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Desolater Ölpreis: Was wird jetzt aus dem BASF-Spinoff DEA Wintershall?

Energie, Konjunktur und Ölpreis
Bildquelle: GETTY IMAGES.

Während alle Welt auf die vom Coronavirus unmittelbar lahmgelegten Branchen und die vielen Einzelschicksale blickt, spielt sich auch im Energiebereich ein Drama ab. Saudi-Arabien flutet die Weltwirtschaft mit billigem Öl. Was für Importländer wie Deutschland eigentlich eine Erleichterung darstellt, ist speziell für die Öl- und Gasbranche eine Katastrophe.

Davon sind natürlich auch einheimische Konzerne wie die BASF (WKN: BASF11)-Tochter Wintershall DEA und OMV (WKN: 874341) betroffen. Wie groß der Schaden wirklich ist, wollen wir im Folgenden einmal genauer anschauen.

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Ein Blutbad zeichnet sich ab

Fast noch schneller als die Börse ist vor wenigen Wochen der Ölpreis eingebrochen. Lange Zeit pendelte er relativ stabil um die Marke von 60 oder 70 US-Dollar (die Sorten WTI und BRENT). Ende März kostete das Fass WTI-Öl nur noch 20 US-Dollar und damit weniger als ein Drittel vom Jahresanfang. Das ist ein Schock, der einen ganzen Sektor auf dem falschen Fuß erwischt.

Kleine Explorationsunternehmen können jetzt ihre Sachen packen. Schon unterhalb von 40 US-Dollar wird es für viele kritisch. Bei 20 US-Dollar sind Verluste garantiert. Beim bisher boomenden Erdgas sieht die Situation kaum besser aus. Der Flüssiggasexport der USA geht stark zurück. Das Geschäftsmodell Fracking und Schieferöl befindet sich am Abgrund. Was für die USA, den bisher weltgrößten Ölförderer, bereits einen harten Schlag bedeutet, dürfte für Venezuela, das Schieferölland Nr. 1, unfassbares Leid bedeuten. Dort kommt nun alles Schlechte zusammen.

Ölfeldausrüster wie Baker Hughes (WKN: 872933) und Schlumberger (WKN: 853390) schlittern ebenfalls in Schwierigkeiten. Ihre Aktienkurse haben innerhalb von drei Jahren rund 80 % ihres Werts verloren. Sie wollten zuletzt eigentlich zum Turnaround ansetzen und jetzt dieser Rückschlag. Selbst die großen Ölmultis müssen jetzt schauen, dass sie schnellstens ihre Kosten in den Griff bekommen und ihre Liquidität sichern.

Was das für BASF bedeutet

Bei der eher mittelgroßen Wintershall DEA sieht das nicht anders aus. Noch am 18. März verkündete sie eine ordentliche Geschäftsentwicklung für das abgelaufene Jahr. Vom bereinigten Konzernergebnis in Höhe von 879 Mio. Euro wird Hauptaktionär BASF jedoch nichts haben. Die Dividende wurde gestrichen, das Investitionsprogramm zusammengestrichen und die Kostenbasis soll beschleunigt herunterkommen.

Die ausbleibende Dividende ist allerdings das geringste Problem für BASF. Viel schlimmer wiegen die Abschreibungen. 2019 konnte man sich noch über einen Buchgewinn in Höhe von über 6 Mrd. Euro freuen, der sich aus der Zusammenführung und Dekonsolidierung von Wintershall DEA ergab. Unter normalen Bedingungen wäre mindestens dieser Wert in der Bilanz geblieben. Bei einem erfolgreichen Börsengang hätte sogar noch eine weitere Aufwertung gelockt.

Nun wird der IPO wohl verschoben und es ist fraglich, ob der erhoffte Wert im Bereich von 20 Mrd. Euro jemals erlöst werden kann. Ähnlich große Wettbewerber wie Continental Resources (WKN: A0MQ12) oder Marathon Oil (WKN: 852789) stehen nun großen Herausforderungen gegenüber und haben massiv an Wert verloren. Letztere war vor einem Jahr noch über 13 Mrd. US-Dollar wert. Heute sind es keine 3 mehr. Wir reden hier also von einem Wertverlust in Höhe von 10 Mrd. US-Dollar.

Möglicherweise profitiert Wintershall DEA davon, dass das Management bereits im Vorfeld eine relativ konservative Strategie gefahren hatte, um die Risiken gering zu halten. Zudem liegen die Produktionskosten dank weitsichtiger Investitionen weit unter dem Branchenschnitt. Die BASF-Tochter kann so sicherlich aus eigener Kraft länger durchhalten als viele Wettbewerber mit schwächeren Bilanzen. Allerdings hat selbst die norwegische Equinor (WKN: 675213) in den letzten zwölf Monaten die Hälfte ihres Werts verloren.

Für BASF kommt so zur ausfallenden Dividendenausschüttung und der wahrscheinlichen milliardenschweren Wertabschreibung noch eine weitere Sache hinzu: Wenn Wintershall DEA bereits verkauft worden wäre, dann könnte der Chemiekonzern nun voll von den billigen Rohstoffkosten profitieren. Mit der Tochter unter dem Dach ergibt sich hingegen eher ein Nullsummenspiel.

Wie es nun weitergehen könnte

Immerhin kann sich BASF auf viele Monate hinaus die billigen Preise für seine Fabriken am Terminmarkt sichern. Wenn man zudem bedenkt, dass jetzt einige schwächere Wintershall-Wettbewerber aus dem Markt geschüttelt werden und der Ausbau der Produktionskapazitäten abrupt ausgebremst wird, dann ist absehbar, dass mittelfristig eine Normalisierung einsetzen wird. Das sieht auch der Markt so: BRENT-Terminkontrakte zum März 2023 sind im abgelaufenen Monat lediglich von 55 auf 45 US-Dollar gefallen.

Trotz Klimawandel, Elektromobilität und Coronakrise ist der langfristige Trend noch nicht gebrochen. Die Nachfrage wird wieder anziehen, schon allein wegen des Bevölkerungswachstums. Insgesamt halte ich es für realistisch, dass Wintershall DEA den aktuell verlorenen Wert wieder aufholen kann. Auch CEO Mario Mehren bleibt optimistisch. Solange die BASF nicht verkauft, besteht der Verlust nur auf dem Papier.

Im besten Fall tritt also im Verlauf des nächsten Jahres die Konstellation auf, dass die Tochter einen guten Börsengang feiert und BASF sich gleichzeitig über Spitzenmargen aus dem Chemiegeschäft freuen kann.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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