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Märkte im Panik-Modus: Wie du jetzt ruhig bleibst und Foolish reagierst!

Bild: gettyimages

Vielleicht reiht mich der eine oder andere nach diesem Artikel als Crashpropheten ein. Ich möchte hiermit aber keine Prognose abgeben. Ich möchte uns lediglich auf ein Szenario einer schlimmeren Wirtschaftsflaute in der nahen Zukunft vorbereiten, da ich dieses für nicht unwahrscheinlich halte. 

Wir sind langfristig orientierte Anleger. Aller Wahrscheinlichkeit nach hätte ein solches Szenario keine großen Auswirkungen auf unser finanzielles Wohlbefinden in 5 bis 10 Jahren. Aber nur dann, wenn wir uns richtig verhalten, während sich das Szenario entfaltet. 

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Darum geht es mir in diesem Artikel. Denn jetzt haben wir noch die Gelegenheit, mit einem kühlen Kopf darüber nachzudenken. Das wird uns helfen, sollte das Szenario wirklich eintreten, da wir dann vermeiden können, zum falschen Zeitpunkt in Panik zu verfallen.

Ich möchte uns in drei Schritten zu der richtigen Einstellung führen. 

  1. Warum ich die Wirtschaft im Moment kurz-, vielleicht mittelfristig als besonders gefährdet einschätze.
  2. Wie wir als langfristig orientierte Anleger darüber nachdenken sollten.
  3. Was konkret wir heute tun sollten, um damit umzugehen. 

Warum gerade jetzt?

Es dürfte kein Geheimnis mehr sein, dass die Wirtschaft schon vor dem Ausbruch des Coronavirus in keinem ganz gesunden Zustand mehr war. Im September habe ich zum Beispiel den Einkaufsmanagerindex (EMI) erwähnt, der kein allzu schlechter Indikator für die kurzfristige Wirtschaftsentwicklung ist. Hier zum Beispiel der EMI für die USA in den letzten 25 Jahren:

Quelle: Tradingeconomics.com

Dann betrat das Coronavirus die Bühne. Das hat große Teile der chinesischen Wirtschaft für Wochen praktisch lahmgelegt. Selbst heute, über einen Monat nach dem Beginn des Stillstands, ist China noch weit davon entfernt, zur Normalität zurückzukehren. Das sieht man zum Beispiel an der Verkehrssituation, die für chinesische Verhältnisse total entspannt ist:

Quelle: Capitaleconomics.com

Die Krone setzte dem ganzen dann Ende der vergangenen Woche der Einkaufsmanagerindex für China auf:

Quelle: Tradingeconomics.com

Ich weiß nicht, wie oft man solche Zahlen in den letzten Jahrzehnten gesehen hat. Meine Vermutung ist, dass sich kaum ein bzw. gar kein Ökonom an so etwas während seiner Lebzeiten erinnern kann.

Das alles hat jetzt schon Auswirkungen auf unsere Wirtschaft. Denn in Zeiten von Just-in-time-Produktion und effizienten Lieferketten sind Unternehmen deutlich anfälliger. Selbst wenn nur eines von Hunderten oder Tausenden Teilen zum Beispiel eines Autos nicht in der Fabrik ist, müssen die Bänder stillstehen.

Daimler zum Beispiel musste das für 2020 geplante Produktionsziel des Elektrofahrzeugs EQS auf 30.000 halbieren. Der Grund dafür sollen Lieferschwierigkeiten bei Batteriezellen sein. Dasselbe Problem scheint Audi zu haben, weswegen die Produktion des E-Trons sogar temporär stillsteht. Vor ähnlichen Problemen könnten alle Unternehmen stehen, die China als Teil ihrer Lieferkette haben.

Und das passiert, obwohl bisher „nur“ China stillsteht oder -stand. Ich halte es für nicht unwahrscheinlich, dass uns in Europa Ähnliches widerfahren kann. Immerhin werden bereits alle möglichen Veranstaltungen abgesagt und die Menschen versuchen Reisen zu vermeiden. Ganze Gemeinden sind auch in Europa schon unter Quarantäne gestellt. Und wir befinden uns gerade einmal dort, wo sich China Anfang des Jahres befand, als noch keiner über das Virus sprach.

