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Vorsicht: Diese 3 DAX-Aktien wirken immer noch zu teuer

2 Frauen heben ablehnend ihre Hände Aktien
Foto: Getty Images

Die schlimmste Horrorwoche seit vielen Jahren liegt hinter uns. Nach euphorischem Aufstieg und wildem Gezocke kam nun der erwartbare Einbruch.

Anleger, die sich darauf vorbereitet haben, fragen sich jetzt, ob man schon wieder groß einsteigen sollte, nachdem viele Aktien herbe Verluste verzeichnet haben. Ich denke, dass man zumindest bei Linde (WKN: A2DSYC), Infineon (WKN: 623100) und Vonovia (WKN: A1ML7J) besser noch abwartet.

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Linde – größter Chemiekonzern der Welt???

Über weite Strecken des vergangenen Jahres habe ich mich über den Aufstieg von Linde zum wohl wertvollsten Chemiekonzern der Welt gewundert. Klar, die Fusion von zwei großen Wettbewerbern hat einen Marktführer erzeugt. Trotzdem steht der deutsch-amerikanische Gaselieferant weiterhin in hartem Wettbewerb. Schließlich ist Taiyo Nippon Sanso, eine Tochter der Mitsubishi Chemical, seit der Übernahme des Europageschäfts von Praxair auf allen Kontinenten stark präsent. Hinzu kommen regionale Konkurrenten wie die deutsche Messer Group.

Von daher würde ich über einen Konjunkturzyklus hinweg nicht mit wahnsinnig hohen Margen rechnen. Auch etwaige Größenvorteile dürften im Kerngeschäft minimal sein. Eine Bewertung im Bereich von zeitweise 120 Mrd. Euro bei einem Umsatz von 26 Mrd. Euro erscheint mir daher wenig nachvollziehbar für den Materiallieferanten und Anlagenbauer.

Zum Vergleich: Die HeidelbergCement (WKN: 604700) wird bei 19 Mrd. Euro Umsatz mit gerade einmal 11 Mrd. Euro bewertet. Dabei sind die Marktposition und die Geschäftsmodelle der beiden vergleichbar.

An meiner Skepsis ändert auch nichts, dass Lindes Marktkapitalisierung aktuell auf 98 Mrd. Euro abgetaucht ist. Damit ist der Konzern nämlich immer noch der zweitwertvollste im DAX, fast doppelt so teuer wie die viel größere BASF (WKN: BASF11). Wer sich noch erinnert, wie die Linde-Aktie im Zuge der Finanzkrise litt, der kann erahnen, was nun noch auf das Unternehmen zukommen könnte. 2008 gab es sogar eine glatte Halbierung. Davon sind wir nach dieser Korrektur noch weit entfernt.

Infineon – Megaübernahme in die Krise hinein

Ob aus Eitelkeit oder Ungeduld: Das Infineon-Management musste unbedingt einen 9 Mrd. Euro schweren Deal haben, der den Chiplieferanten in die globalen Top 10 hievt. Cypress Semiconductor ist vom Produktspektrum her sicherlich eine interessante Ergänzung zum bestehenden Geschäft. Zukünftig wird der Konzern beispielsweise einen großen Teil der wichtigen Bausteine für die Automobilelektronik aus einer Hand liefern können, von der Steuerung autonomer Fahrzeugfunktionen und den Leistungshalbleitern bis zum Infotainment.

Allerdings kommen lediglich etwa 2 Mrd. Euro Umsatz hinzu und sonderlich profitabel ist das Geschäft bisher auch noch nicht. Erst wenn die Integration abgeschlossen ist und das Absatzvolumen wie erhofft steigt, sollten höhere Margen herausspringen. Bis es so weit ist, könnte es allerdings noch etwas dauern, denn im Moment dürfte es schwierig sein, die Produktion hochzufahren. Viele Kundengruppen bestellen jetzt zurückhaltend.

Obwohl praktisch die gesamte Halbleiterbranche von der aktuellen Krise betroffen ist, steht der breit gestreute PHLX Semiconductor Sector Index immer noch 30 % höher als im letzten Frühsommer, als Infineon die Übernahme ankündigte. Das ist einerseits eine gute Sache, zeigt für mich aber auch, dass die potenzielle Fallhöhe noch sehr groß ist. Auch Bernstein-Analyst Stacy Rasgon geht davon aus, dass ein kurzfristig negativer Nachrichtenstrom die Halbleiteraktien weiter nach unten prügeln wird.

Von daher heißt es, geduldig abzuwarten und erst auf reduziertem Niveau einen Einstieg zu erwägen.

Vonovia – scheinbare Sicherheit

In unsicheren Zeiten zieht es Anleger typischerweise zu greifbaren Werten wie Gold oder Immobilien. Der größte Immobilienwert an der Frankfurter Börse heißt Vonovia. Mit seinem riesigen Portfolio an verwalteten Wohngebäuden erwirtschaftet der Konzern stetige Barmittelzuflüsse aus den Mieten.

Das wirkt attraktiv: Selbst jetzt, nach dem Rückgang um über 10 %, steht der Kurs noch immer deutlich höher als im Schnitt der letzten 12 Monate und der langfristige Aufwärtstrend scheint noch intakt zu sein. Das ist allerdings kein ehernes Gesetz. Schließlich wird die Gewinnmarge letztlich über die Differenz aus Mietzins und Darlehenszins definiert.

Der langfristige Trend, dass die Mieten steigen und die Zinsen sinken, könnte jedoch in diesem Jahr brechen. Besonders schlimm wäre — daran will man aufgrund der potenziellen Tragik kaum denken —, wenn der weltweit wütende Virus zu höheren Sterbezahlen als bisher erwartet führen würde. Der für Vonovia so lukrative Wohnungsmangel könnte dann in Leerstand und sinkende Mieten umschlagen. Wenn dann noch gleichzeitig die Zinswende einsetzt, sieht es düster aus. Auf den bilanzierten Wert des Immobilienbestands müssten milliardenschwere Abschreibungen erfolgen.

Selbst, wenn nur ein Teil dieser Befürchtungen eintritt, erwarte ich erhebliche Folgen für die Gewinnentwicklung und den Aktienkurs. 28 Mrd. Euro langfristige Schulden müssen über die kommenden Jahre schrittweise refinanziert werden. Das Eigenkapital betrug zum 30. September knapp 20 Mrd. Euro, gegenüber einer Marktkapitalisierung von immer noch über 27 Mrd. Euro. Wenn du mich fragst: Angesichts der Risiken sehe ich auf diesem Niveau noch nicht genug Sicherheitspuffer, um hier zuzugreifen.

In der Ruhe liegt die Kraft

Die Unsicherheit im Markt ist noch groß und es besteht kein Grund zur Eile. Sicherlich gibt es einige Aktien, in die man bereits jetzt guten Gewissens investieren kann. Nach einer Korrektur von zum Teil über 20 % gibt es wieder Perlen im Sonderangebot. Linde, Infineon und Vonovia gehören meiner Meinung nach nicht dazu — zumindest noch nicht.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. The Motley Fool besitzt keine der erwähnten Aktien.



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