Die eine Sache an der Elektromobilität, die bisher kein Autohersteller verstanden hat
Porsche (WKN: PAH003) mit dem Taycan, Audi (WKN: 675700) mit dem e-tron und seit Kurzem auch Daimler (WKN: 710000) mit dem Mercedes EQC: Die etablierten deutschen Premiumhersteller wagen sich langsam aus der Deckung, was die Elektromobilität angeht. Und trotz der nur eingeschränkten Wettbewerbsfähigkeit dieser E-Autos – die im Laufe des Artikels noch zum Thema wird – ist dieser Schritt zunächst einmal zu begrüßen.
Schließlich handelt es sich bei Elektroautos um einen riesigen Wachstumsmarkt. Die optimistischste Einschätzung kommt hier wohl von ARK Invest: Ihnen zufolge könnten im Jahr 2024 ganze 37 Millionen Stück verkauft werden. Die Konsensschätzungen bewegen sich etwas darunter und liegen laut ARK bei 6,5 Millionen Elektroautoverkäufen in 2024. Doch auch das wäre vom aktuellen Niveau aus immer noch mehr als eine Verdreifachung.
Klingt doch super – wo liegt nun das Problem?
Das Problem, das ich bisher speziell bei den deutschen Herstellern sehe, ist, dass man sich auf dieses Marktwachstum allzu sehr zu verlassen scheint, was die Verkaufszahlen angeht.
Dabei sind die oben erwähnten Stromer Taycan, e-tron und EQC im Vergleich mit der Konkurrenz nichts weiter als teure Stromfresser:
Core Efficiency Rating
(Batteriekapazität in kWh/Reichweite/Fahrzeuggewicht; je niedriger, desto besser) |
Preis in Deutschland | |
Porsche Taycan Turbo | 9,2 | ca. 105.600 Euro |
Audi e-tron 55 | 7,3 | 80.900 Euro |
Mercedes EQC | 8,3 | ca. 71.300 Euro |
Tesla Model Y | 5,8 | 56.000 Euro |
Quellen: Matt Joyce, ADAC
Im Grunde genommen zahlt man für diese Autos sowohl in der Anschaffung als auch während ihrer Lebenszeit mehr als für einen vergleichbaren Tesla (WKN: A1CX3T).
Nun lässt sich dieser rein rechnerische Unterschied natürlich durch die Verschiedenheit der Vorlieben hinsichtlich Design, Fertigungsland und Interieur relativieren. Doch wenn man gerne einen in Deutschland gefertigten Mercedes mit edlem Innenraum haben möchte, dann gibt es diesen auch als Verbrenner – und zwar deutlich günstiger und mit mehr Alltagstauglichkeit.
Mercedes GLC | Mercedes EQC | |
Grundpreis | ca. 46.200 Euro | ca. 71.300 Euro |
Reichweite | ca. 1.245 km (nach NEFZ) | ca. 460 km (nach NEFZ) |
Laden/Tanken | in fünf Minuten zu 100 % voll | in 40 Minuten zu 80 % voll |
Quelle: Daimler
Deutsche Elektroautos sind nicht attraktiv
Der EQC kann sich hier weder gegen die elektrische Konkurrenz durchsetzen noch gegen die mit Benzin betriebene. Dieses Fazit ließe sich auch bei den anderen beiden oben aufgeführten deutschen Elektromodellen ziehen. Es fehlt, wie man auf Neudeutsch so schön sagt, eine gute „Value Proposition“. Und solange die nicht da ist, werden nur wenige die Autos kaufen.
Hier liegt aus meiner Sicht der Knackpunkt und der Unterschied zwischen Tesla und so ziemlich jedem anderen Autohersteller: Tesla ist angetreten, um langfristig Elektrofahrzeuge anbieten zu können, die besser sind als jeder Verbrenner. Das ist ein hoch gestecktes Ziel und es wird dauern, dieses zu erreichen, doch bisher verfolgt das Unternehmen diese Zielsetzung mit hartem Willen und erreicht Zwischenerfolg um Zwischenerfolg.
Etablierte Hersteller sehen Elektroautos bisher als Beiwerk zu ihrem Produktangebot. Aus scheinbar gutem Grund: Warum sollte man sein profitables Verbrennergeschäft absichtlich kannibalisieren und dafür riesige Investitionen oder sogar vorübergehende Verluste in Kauf nehmen?
Aus meiner Sicht, weil diese Strategie ein großes Risiko birgt: Während etablierte Autobauer wenig attraktive Elektroautos auf den Markt bringen und erwarten, dass das allgemein erwartete Marktwachstum die Verkäufe schon nach oben ziehen wird, werden Neueinsteiger wie Tesla nur wenig Rücksicht auf die anderen Hersteller nehmen.
Das wird die Elektroautoverkäufe von BMW (WKN: 519000), Daimler, Volkswagen (WKN: 766403) und den internationalen Autokonzernen in engen Grenzen halten.
Skalenvorteile, fallende Batteriekosten und technologische Fortschritte könnten es Tesla außerdem schon in wenigen Jahren ermöglichen, auch für den kleinen Geldbeutel attraktive Elektroautos herzustellen. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, wo es auch für das Verbrennerbusiness beginnt, düster auszusehen.
Es mag auf den ersten Blick paradox erscheinen – doch der einzige Weg aus der Klemme scheint momentan ein möglichst tiefer Schnitt ins eigene Fleisch zu sein, ohne dabei auszubluten.
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Christoph Gössel besitzt Aktien von Tesla. The Motley Fool besitzt und empfiehlt Aktien von Tesla und empfiehlt BMW.