Aber sind das nicht temporäre Phänomene, die Auswirkungen auf das Hier und Jetzt haben, und sollte sich ab Frühjahr/Sommer die wirtschaftliche Aktivität nicht wieder normalisieren?

Das kann passieren. Und wir sollten darauf hoffen. Es gibt aber auch Gründe zu glauben, dass es anders kommen kann. Der Grund ist die Verschuldung vieler Unternehmen. Der Anteil sogenannter Zombieunternehmen ‒ das sind Unternehmen, die ihre Schulden gerade noch so bedienen können, wenn überhaupt ‒ ist in den letzten Jahren stark gestiegen. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich schätzt den Anteil der Zombieunternehmen auf einen zweistelligen Prozentsatz. 

Wenn nun die Produktion dieser Unternehmen für ein paar Wochen stillsteht oder die Nachfrage nach den Produkten ausbleibt, dann steht auch der Cashflow dieser Unternehmen still. Anders sieht es bei den Ausgaben aus, denn Mitarbeiter wollen ja schließlich weiter bezahlt werden. So kann das Virus durchaus zu einer höheren Insolvenzrate bei Unternehmen führen. Und Unternehmen sind Kunden anderer Unternehmen, wodurch eine Kettenreaktion ausgelöst werden könnte. So kann aus einer kleinen Rezession durchaus eine Depression werden. 

Nun, das muss nicht passieren. Immerhin pumpen die Zentralbanken wie verrückt Geld in das System. Und das ist nur ein Faktor. Es kann auch sein, dass sich das Virus nicht so stark ausbreiten wird und sich die Wirtschaft rechtzeitig erholen kann. Dieses Schreckensszenario kann daher durchaus vermieden werden. Aber man sollte seine Augen nicht davor verschließen, dass ein erhöhtes Risiko besteht, dass dies doch eintritt.

Wie soll ich damit umgehen?

Nun aber genug schwarzgemalt. Ich hoffe, ich versetze dich damit nicht in Panik. Auf der anderen Seite: besser jetzt in Panik verfallen als dann, wenn es alle tun. 

Aber Spaß beiseite. Zumindest teilweise, ein wenig Humor wollen wir doch immer behalten. Auch eine Depression, so schrecklich sie wäre, wird vorübergehen. Und genauso die finanziellen Schmerzen als Aktionär, die wohl unausweichlich damit einhergehen. 

Dafür muss man jedoch ein paar Dinge berücksichtigen. Und das sind die folgenden.

  1. Stecke kein Geld in den Aktienmarkt, das du in den nächsten 5 Jahren brauchen könntest.

Du willst nicht dazu gezwungen sein, deine Aktien zu verkaufen, wenn die Kurse am Boden sind, nur um deine Lebenshaltungskosten zu decken. 

  1. Besitze nur Unternehmen, die sehr gute Chancen haben, ein solches Szenario zu überleben.

Das heißt auf jeden Fall Finger weg von den oben genannten Zombieunternehmen. Aber auch von vielen anderen Unternehmen mit einer hohen Verschuldung oder einem höheren Risiko, in einen Liquiditätsengpass zu geraten. Unter „Was“ gehe ich etwas näher darauf ein, wie man das einschätzen kann.

  1. Denke wie ein Unternehmer, nicht wie ein Aktionär.

Ein Aktionär hat den Vorteil, dass er seine Unternehmensanteile schnell zu Bargeld machen kann, wenn er es möchte. Ein Unternehmer hingegen kann sein Unternehmen nicht einfach so verkaufen, wenn ihm danach ist. Dafür muss er schon etwas mehr tun, als auf einen „Verkaufen“-Knopf im Internet zu klicken.

Aber das will er in der Regel auch überhaupt nicht. Ein Unternehmer überlegt sich den Verkauf seines Unternehmens reichlich. Und er tut dies in der Regel nur unter ganz besonderen Umständen ‒ zum Beispiel, wenn er über den Ruhestand bzw. eine Nachfolge nachdenkt. Er wird sein Unternehmen niemals verkaufen, nur weil er in den kommenden 1 bis 2 Jahren weniger Umsatz und Gewinne erwartet.

