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Siemens AG: Jammern oder anpacken? Wie jetzt die Weichen für den langfristigen Erfolg gestellt werden

Siemens CEO Roland Busch
Bild: Siemens AG

Wenn die Weltwirtschaft stillsteht, dann laufen die Anlagen nicht. Diese zieren in vielen Fällen das Logo von Siemens (WKN: 723610). Von daher verwundert es nicht, dass Investoren verschreckt ihre Siemens-Aktien aus den Depots geworfen haben.

Jetzt, wo sich der Kurs halbiert hat, verkündet der Elektrogigant, wie es nach der Ära Kaeser weitergeht. Hier ist alles, was du zur aktuellen Lage und den Zukunftsaussichten von Siemens wissen musst.

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Die Ära Busch wirft ihre Schatten voraus

Joe Kaeser hat unheimlich viel Energie darauf verwendet, Schwächen im Konzern zu eliminieren und zukunftsfähige Geschäftsbereiche aufzubauen. Grundsätzlich ist das gut gelungen, aber die Früchte der ganzen Arbeit konnten bisher weder er noch die Aktionäre ernten. Die Gewinne treten seit Jahren auf der Stelle.

Noch im Januar war das größte Problem, dass der CO2-Ausstoß der globalen Wirtschaft auf bedrohlich hohem Niveau blieb. Klimaaktivisten konnten sich den Luxus leisten, Siemens an den Pranger zu stellen für eine geringfügige Beteiligung an einem Kohleprojekt. Nun kehrt sich das Ganze um. Fabriken werden heruntergefahren, die Luft ist mancherorts so sauber wie lange nicht mehr und es drohen Rezession und Massenarbeitslosigkeit.

Letzteres gilt es jetzt zu verhindern. Kaum ein anderes Industrieunternehmen dreht ein größeres Rad als Siemens, wenn man auch an die weltweit verstreuten Zuliefer-, Forschungs- und Vertriebspartner denkt. Der Konzern hat also definitiv einiges beizutragen, egal ob es um Klima- oder Coronakrise geht.

In der aktuellen Situation könnte das Management es sich leichtmachen und den Aktionären ein Klagelied singen, wie schlimm doch die Marktbedingungen seien. Es könnte aber auch die Ärmel hochkrempeln und seine Ressourcen mit den staatlichen Konjunkturprogrammen bündeln, um die Wirtschaft am Laufen zu halten und gleichzeitig robuster, effizienter und grüner zu gestalten. Es geht um viel!

Anscheinend hat der Aufsichtsrat um Jim Hagemann Snabe erkannt, dass eine Hängepartie bei der Kaeser-Nachfolge nun schädlich wäre. Der Weg nach vorne muss jetzt klar sein, damit Siemens zielgerichtet agieren kann. Früher als erwartet wurde der Betriebs- und Technikvorstand Dr. Roland Busch zum zukünftigen Chef ernannt — „spätestens zum 3. Februar 2020“ nach der Hauptversammlung.

Wie es nun weitergeht

Joe Kaeser wird sich jetzt vor allem auf sein letztes Großprojekt konzentrieren, nämlich die Abspaltung der Energy-Sparte. Von 70 % der Anteile will man sich direkt beim Börsenlisting trennen, wobei voraussichtlich ein Teil beim eigenen Pensionsfonds unterkommt und der andere Teil den Bestandsaktionären ins Depot gebucht wird. Diese Gratisaktien entsprechen einer Art Sonderdividende. Wer will, kann sie sofort zu Geld machen.

Um einen Abverkauf in großem Stil zu verhindern, wurden bereits Banken engagiert, die dabei helfen, die Kapitalmarktstory zu entwickeln und den Kurs zu stabilisieren. Eigentlich sollte Energy-Chef Michael Sen federführend für die Strategieentwicklung des Teilkonzerns verantwortlich sein. Offenbar kollidierte seine Idee aber mit derjenigen von Kaeser und dem Aufsichtsrat, sodass er und Finanzvorstand Klaus Patzak hinwarfen.

Nun müssen sich der neue Energy-Chef Christian Bruch und Kaeser zügig auf eine Linie einigen, um schon bald erläutern zu können, wie genau das neue Unternehmen aufgestellt sein wird. Werden dezentrale Energiespeicher und Wasserstoff in das Scheinwerferlicht gerückt? Wird die Windkrafttochter Siemens Gamesa (WKN: A0B5Z8) als eigenständige Beteiligung geführt oder stärker in den Konzern eingebunden?

Wie auch immer: Busch wird sich kaum noch mit der jahrelangen Problemsparte herumschlagen müssen, weil sie zu seinem Amtsantritt nur noch als Kapitalbeteiligung in der Bilanz stehen wird.

Alle Augen auf Busch

Da Busch bereits die Budgetplanung für das am 1. Oktober beginnende neue Geschäftsjahr verantworten wird, werden wir eine schrittweise Machtübernahme sehen. Die gewählten Sprachregelungen von Siemens deuten für mich darauf hin, dass Kaeser sich noch vor Ende dieses Jahres eine neue Aufgabe suchen wird. Auch Busch wird sich etwas umstellen müssen. Während jetzt noch sein operativ-technisches Know-how gefragt ist, wird es zukünftig auf das strategische Geschick ankommen.

Ob er die richtige Wahl für die Zukunft von Siemens ist, werden wir in den kommenden Monaten beobachten können. Siemens hat noch vor Kurzem 1 Mrd. Euro zu Minuszinsen eingesammelt und gehört damit zu den kreditwürdigsten Emittenten der Welt. Mit seiner Finanzdienstleistertochter kann der Konzern Kundenprojekte vorfinanzieren und sich damit seine eigenen Märkte schaffen. Potenziert wird das Ganze durch die nun anrollenden Förderprogramme im Umfang von Hunderten von Milliarden Euro.

Kaesers letztes Meisterstück soll der Energy-Börsengang sein. Buschs erstes Meisterstück muss die Bewältigung dieser Krise sein – für Siemens, aber auch für die Wirtschaft insgesamt. Während beispielsweise die Autoindustrie derzeit lahmt, könnten nun viele Milliarden in Richtung Krankenhaustechnik, Schienenverkehr, Energiewende und die Digitalisierung der Industrie fließen. Zu all diesen Themen kann Siemens eine Menge beitragen, wenn der 55-jährige Physiker nun die richtigen Hebel in Gang setzt.

Auf der nächsten Hauptversammlung will ich daher nicht hören, dass dieses Jahr alles so schlimm war, sondern dass Siemens seine Stärke genutzt hat, um Schlimmeres zu verhindern und in der Folge voll von seinen Wachstumspotenzialen zu profitieren. Wir halten also besser die Augen auf, was da im Busch ist.

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Ralf Anders partizipiert über ein von ihm betreutes Indexzertifikat an der Aktienentwicklung von Siemens und Siemens Gamesa. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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