest: Viele Investoren wurden an die Risiken der Aktienmärkte erinnert. Und auch daran, dass viele Dinge einfach nicht vorhersehbar sind.
Auch Einkommensinvestoren werden sich dabei schmerzhaft bewusst, dass die Dividenden und ausschüttenden Aktien keine absolute Sicherheit bieten. Sollten viele Jäger der Ausschüttungen daher womöglich ihren Ansatz überdenken?
Viele Risiken werden offensichtlich
Nach einem Jahrzehnt mehr oder minder konstanter und operativ erfolgreicher Jahre hat dieser Schlag viele in eine Schockstarre versetzt. Vor allem defensive Aktien mit zuverlässigen Geschäftsmodellen haben lange Zeit solide performt. Und ebenso zuverlässige wie moderat wachsende Dividenden ermöglicht.
Doch plötzlich eine Krise. In dieser haben einige Unternehmen bereits verkündet, dass sie ihre Dividenden zwecks Liquiditätssicherung aussetzen wollen. Andere hingegen sehen sich von Kürzungen bedroht. Oder eben nicht mehr nachhaltigen Auszahlungen. Wobei zu diesem Kreis auch eigentlich solide zahlende Aktien wie die von Royal Dutch Shell (WKN: A0ER6S) oder der Deutschen Euroshop (WKN: 748020) zählen. Beides bislang Namen, die mit starken Historien glänzen konnten. Wobei beim britisch-niederländischen Öl- und Erdgasmulti wirklich lediglich die Nachhaltigkeit bedroht ist.
Dividendenjäger sind dennoch entsprechend verunsichert. Sollte man daher als Einkommensinvestor generell seinen Dividendenansatz überdenken? Eine Antwort, die in diesen Tagen gar nicht so einfach zu beantworten ist. In meinen Augen jedoch sehr klassisch-diplomatisch gelöst werden kann. Mit einem grundlegenden: Ja, aber …
Es sollte mehr Fokus zurückkehren
Generell wird man dabei seinen Dividendenansatz nicht überdenken müssen. Zumal es auch viele weitere starke Ausschütter gibt, die ihre Auszahlungen selbst jetzt in der Krise nicht kürzen müssen. Sei es, weil sie krisenerprobt sind. Oder aber über wirklich defensive Geschäftsmodelle verfügen. Oder insgesamt konservativ sind. Dividenden sind und bleiben Teil einer starken Rendite, und wer auf regelmäßige Ausschüttungen setzen möchte, der kann das auch weiterhin tun.
Allerdings ist das aktuell turbulente Marktumfeld eine Erinnerung daran, worauf es beim langfristigen Investieren stets ankommt. Nämlich auf das unternehmensorientierte Investieren. Wobei auch das Errichten eines Dividendenportfolios lediglich eine Unterkategorie eines solchen Ansatzes ist. Kern- und Angelpunkt für langfristig orientierte Investoren bleibt jedoch das Unternehmen selbst. Eben weil damit die künftigen Ausschüttungen erst ermöglicht werden.
So mancher Einkommensinvestor hat sich in den letzten Jahren möglicherweise von einer starken Dividendenhistorie mit einem Geschäftsmodell einwickeln lassen, das als okay hingenommen wurde. Ein Ansatz, der sich nun womöglich rächt. Beispielsweise, weil die Krise hier einen Strich durch die Rechnung macht und einige Investitionsthesen zerstört. Entsprechend können wir den Crash als Weckruf sehen, den eigenen Ansatz doch ein Stück weit zu überprüfen.
Keine Abkehr von deinem Ansatz, aber …
Als Foolisher Einkommensinvestor sollte man daher nicht direkt die Flinte ins Korn werfen. Wie gesagt: Dividenden sind und bleiben Teil einer langfristigen Rendite. Und selbst bei Kürzern oder Aussetzern besteht häufig eine solide Möglichkeit, dass man dividendentechnisch zu alter Stärke zurückfinden kann.
Der Crash beziehungsweise die Korrektur ist jedoch eine Möglichkeit, seinen eigenen Ansatz zu überprüfen. Denn auch das erfolgreiche Investieren in ausschüttende Aktien ist und bleibt unternehmensorientiertes Investieren. Wobei die Ausschüttungen lediglich das i-Tüpfelchen eines solchen Ansatzes sind.
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Vincent besitzt Aktien der Deutsche Euroshop und von Royal Dutch Shell. The Motley Fool empfiehlt Deutsche Euroshop.