Genauso sollten wir auch über unsere Unternehmen nachdenken! Warum sollten wir unsere Unternehmen denn verkaufen, nur weil wir für das Jahr 2020 und vielleicht 2021 weniger Umsatz erwarten? Das macht doch eigentlich keinen Sinn, oder? Zumindest, wenn man Punkt #1 und #2 vorher berücksichtigt hat.

Das bedeutet vor allem auch, dass man jetzt nicht seine Cashquote auf einen extremen Wert hochfahren sollte ‒ oder gar all seine Aktien verkaufen. Nein, wir wollen noch immer an Unternehmen beteiligt bleiben, um von deren Gewinnen, die sie auch in Zukunft machen werden, immer profitieren zu können.

Fällt dir etwas auf?

Ich erzähle dir gar nichts Neues.

Das sind genau die Dinge, die wir bei The Fool sowieso ständig predigen. Man vergisst sie nur schnell, wenn alle um einen herum in Panik verfallen. Ich hoffe, dass dir das nicht so gehen wird, wenn das das nächste Mal passiert. 

Was kann ich jetzt tun?

Ich würde mir als Erstes Gedanken darüber machen, ob ich die nächsten Jahre überbrücken kann, wenn die Aktienmärkte von heute auf morgen geschlossen wären und ich keinen Zugriff auf mein Aktienvermögen hätte. Wenn das nicht der Fall wäre, dann würde ich lieber jetzt einen Teil verkaufen, auch wenn dann die Chancen auf Gewinne im Falle des Nichteintretens für dieses Kapital nicht mehr vorhanden sind.

Dafür würde ich jedes Unternehmen in meinem Portfolio betrachten und erst einmal diejenigen Unternehmen verkaufen, die vielleicht gar nicht so gesund dastehen und eine größere Krise weniger wahrscheinlich überleben.

Dabei würde ich für jedes Unternehmen konkret die folgenden drei Dinge anschauen:

  1. Das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Eigenkapital
  2. Das Verhältnis von EBITDA zu den Zinszahlungen
  3. Der Rückgang des Freien Cashflows (Operativer Cashflow abzüglich CAPEX-Investitionen) des Unternehmens in den Jahren 2008‒2009

Man kann nicht pauschal sagen, welche Werte „sicher“ sind. Das hängt extrem vom Geschäftsmodell ab. Aber als Orientierung würde ich anfangen, Unternehmen ganz genau zu betrachten, wenn es die folgenden Werte aufweist:

  1. Nettoverschuldung/Eigenkapital > 100 %
  2. Gleichzeitig EBITDA/Zinsen
  3. Gleichzeitig negativer Cashflow 2008/09  > 10 % des Eigenkapitals von damals

Diese Betrachtungsweise funktioniert nicht so gut für Banken oder andere Unternehmen im Finanzsektor, die ihr Geld praktisch mit Schulden machen. Auch kann man damit nicht zu 100 % die Spreu vom Weizen trennen bzw. die Trennlinie ziehen zwischen gefährdeten und nicht gefährdeten Unternehmen. Trotzdem ist diese Übung durchaus hilfreich.

Worüber ich mir noch zusätzlich Gedanken machen würde: Welche Unternehmen erfüllen diese und noch mehr Foolishe Eigenschaften, die ich heute noch nicht besitze? Das könnten dann die perfekten Kandidaten sein, an denen man sich beteiligt, wenn sie als Schnäppchen auf den Markt kommen. 

Und was, wenn es nicht so kommt?

Ich möchte noch einmal betonen, dass das keine Prognose sein soll. Ich möchte nur, dass wir uns dem Risiko bewusst und ordentlich darauf vorbereitet sind. Sollte dieses Szenario nicht eintreten, dann ist es umso schöner.

Zwar nicht in allen Aspekten. Zum Beispiel würden die voraussichtlich auch deutlich niedrigeren Kurse am Aktienmarkt ausbleiben ‒ und damit großartige Kaufgelegenheiten bei Unternehmen, die wir schon immer kaufen wollten. Aber vor dem Hintergrund der sicherlich auch gesellschaftlich und politisch negativen und vielleicht auch längerfristigen Auswirkungen wünsche ich mir das nicht unbedingt.

In jedem Fall sollten wir sowohl die Chancen als auch die Risiken im Hinterkopf behalten und sie zu unseren Gunsten nutzen. Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel dazu beitragen kann.


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