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Haben die Weltbörsen wirklich 5.000 Milliarden Euro an Wert verbrannt?

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Foto: Getty Images

Die zahlenverliebte US-Presse überschlägt sich derzeit mit Superlativen. Noch nie seien die Börsen so schnell abgestürzt und noch nie gab es einen Einbruch von mehr als 3.500 Punkten innerhalb einer Woche beim Dow-Jones-Index.

Besonders beeindruckend: Die Weltbörsen sollen umgerechnet 5.000 Milliarden Euro an Wert verloren haben in diesen Tagen. Kann das wirklich sein? Und was bedeutet das überhaupt für Anleger? Lass uns das mal genauer auseinandernehmen.

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Erst einmal nachprüfen, also …

5.000 Mrd. Euro, das entspricht in etwa dem Wert aller 2019 produzierten Güter und Dienstleistungen von Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. Wenn also ein Schaden in dieser Größenordnung eingetreten sein soll, wäre das schon irgendwie heftig.

Zunächst müssen wir also wissen, wie groß die Marktkapitalisierung aller börsennotierten Gesellschaften weltweit ist. Die Weltbank nennt für 2018 einen Wert von 68.654 Mrd. US-Dollar. Statista kommt für Januar 2020 auf einen Anteil der dominanten US-Börsen in Höhe von 54,5 %.

Der aktuelle Wert der größten in den USA notierten Technologieunternehmen (Nasdaq 100) beträgt 10.746 Mrd. US-Dollar. Der breitere S&P 500, welcher viele dieser Aktien ebenfalls enthält und nach eigenen Angaben 80 % des US-Markts abdeckt, gibt eine Gesamtmarktkapitalisierung von 28.103 Mrd. US-Dollar an. Laut den Kalkulationen von Bloomberg lag der globale Wert Ende 2019 bei etwa 87 Mrd. US-Dollar.

Insgesamt darf man also auf Basis dieser Angaben davon ausgehen, dass alle Aktien zusammen im Bereich von 70 bis 90 Bio. US-Dollar (63 bis 81 Bio. Euro) liegen. Im Wochenbericht zum Stand 28. Februar von T.RowePrice werden Verluste zwischen 5,7 und 12,8 % bei den großen US-Indizes genannt, für japanische und europäische Indizes 9 bis 12 % und für chinesische etwa 5 %.

Da die meisten Börsen bereits am Freitag der Vorwoche etwas nachgegeben haben, denke ich, dass der Verlust in der Spitze sogar noch um ein gutes Stück mehr als 5 Bio. Euro gewesen sein muss, vielleicht sogar fast 8 Bio. Euro.

Was davon relevant ist

Für einen kurzen Moment im Februar fühlte sich die Menschheit also um 5.000 oder sogar 8.000 Mrd. Euro reicher als am Ende des Monats. Schon 5 Bio. sind genug Geld, um 500.000 Kliniken mit je 10 Mio. Euro Investitionen aufzurüsten. Oder um jedem der laut World Data Lab 600 Mio. extrem armen Menschen mit 8.000 Euro ein anderes Leben zu ermöglichen.

Bei solchen Vergleichen wirkt der Kursrückgang richtig tragisch. Allerdings müssen wir uns fragen, ob es Sinn ergibt, exakt die Zeitspanne vom Allzeithoch bis zum (Zwischen-)Tief der Korrektur zu betrachten. Ende Dezember hießen die Überschriften nämlich noch ganz anders: „2019 gewannen die weltweiten Aktienmärkte 17 Billionen US-Dollar an Wert hinzu“, titelte Ende Dezember CNBC.

Anders ausgedrückt: Von Anfang 2019 bis Ende Februar 2020 gab es trotz der jüngsten Korrektur einen sensationellen Wohlstandsgewinn von über 15 Bio. US-Dollar, da viele Börsen gegenüber dem Jahresanfang nur wenig eingebüßt haben. Die Börsen tun eben, was sie immer tun: Sie schwanken!

Wie es nun weitergeht

Die reale Wirtschaft funktioniert hingegen völlig anders als die stets aufgeregten Kursbewegungen. Dort gehen täglich Hunderte von Millionen Fachkräfte, Manager und Forscher ihrer Arbeit nach. Sie verarbeiten Informationen, planen für verschiedene Szenarien, optimieren Produkte, erledigen Aufgaben und organisieren Prozesse.

Während sich an den Börsen die Lage im Sekundentakt ändern kann, gleicht eine Arbeitswoche der anderen, wenn man eine Vogelperspektive einnimmt. Jeden Tag werden auch überall auf der Welt Hunderttausende Investitionen jeder Größe getätigt, von denen sich die Geldgeber eine schöne Rendite versprechen. Man darf davon ausgehen, dass letztere ähnlich schlau sind wie du und ich und es daher vermeiden, das Geld, über das sie verfügen, in den Sand zu setzen.

Es sind wohl solche Mechanismen, die André Kostolany im Sinn hatte, als er das Gleichnis vom Herrchen und Hündchen erfand. Auch jetzt, während der Coronakrise, gibt es zahllose Menschen, die Dinge verbessern und die Zukunft ersinnen – und damit auch unsere Wirtschaft wieder ein Stück voranbringen.

Das Hündchen mag also im Moment zurückrennen und das Herrchen etwas langsamer gehen, aber im Kern geht es weiter voran. Ich weiß nicht, ob das Hündchen schon im Rücken rennt und wie lange die Leine gezogen wird, aber für mich besteht kein Zweifel, dass die beiden sich auf ihrem Weg immer wieder treffen – also dann, wenn der Markt ausnahmsweise fair bewertet ist.

Unter diesen Umständen bietet es sich an, portionsweise über mehrere Monate hinweg sein Depot aufzustocken, um von den reduzierten Kursen zu profitieren, ohne das Risiko einzugehen, sich durch zu frühe und zu umfangreiche Aktienkäufe die Finger zu verbrennen.

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Ein erneutes Aufflammen von Corona in China, Krieg innerhalb Europas und eine schwächelnde Industrie in Deutschland in Zeiten hoher Inflation und steigender Zinsen. Das sind ziemlich viele Risiken, die deinem Depot nicht guttun.

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